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Info-Mail Schach Nr. 52



Hallo Schachfreunde,
"Schach am laufenden Band" ist der Titel einer Kassettenzeitschrift, die vor
15 Jahren von Günther Schöchlin ins Leben gerufen wurde und heute von Peter 
Dössel (Elmshorn) herausgegeben wird. Zum Jahresbezugspreis von DM 30,--
(wer die 12 Kassetten behalten will, zahlt jährlich DM 48,--) gibt es 
monatlich auf einer 90er Kassette - wie der Titel schon sagt - ...Schach am 
laufenden Band - z.B. aktuelle Schachpartien - auch aus dem Blindenschach, 
Kombinationen, Endspiele, Studien, Schachtraining, seltene Gambits, 
Eröffnungsfallen und andere Reinfälle. Wer Interesse an einer kostenlosen
Probeausgabe hat, meldet sich bei Heinrich Traub, Peter Dössel, Anton 
Lindenmair oder Herbert Lang.
Peter Dössel hat für diese Zeitschrift die Abkürzung SCHALB erfunden;
wir haben einen Bericht über eine etwas ausgefallene Veranstaltung entdeckt -
den SCHLAUF. Vorher recht ausführlich ein Thema, das bei den niederländischen
Meisterschaften heftig diskutiert wurde - Mensch gegen Maschine.
Irren ist menschlich - aber wenn man richtig Mist bauen will, braucht man
einen Computer - 
ich habe einen - es grüßt
herbert Lang 


Fritz in Holland geteilter Dritter
(gefunden auf der Homepage von ChessBase)

Mit einer Niederlage in der letzten Runde gegen John van der Wiel beschloß
Fritz die Niederländische Meisterschaft. Der mit Tiviakov und van der
Sterren geteilte dritte Platz ist das beste Ergebnis, das ein
Schachprogramm je unter echten Turnierbedingungen erspielt hat. Bosboom und
van der Sterren hatten jedoch ihre Punkte aus Protest gegen die
Computerteilnahme kampflos abgegeben. Aus den real gespielten Partien ergibt
sich eine Eloleistung von knapp 2600. Favorit Loek van Wely errang verdient
den Titel.
Fritz' Verlustpartien gegen van Wely und van der Wiel kamen durch geschickte
Anwendung von Anticomputerstrategien zustande, mit denen
diese Spieler tiefes Verständnis typischer Computerschwächen bezeugten. Die
nach wie vor auffallende Verwundbarkeit von Schachprogrammen gegenüber
strategischen Königsangriffen in geschlossenen Stellungen erscheint
tröstlich. Viele Spieler hatten den Wettstreit mit Computern bereits
vorschnell öffentlich aufgegeben und dürfen nun ein wenig aufatmen. So
lautet trotz des großmeisterlichen Abschneidens von Fritz das moralische
Endergebnis: 1-0 für die Menschheit. Umso spannender dürften die nächsten
spektakulären Mensch-Maschine Wettkämpfe in Frankfurt und Dortmund werden.
Natürlich suchen die Programmautoren Frans Morsch (Fritz) und Amir Ban
(Junior) inzwischen fieberhaft nach einem Gegengift gegen das gefürchtete
Anticomputerschach. Weil eine überzeugende Gewinnpartie mehr sagt als
tausend Worte, müssen sie damit rechnen, in den kommenden Turnieren damit 
dauernd konfrontiert zu werden.


Mensch gegen Computer -
Sollen Schachcomputer an Turnieren der Menschen teilnehmen?
(Umfrage der Zeitschrift "SCHACH")
Die Teilnahme von Fritz an der Holländischen Meisterschaft sorgt nicht nur
ins unserem Nachbarland für viel Wirbel. "Schach" befragte zahlreiche in-
und ausländische Persönlichkeiten, ob Schachcomputer an Turnieren der
Menschen teilnehmen sollen. Lesen Sie die Meinung der beiden Super-GM
Fide-Weltmeister Alexander Khalifman und Boris Gelfand, von Fritz-"Trainer"
Thomas Luther sowie von Hans-Walter Schmitt, dem Cheforganisator der
Frankfurt Chess Classics, bei denen Fritz schon seit Jahren mitspielt.

