Hallo Schachfreunde, nach einigen Problemchen mit meinem eMail-Programm ist auch die Aussenstelle Leimen wieder sendebereit. Der erste Test mit "Schach in der Pulvermühle (0)" ist zwar gelungen, auf die zunächst geplanten Fortsetzungen mit täglich aktuellen Berichten vom Großmeisterturnier habe ich aber verzichtet. In der Zwischenzeit haben sich bei mir einige Dinge aus dem Internet ange- sammelt, die ich nach und nach ohne Kommentar auf die Reise schicken werde. Beginnen will ich heute mit einer Geschichte, die Toni in der "Schatztruhe" der Pulvermühle gefunden hat. Den Endstand vom Turnier in der Pulvermühle sowie vom Hochofenturnier (jetzt Corus), bei dem noch bis 30.01. fast die komplette Weltelite am Start ist, und Ergebniss von der Bundesliga wird es noch in diesem Monat geben. Aus dem Blindenschach liegen z.Zt. keine aktuellen Berichte vor. Viel Spaß beim Lesen wünscht -aus dem (noch) schneefreien Leimen- herbert Warum der Laie gegen den Meister keine Chance hat von Großmeister Michael Bezold Ein Mensch sitzt da, ein schläfrig Trüber, Ein anderer döst ihm gegenüber, Sie reden nichts, sie stieren stumm, Mein Gott, denkst Du, sind die zwei dumm Die Verse, mit denen ein Schachgedicht von Eugen Roth beginnt, mögen so manchem Zeitgenossen aus der Seele sprechen – zumindest solchen, die nicht verstehen können, wie man sein Herzblut für Schach vergießen kann. Wie kann man so lange seine Gedanken über eine bestimmte Stellung verschwenden. Müsste ein (Groß-) Meister nicht längst alle Varianten kennen? Weit gefehlt. Denn Schach lebt vom ständigem Zuwachs an Wissen, von Diskussionen über Haupt- und Nebenvarianten. So können nach dem erstem Zug bereits 400 verschiedene Stellungen entstehen. James Mason rechnete in früherer Zeit einmal aus, wie viele Möglichkeiten es gibt, die ersten zehn Züge zu spielen. Heraus kommt eine Zahl mit 33 Stellen – eine unvorstellbar große Zahl. Noch viel immenser ist die Zahl der Möglichkeiten in einer Partie, die 40 Züge dauert. Dies ist aber Zahlenjongliererei und hat mit Schach nur noch am Rande zu tun. Die meisten Züge sind so abwegig, dass sie für die praktische Anwendung nicht in Frage kommen. Eine Eröffnung folgt idealer Weise immer einer inneren Logik und hat ein positionelles Ziel. Jeder, der diesen logischen, strukturellen Aufbau nicht nachvollziehen kann, muss im Laufe des Spiels mit katastrophalen Konsequenzen rechnen. Und das ist genau der Grund, weshalb ein schwächerer Spieler gegen einen Meister keine Chance hat. Die begrenzten Möglichkeiten, die in jeder Stellung verborgen liegen, sind dem Experten besser vertraut bzw. werden von ihm schneller erkannt. In den modernen Großmeisterpartien besteht der ganze Kampf aus Versuchen, durch geschicktes positionelles Manövrieren minimale Stellungsvorteile zu erarbeiten. Viele Partien stehen für einen Spieler 30 oder 40 Züge lang ständig auf Verlust, weil er sich einen unpräzisen Eröffnungszug erlaubt hat. Kenner und Kiebitze nicken dann überlegen und bemerken: "Nach dem 12. Zug war die Partie verloren." In der Fähigkeit, positionelle Entwicklungen zu sehen und zu antizipieren, liegt die Leistung eines guten Spielers. Die Partie als Einheit zu beurteilen und unter vielen akzeptablen Zügen wirklich den besten zu finden – das macht Schach zu diesem faszinierenden Spiel, das dem oberflächlichen Betrachter verborgen bleibt. Aber der erfahrene Turnierspieler wird pikanterweise nicht nur nach diesen schachspezifischen Rastern seine Entscheidung fällen, sondern auch die Vorlieben und insbesondere die Abneigungen der Gegners für gewisse Stellungstypen einfließen lassen. Von entscheidendem Vorteil ist es dabei, seinen Gegenüber mit sogenannten Neuerungen jenseits der bekannten Theorie zu überraschen. Diese werden immer häufiger in der häuslichen Vorbereitung und Analyse sowie mit Hilfe der kleinen Mikrochips ausgetüftelt und genau durchgerechnet. Und so muss ein Außenstehender letztlich doch Respekt und Anerkennung für die Liebhaber des königlichen Spiels aufbringen und den Schlussversen Eugen Roths zustimmen: Und die du hielst für niedere Geister, erkennst du jetzt als hohe Meister.