Hallo Schachfreunde, "Schach am laufenden Band" ist der Titel einer Kassettenzeitschrift, die vor 15 Jahren von Günther Schöchlin ins Leben gerufen wurde und heute von Peter Dössel (Elmshorn) herausgegeben wird. Zum Jahresbezugspreis von DM 30,-- (wer die 12 Kassetten behalten will, zahlt jährlich DM 48,--) gibt es monatlich auf einer 90er Kassette - wie der Titel schon sagt - ...Schach am laufenden Band - z.B. aktuelle Schachpartien - auch aus dem Blindenschach, Kombinationen, Endspiele, Studien, Schachtraining, seltene Gambits, Eröffnungsfallen und andere Reinfälle. Wer Interesse an einer kostenlosen Probeausgabe hat, meldet sich bei Heinrich Traub, Peter Dössel, Anton Lindenmair oder Herbert Lang. Peter Dössel hat für diese Zeitschrift die Abkürzung SCHALB erfunden; wir haben einen Bericht über eine etwas ausgefallene Veranstaltung entdeckt - den SCHLAUF. Vorher recht ausführlich ein Thema, das bei den niederländischen Meisterschaften heftig diskutiert wurde - Mensch gegen Maschine. Irren ist menschlich - aber wenn man richtig Mist bauen will, braucht man einen Computer - ich habe einen - es grüßt herbert Lang Fritz in Holland geteilter Dritter (gefunden auf der Homepage von ChessBase) Mit einer Niederlage in der letzten Runde gegen John van der Wiel beschloß Fritz die Niederländische Meisterschaft. Der mit Tiviakov und van der Sterren geteilte dritte Platz ist das beste Ergebnis, das ein Schachprogramm je unter echten Turnierbedingungen erspielt hat. Bosboom und van der Sterren hatten jedoch ihre Punkte aus Protest gegen die Computerteilnahme kampflos abgegeben. Aus den real gespielten Partien ergibt sich eine Eloleistung von knapp 2600. Favorit Loek van Wely errang verdient den Titel. Fritz' Verlustpartien gegen van Wely und van der Wiel kamen durch geschickte Anwendung von Anticomputerstrategien zustande, mit denen diese Spieler tiefes Verständnis typischer Computerschwächen bezeugten. Die nach wie vor auffallende Verwundbarkeit von Schachprogrammen gegenüber strategischen Königsangriffen in geschlossenen Stellungen erscheint tröstlich. Viele Spieler hatten den Wettstreit mit Computern bereits vorschnell öffentlich aufgegeben und dürfen nun ein wenig aufatmen. So lautet trotz des großmeisterlichen Abschneidens von Fritz das moralische Endergebnis: 1-0 für die Menschheit. Umso spannender dürften die nächsten spektakulären Mensch-Maschine Wettkämpfe in Frankfurt und Dortmund werden. Natürlich suchen die Programmautoren Frans Morsch (Fritz) und Amir Ban (Junior) inzwischen fieberhaft nach einem Gegengift gegen das gefürchtete Anticomputerschach. Weil eine überzeugende Gewinnpartie mehr sagt als tausend Worte, müssen sie damit rechnen, in den kommenden Turnieren damit dauernd konfrontiert zu werden. Mensch gegen Computer - Sollen Schachcomputer an Turnieren der Menschen teilnehmen? (Umfrage der Zeitschrift "SCHACH") Die Teilnahme von Fritz an der Holländischen Meisterschaft sorgt nicht nur ins unserem Nachbarland für viel Wirbel. "Schach" befragte zahlreiche in- und ausländische Persönlichkeiten, ob Schachcomputer an Turnieren der Menschen teilnehmen sollen. Lesen Sie die Meinung der beiden Super-GM Fide-Weltmeister Alexander Khalifman und Boris Gelfand, von Fritz-"Trainer" Thomas Luther sowie von Hans-Walter Schmitt, dem Cheforganisator der Frankfurt Chess Classics, bei denen Fritz schon seit Jahren mitspielt. Alexander Khalifman, Russland, Fide-Weltmeister: In kommerziellen (nicht-offiziellen) Turnieren wie Frankfurt, Dortmund usw. sind "Pentium-Spieler" willkommen, besonders wenn ihre Teilnahme mit den Anstrengungen der Organisatoren verknüpft ist, weitere Sponsoren anzuziehen und mehr Beachtung in der Öffentlichkeit zu erreichen. Dies sollte jedoch nicht zu irgendwelchen Unbequemlichkeiten für die Spieler führen (so sollte beispielsweise niemand gezwungen sein, die Züge im Display einzugeben). Weiterhin muss die Eröffnungsbibliothek und das Programm selbst allen Teilnehmern vor Turnierbeginn zugesandt werden (ich spreche hauptsächlich von starken Rundenturnieren) oder keinem, damit Chancengleichheit bei der Vorbereitung gewahrt wird. Ich denke jedoch, dass Computer an offiziellen Wettkämpfen wie zum Beispiel nationalen Meisterschaften generell nicht teilnehmen sollten - das ist fast schon absurd. Boris Gelfand, Israel, Super-Grossmeister: Ich denke, dies ist eine sehr wichtige Frage. Strenge Regeln müssen aufgestellt werden. Meiner Meinung nach dürfen Computer an keinerlei offiziellen Wettkämpfen (Landesmeisterschaften usw.) teilnehmen, da diese Veranstaltungen für die Mitglieder der nationalen Verbände ausgerichtet werden, zu denen Computer nicht gehören. Leider sind die Holländer nicht die ersten, die Computern die Teilnahme an offiziellen Turnieren gestatten. In diesem Jahr durften Maschinen an der Israelischen Mannschaftsmeisterschaft teilnehmen. Dies hat das öffentliche Interesse an der Liga nicht gesteigert (das ist das Hauptargument, welches ich für die Teilnahme von Computern höre), wurde indes von einigen Klubs ausgenutzt, um die Kosten für die Bezahlung von Spielern zu senken. Nun geben sogar die grössten Verfechter dieser Idee zu, dass sie nicht funktioniert hat. Die Benutzung von Eröffnungs- und Endspielbüchern ist während der Partie verboten ("normale" Spieler werden disqualifiziert, wenn sie während der Partie beispielsweise in einem Eröffnungsbuch nachschlagen), jedoch aus unerfindlichen Gründen den Computern erlaubt - warum? Ich denke, es ist möglich, Computer bei privaten Turnieren und Show-Vorstellungen zuzulassen, jedoch sollten dafür starke Einschränkungen auferlegt werden: 1. Jeder einzelne Teilnehmer hat das Recht, den Kampf gegen einen Computer abzulehnen. 2. Wie wir zur Zeit sehen, liegt die Hauptstärke der Schachprogramme (Fritz, Junior usw.) ausserhalb der Programme selbst. Sehen wir nur, was es Deep Junior erging, als er sich gegen Xie Jun plötzlich aus seinem Eröffnungsbuch gebracht sah. Oder stellen wir uns diese Programme auf 286er Prozessoren vor! Wir können schlussfolgern, dass all die Programme nur durch die Weiterentwicklung der Prozessoren und durch den Gebrauch von Eröffnungs- und Endspielbüchern (was nach Fide-Regeln streng verboten ist) stärker werden. Ein weiteres Problem der Teilnahme von Schachcomputern an Turnieren liegt darin, dass die Chancengleichheit der Menschen nicht mehr gewahrt ist. Diejenigen, die in der ersten Runde (eines Tages oder Turnieres) gegen einen Computer antreten, haben einen grossen Vorteil gegenüber denjenigen, die in der jeweils letzten Runde gegen die Maschine spielen müssen. Als Hauptargument für die Teilnahme von Computern höre ich immer wieder, dass dadurch das Interesse am Schach vestärkt wird. Ich denke jedoch, es handelt sich grösstenteils um Werbung für die Computer, die Vorteile für die Schachwelt erscheinen sehr zweifelhaft. So denke ich beispielsweise, dass einer der Hauptgründe für die gegenwärtige Krise der Schachwelt das Kasparow-Deep Blue Match ist. Thomas Luther, Deutschland, Grossmeister: Diese Frage