Alexander Khalifman, Russland, Fide-Weltmeister:
In kommerziellen (nicht-offiziellen) Turnieren wie Frankfurt, Dortmund usw.
sind "Pentium-Spieler" willkommen, besonders wenn ihre Teilnahme mit den
Anstrengungen der Organisatoren verknüpft ist, weitere Sponsoren anzuziehen
und mehr Beachtung in der Öffentlichkeit zu erreichen. Dies sollte jedoch
nicht zu irgendwelchen Unbequemlichkeiten für die Spieler führen (so sollte
beispielsweise niemand gezwungen sein, die Züge im Display einzugeben).
Weiterhin muss die Eröffnungsbibliothek und das Programm selbst allen
Teilnehmern vor Turnierbeginn zugesandt werden (ich spreche hauptsächlich
von starken Rundenturnieren) oder keinem, damit Chancengleichheit bei der
Vorbereitung gewahrt wird.
Ich denke jedoch, dass Computer an offiziellen Wettkämpfen wie zum Beispiel
nationalen Meisterschaften generell nicht teilnehmen sollten - das ist fast
schon absurd.


Boris Gelfand, Israel, Super-Grossmeister:
Ich denke, dies ist eine sehr wichtige Frage. Strenge Regeln müssen
aufgestellt werden. Meiner Meinung nach dürfen Computer an keinerlei
offiziellen Wettkämpfen (Landesmeisterschaften usw.) teilnehmen, da diese
Veranstaltungen für die Mitglieder der nationalen Verbände ausgerichtet
werden, zu denen Computer nicht gehören.
Leider sind die Holländer nicht die ersten, die Computern die Teilnahme an
offiziellen Turnieren gestatten. In diesem Jahr durften Maschinen an der
Israelischen Mannschaftsmeisterschaft teilnehmen. Dies hat das öffentliche
Interesse an der Liga nicht gesteigert (das ist das Hauptargument, welches
ich für die Teilnahme von Computern höre), wurde indes von einigen Klubs
ausgenutzt, um die Kosten für die Bezahlung von Spielern zu senken. Nun
geben sogar die grössten Verfechter dieser Idee zu, dass sie nicht
funktioniert hat.
Die Benutzung von Eröffnungs- und Endspielbüchern ist während der Partie
verboten ("normale" Spieler werden disqualifiziert, wenn sie während der
Partie beispielsweise in einem Eröffnungsbuch nachschlagen), jedoch aus
unerfindlichen Gründen den Computern erlaubt - warum?
Ich denke, es ist möglich, Computer bei privaten Turnieren und
Show-Vorstellungen zuzulassen, jedoch sollten dafür starke Einschränkungen
auferlegt werden:
1. Jeder einzelne Teilnehmer hat das Recht, den Kampf gegen einen Computer
abzulehnen.
2. Wie wir zur Zeit sehen, liegt die Hauptstärke der Schachprogramme (Fritz,
Junior usw.) ausserhalb der Programme selbst. Sehen wir nur, was es Deep
Junior erging, als er sich gegen Xie Jun plötzlich aus seinem Eröffnungsbuch
gebracht sah. Oder stellen wir uns diese Programme auf 286er Prozessoren
vor! Wir können schlussfolgern, dass all die Programme nur durch die
Weiterentwicklung der Prozessoren und durch den Gebrauch von Eröffnungs- und
Endspielbüchern (was nach Fide-Regeln streng verboten ist) stärker werden.
Ein weiteres Problem der Teilnahme von Schachcomputern an Turnieren liegt
darin, dass die Chancengleichheit der Menschen nicht mehr gewahrt ist.
Diejenigen, die in der ersten Runde (eines Tages oder Turnieres) gegen einen
Computer antreten, haben einen grossen Vorteil gegenüber denjenigen, die in
der jeweils letzten Runde gegen die Maschine spielen müssen.
Als Hauptargument für die Teilnahme von Computern höre ich immer wieder,
dass dadurch das Interesse am Schach vestärkt wird. Ich denke jedoch, es
handelt sich grösstenteils um Werbung für die Computer, die Vorteile für die
Schachwelt erscheinen sehr zweifelhaft. So denke ich beispielsweise, dass
einer der Hauptgründe für die gegenwärtige Krise der Schachwelt das
Kasparow-Deep Blue Match ist.