müssen jeweils Organisatoren und Spieler entscheiden. Generell ist gegen die Teilnahme eines Schachcomputers an einem Turnier nichts einzuwenden, zumal zur Zeit Großmeister und Schachcomputer gleiche Ergebnisse erzielen können. Wenn sich deshalb Medien und Sponsoren für unser Spiel interessieren, so wie es jetzt bei der holländischen Meisterschaft der Fall ist, dann profitieren alle davon. Nach langer Arbeit mit Fritz kann ich sagen, dass Schachcomputer viele Schwächen haben und auch in den nächsten Jahren noch schlagbar sind. Dass sich einige Spieler vor einer Schachpartie mit einem Computer fürchten, ist mir unverständlich. Hans-Walter Schmitt, Cheforganisator der Frankfurt Chess Classics: "Das Einzige was Schach fehlt ist Geld". Viele engagierte Veranstalter versuchen, den Preisfonds mit Geld von Sponsoren zu füllen, die in irgendeiner Weise mit Schach in Verbindung zu bringen sind. Computer, Schachprogramme und das Medium "Internet" gehören zweifelsfrei dazu und sind nützlich bei der effektiven Entwicklung des modernen Schachmarktes, genauso wie akustische und optische Übertragungssysteme vor Ort, die den Service für Zuschauer und Kunden "live" garantieren. Die Sponsoren wollen ein "Return of Invest" sehen und nicht der Allmacht des Weltmeisters oder des Weltschachpräsidenten ständig ausgeliefert sein. Der Weltschachbund Fide und die nationalen Förderationen haben völlig versagt bei der eigenen Marktsegment-Entwicklung und die unorganisierten Großmeister sind Individualisten und stehen sich selbst im Wege beim Spiel gegen oder mit Computer und den herrschenden Marktgesetze. Angebot und Nachfrage ist das größte Missverständnis in der Schachszene. Bei offiziellen Meisterschaften müssen Regeln gelten, die klar vereinbart sind zwischen Teilnehmern, Veranstaltern und Geldgebern. Dies scheint in der holländischen Meisterschaft nicht der Fall gewesen zu sein, deshalb verstehe ich die Aufregung bei den Spielern. Kein Verständnis habe ich für Spieler, die nach 4 Zügen aufgeben, im ersten Zug remis vereinbaren oder Partien verkaufen, denn sie betrügen die Zuschauer, ihre Kollegen, den Veranstalter, die Sponsoren und vor allem sich selbst! Da war mir ein für bessere Bedingungen kämpfender Sportsmann wie Bobby Fischer lieber mit seiner Methode: "Wenn, dann - wenn nicht, dann nicht,.. aber dies konsequent! Bei den Frankfurt Chess Classic ist dies seit Jahren thematisiert worden und durch ein eindeutiges Qualifikationssystem geregelt worden und dennoch ist die Edition 2000 zu einer Frage der höheren Diplomatie geworden, der Veranstalter muß immer der Vermittler zwischen den Interessen der Sponsoren, Spielern, Medien und Zuschauern sein. Es geht nur Miteinander, niemals über große Zeiträume gegeneinander. Der Neid auf erfolgreiche Unternehmen wie ChessBase, Kasparov, IBM oder Siemens bringt uns im Schach nicht weiter. SCHLAUF 2000 Lauf- und Denksport miteinander zu kombinieren, diese Idee der Schachgemeinschaft Rheine hat sich durchgesetzt. Zum dritten Mal trafen sich laufende Schachspieler und schachspielende Läufer zum äSchlaufô, einem Kombinationswettbewerb aus einem 10 km-Lauf und einem Schnellschachturnier. Dieser Wettkampf, der vor zwei Jahren als äSchnapsideeô ins Leben gerufen wurde, hat sich inzwischen zu einem ernstzunehmenden Wettbewerb entwickelt und ist aus dem Turnierprogramm der Schachgemeinschaft nicht mehr wegzudenken. 22 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter zum ersten Mal auch eine Dame, kamen am vergangenen Sonntag nach Rheine, um an diesem einzigartigen Duathlon teilzunehmen. Bei bestem Laufwetter gingen die Sportler um 10.00 Uhr auf die landschaftlich schöne und gut ausgeschilderte Strecke entlang der Ems. Die idealen Bedingungen führten dazu, dass fast alle Läufer ihre bisherigen Bestzeiten unterboten und der Sieger des Laufwettbewerbes, Jens Patommel aus Viersen, mit der Superzeit von 36,13 min ins Ziel kam. Um Platz zwei wurde hart gefightet. Im Sekundenabstand kamen gleich drei Läufer ins Ziel. Michael Schlenger aus Köln-Norf wurde mit 39,22 min zweiter, vor dem Sieger des Schlaufwettbewerbes 1998, Wilhelm Welzel aus Ibbenbüren, der nur fünf Sekunden später ankam. Lokalmatador Thomas Ritter lief mit 39,25 min eine persönliche Bestzeit und belegte Platz 4. Aber auch die anderen Teilnehmer absolvierten keinen äWandertagô, was die Tatsache deutlich macht, dass 17 Teilnehmer unter 50,00 min blieben. Besonders hervorzuheben ist dabei die Leistung von Hans Thieme. Der 67-jährige Rechtsanwalt aus Frankfurt zeigte so manchem jungen Läufer die Hacken und kam mit stolzen 40,01 min als fünfter ins Ziel. Nach einem erfrischendem Sprung in das Wasser des Hallenbades ging es um 14.00 Uhr mit dem Schnellschachturnier weiter, was Turnierleiter Helmut Drees zu der Bemerkung veranlasste: äDer Schlauf ist das einzige Schachturnier, bei dem alle Teilnehmer frischgeduscht an den Start gehen. Bei fünf Teilnehmern mit einer Schachwertungszahl (DWZ) über 2000 war das Schnellschachturnier für Rheinenser Verhältnisse außergewöhnlich gut besetzt und wäre selbst als Einzelturnier ein Highlight gewesen. Hier siegte nach sieben Runden Carsten Stanetzek von den Schachfreunden aus Lohmar, der nur einen halben Zähler abgab. Nach Beendigung des Schachturniers waren alle gespannt auf die Gesamtwertung. Bei der Ausgeglichenheit in der Spitzengruppe gab es keinen eindeutigen Favoriten, und so fiel das Endergebnis dann auch denkbar knapp aus. Matthias Stephan und Bernd Pröschold hatten nach beiden Wettbewerben die gleiche Punktzahl erreicht. Da nach dem Reglement in diesem Fall der Sportler mit dem besseren Schachergebnis gewinnt, heißt der Sieger des ôSchlauf 2000ô Bernd Pröschold aus Olpe. Ein siebter Platz beim Laufen in 40,23 min und ein dritter Platz beim Schach mit 5,0 Punkten reichten dem sympathischen Studenten zum Gesamtsieg. Der riesige Wanderpokal geht somit für mindestens ein Jahr ins Sauerland. Matthias Stephan aus Lohmar wurde zweiter vor seinem Vereinskameraden Carsten Stanetzek. Bester Rheinenser war Thomas Ritter auf Platz 11. Für die drei Erstplazierten gab es Pokale, die einzige Dame im Feld wurde besonders geehrt. Für ihren Mut, in die Domäne der Männer einzudringen, erhielt Aranka Hermanns aus Neuss einen Bildband über Rheine und Umgebung. Sie wird damit diesen Tag und unsere Heimatstadt sicherlich in guter Erinnerung behalten. Somit fiel das Fazit der SG Rheine auch sehr positiv aus. Für das nächste Jahr strebt man ein noch größeres Teilnehmerfeld und eine internationale Beteiligung an. Der Termin für den äSchlauf 2001ô wurde auf den 27. Mai festgesetzt. Aber nach dem diesjährigen Wettbewerb steht eines fest: Wer den äSchlauf 2001ô gewinnen will, muss die 10 km in mindestens 40,00 min laufen und eine DWZ von 2100 besitzen. Wer hätte das vor zwei Jahren geahnt. Gesamtergebnis SCHLAUF 2000 in Rheine: 1. Bernd Pröschold SF Olpe DWZ 2102 2. Matthias Stephan SF Lohmar 1974 DWZ 2177 3. Carsten Stanetzek SF Lohmar 1974 DWZ 2177 4. Hans Thieme Sfr Frankfurt DWZ 1921 (22 Teilnehmer)