Thomas Luther, Deutschland, Grossmeister:
Diese Frage müssen jeweils Organisatoren und Spieler entscheiden. Generell
ist gegen die Teilnahme eines Schachcomputers an einem Turnier nichts
einzuwenden, zumal zur Zeit Großmeister und Schachcomputer gleiche
Ergebnisse erzielen können. Wenn sich deshalb Medien und Sponsoren für unser
Spiel interessieren, so wie es jetzt bei der holländischen Meisterschaft der
Fall ist, dann profitieren alle davon.
Nach langer Arbeit mit Fritz kann ich sagen, dass Schachcomputer viele
Schwächen haben und auch in den nächsten Jahren noch schlagbar sind. Dass
sich einige Spieler vor einer Schachpartie mit einem Computer fürchten, ist
mir unverständlich.


Hans-Walter Schmitt, Cheforganisator der Frankfurt Chess Classics:
"Das Einzige was Schach fehlt ist Geld". Viele engagierte Veranstalter
versuchen, den Preisfonds mit Geld von Sponsoren zu füllen, die in
irgendeiner Weise mit Schach in Verbindung zu bringen sind. Computer,
Schachprogramme und das Medium "Internet" gehören zweifelsfrei dazu und sind
nützlich bei der effektiven Entwicklung des modernen Schachmarktes, genauso
wie akustische und optische Übertragungssysteme vor Ort, die den Service für
Zuschauer und Kunden "live" garantieren. Die Sponsoren wollen ein "Return of
Invest" sehen und nicht der Allmacht des Weltmeisters oder des
Weltschachpräsidenten ständig ausgeliefert sein. Der Weltschachbund Fide und
die nationalen Förderationen haben völlig versagt bei der eigenen
Marktsegment-Entwicklung und die unorganisierten Großmeister sind
Individualisten und stehen sich selbst im Wege beim Spiel gegen oder mit
Computer und den herrschenden Marktgesetze. Angebot und Nachfrage ist das
größte Missverständnis in der Schachszene.
Bei offiziellen Meisterschaften müssen Regeln gelten, die klar vereinbart
sind zwischen Teilnehmern, Veranstaltern und Geldgebern. Dies scheint in der
holländischen Meisterschaft nicht der Fall gewesen zu sein, deshalb verstehe
ich die Aufregung bei den Spielern. Kein Verständnis habe ich für Spieler,
die nach 4 Zügen aufgeben, im ersten Zug remis vereinbaren oder Partien
verkaufen, denn sie betrügen die Zuschauer, ihre Kollegen, den Veranstalter,
die Sponsoren und vor allem sich selbst! Da war mir ein für bessere
Bedingungen kämpfender Sportsmann wie Bobby Fischer lieber mit seiner
Methode: "Wenn, dann - wenn nicht, dann nicht,.. aber dies konsequent!

Bei den Frankfurt Chess Classic ist dies seit Jahren thematisiert worden und
durch ein eindeutiges Qualifikationssystem geregelt worden und dennoch ist
die Edition 2000 zu einer Frage der höheren Diplomatie geworden, der
Veranstalter muß immer der Vermittler zwischen den Interessen der Sponsoren,
Spielern, Medien und Zuschauern sein. Es geht nur Miteinander, niemals über
große Zeiträume gegeneinander. Der Neid auf erfolgreiche Unternehmen wie
ChessBase, Kasparov, IBM oder Siemens bringt uns im Schach nicht weiter.


SCHLAUF 2000

Lauf- und Denksport miteinander zu kombinieren, diese Idee der
Schachgemeinschaft Rheine hat sich durchgesetzt. Zum dritten Mal trafen sich
laufende Schachspieler und schachspielende Läufer zum äSchlaufô, einem
Kombinationswettbewerb aus einem 10 km-Lauf und einem Schnellschachturnier.
Dieser Wettkampf, der vor zwei Jahren als äSchnapsideeô ins Leben gerufen
wurde, hat sich inzwischen zu einem ernstzunehmenden Wettbewerb entwickelt
und ist aus dem Turnierprogramm der Schachgemeinschaft nicht mehr
wegzudenken.
22 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter zum ersten Mal auch
eine Dame, kamen am vergangenen Sonntag nach Rheine, um an diesem
einzigartigen Duathlon teilzunehmen. Bei bestem Laufwetter gingen die
Sportler um 10.00 Uhr auf die landschaftlich schöne und gut ausgeschilderte
Strecke entlang der Ems. Die idealen Bedingungen führten dazu, dass fast
alle Läufer ihre bisherigen Bestzeiten unterboten und der Sieger des
Laufwettbewerbes, Jens Patommel aus Viersen, mit der Superzeit von 36,13 min
ins Ziel kam. Um Platz zwei wurde hart gefightet. Im Sekundenabstand kamen
gleich drei Läufer ins Ziel. Michael Schlenger aus Köln-Norf wurde mit 39,22
min zweiter, vor dem Sieger des Schlaufwettbewerbes 1998, Wilhelm Welzel aus
Ibbenbüren, der nur fünf Sekunden später ankam. Lokalmatador Thomas Ritter
lief mit 39,25 min eine persönliche Bestzeit und belegte Platz 4. Aber auch
die anderen Teilnehmer absolvierten keinen äWandertagô, was die Tatsache
deutlich macht, dass 17 Teilnehmer unter 50,00 min blieben. Besonders
hervorzuheben ist dabei die Leistung von Hans Thieme. Der 67-jährige
Rechtsanwalt aus Frankfurt zeigte so manchem jungen Läufer die Hacken und
kam mit stolzen 40,01 min als fünfter ins Ziel.
Nach einem erfrischendem Sprung in das Wasser des Hallenbades ging es um
14.00 Uhr mit dem Schnellschachturnier weiter, was Turnierleiter Helmut
Drees zu der Bemerkung veranlasste: äDer Schlauf ist das einzige
Schachturnier, bei dem alle Teilnehmer frischgeduscht an den Start gehen.
Bei fünf Teilnehmern mit einer Schachwertungszahl (DWZ) über 2000 war das
Schnellschachturnier für Rheinenser Verhältnisse außergewöhnlich gut besetzt
und wäre selbst als Einzelturnier ein Highlight gewesen. Hier siegte nach
sieben Runden Carsten Stanetzek von den Schachfreunden aus Lohmar, der nur
einen halben Zähler abgab.
Nach Beendigung des Schachturniers waren alle gespannt auf die
Gesamtwertung. Bei der Ausgeglichenheit in der Spitzengruppe gab es keinen
eindeutigen Favoriten, und so fiel das Endergebnis dann auch denkbar knapp
aus.
Matthias Stephan und Bernd Pröschold hatten nach beiden Wettbewerben die
gleiche Punktzahl erreicht. Da nach dem Reglement in diesem Fall der
Sportler mit dem besseren Schachergebnis gewinnt, heißt der Sieger des
ôSchlauf 2000ô Bernd Pröschold aus Olpe. Ein siebter Platz beim Laufen in
40,23 min und ein dritter Platz beim Schach mit 5,0 Punkten reichten dem
sympathischen Studenten zum Gesamtsieg. Der riesige Wanderpokal geht somit
für mindestens ein Jahr ins Sauerland. Matthias Stephan aus Lohmar wurde
zweiter vor seinem Vereinskameraden Carsten Stanetzek. Bester Rheinenser war
Thomas Ritter auf Platz 11.
Für die drei Erstplazierten gab es Pokale, die einzige Dame im Feld wurde
besonders geehrt. Für ihren Mut, in die Domäne der Männer einzudringen,
erhielt Aranka Hermanns aus Neuss einen Bildband über Rheine und Umgebung.
Sie wird damit diesen Tag und unsere Heimatstadt sicherlich in guter
Erinnerung behalten.
Somit fiel das Fazit der SG Rheine auch sehr positiv aus. Für das nächste
Jahr strebt man ein noch größeres Teilnehmerfeld und eine internationale
Beteiligung an. Der Termin für den äSchlauf 2001ô wurde auf den 27. Mai
festgesetzt.
Aber nach dem diesjährigen Wettbewerb steht eines fest: Wer den äSchlauf
2001ô gewinnen will, muss die 10 km in mindestens 40,00 min laufen und eine
DWZ von 2100 besitzen. Wer hätte das vor zwei Jahren geahnt.

Gesamtergebnis SCHLAUF 2000 in Rheine:
1. Bernd Pröschold   SF Olpe         DWZ 2102
2. Matthias Stephan  SF Lohmar 1974  DWZ 2177
3. Carsten Stanetzek SF Lohmar 1974  DWZ 2177
4. Hans  Thieme      Sfr Frankfurt   DWZ 1921
(22 Teilnehmer)             
            

            
           
          


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