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Info-Mail Schach Nr. 142


Hallo Schachfreunde,

heute kommt Info_mail Schach mit einem kurzen Bericht von einem
Blindenschachturnier in der Türkei zu Euch. Es folgt die Turnierausschreibung
für ein Schnellschachturnier in Nürnberg und dann gibt es noch etwas
Lektüre für das höchstwahrscheinlich verregnete Wochenende. Ideale
Voraussetzungen also für unser Hobby.

Ein trockenes warmes Plätzchen wünscht
Toni aus dem stürmischen Augsburg


Vom 16. - 19. Juli 2001 war Istanbul (Stadtteil Florya) der Austragungsort
für ein Mannschaftsturnier im Blindenschach. Es wurde in einem "Sommercamp"
für Behinderte gespielt. Ausrichter des Turniers war der Blindensport-Club
von Istanbul (IGES).

Die sechs Mannschaften spielten ein vollrundiges Turnier an vier Brettern.
Die Bedenkzeit betrug je zwei Stunden pro Spieler für die gesamte Partie.

Dem Veranstalter war es gelungen, einen Sponsor für dieses Turnier zu
gewinnen, so dass Unterkunft und Verpflegung, sowie das Ausflugsprogramm
kostenlos waren. Es ist geplant, das Turnier im kommenden Jahr mit mehr
Mannschaften zu wiederholen.

Am Ende siegte etwas überraschen Ungarn vor den beiden punktgleichen
Mannschaften aus Rumänien und Polen, wobei Ungarn und Rumänien etwa mit
der Mannschaft auftraten, die kurz darauf auch beim Weltcup in
Gelsenkirchen spielte, während sich Polen mit der zweiten Garnitur
begnügte.

An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen, mich bei Dr. Kerim Altinok
für die Übersendung eines Berichts von diesem Turnier zu bedanken.

                Internationales Mannschaftsturnier Istanbul 2001

                           16.07.2001 bis 19.07.2001
                                 Rundenturnier

 1. Ungarn..........................  15,5  8: 2
 2. Rumänien........................  14,0  8: 2
 3. Polen...........................  14,0  7: 3
 4. Türkei I........................  10,0  5: 5
 5. Iran............................   6,0  2: 8
 6. Türkei II.......................   0,5  0:10


Die BSG Nürnberg richtet in diesem Jahr wieder ein
Max-Hübschmann-Gedächtnisturnier aus. Am Samstag, den 20.10.2001 sind alle
aktuellen und insbesondere alle ehemaligen BSG'ler eingeladen.

Selbstverständlich sind auch alle Schachspieler die nicht der BSG angehört
haben herzlich eingeladen. Das Turnier findet in der Zeit von 13 bis 19 Uhr
statt. Es werden 5 Runden CH-System mit einer Bedenkzeit von je 20 Minuten
gespielt. Ein Startgeld von DM 5,- wird erhoben. Preise erhalten die
ersten 3.

Ansprechpartner für dieses Turnier ist Harald Ettl, Fürth.
Seine E-Mail-Adresse lautet: GMRamazzotti@aol.com


Kontinentalwettkampf: Europa gegen Asien
16. bis 20. September in Batumi (Georgien)

Zum ersten Mal kommt es zu einem Vergleich der Kontinente im Schach zwischen
Europa und Asien. Schach hat in Asien, besonders in China, in den letzten
Jahren einen ungeheuren Aufschwung genommen. Mit Xie Jun stellt China die
Schachweltmeisterin, die chinesische Frauenmannschaft ist die stärkste der
Welt. In Indien ist FIDE-Weltmeister Anand der populärste Sportler des
Landes. In China, Indien, aber auch Vietnam wächst eine große Anzahl von
Talenten heran. Viele der ehemaligen Staaten der UdSSR gehören ebenfalls zu
Asien. Schach hat hier eine jahrzehntelange Tradition.
Organisator des Wettkampfes ist die Europäische Schach Union. Vor Ort ist
Zurab Asmaiparshvili der Hauptorganisator. Asmaiparashvili ist vielen
Schachfreunden als starker Großmeister bekannt, er ist aber außerdem auch
der Präsident der Georgischen Schachföderation. Er spielt selbst in der
Mannschaft Europas mit, da er aber viele organisatorische Aufgaben hat, hat
die Europamannschaft einen Mann mehr aufgeboten, um ihn zu entlasten.

Zwei Deutsche sind in Batumi beteiligt: Christopher Lutz spielt für die
Europamannschaft und Alexander von Gleich ist Kapitän der Europamannschaft.
Wer ist Alexander von Gleich...?
Der Wettkampf wird im Opernhaus von Batumi, im Süden Georgiens am Schwarzen
Meer in Ajara gelegen, stattfinden.


Wer ist Alexander von Gleich?
Mannschaftskapitän der Europamannschaft
"Nein, für Schach interessiere ich mich nicht mehr."
Fünf Minuten später: "Ich habe mir russische Bücher über Botvinnik bestellt.
Sehr unterhaltsam: Weil er seinen Gegnern oft haushoch überlegen war, kann
man die Pläne glasklar erkennen. Schau dir stattdessen die Partien heutiger
Spieler an. Einer hat einen Plan. Der andere verhindert es usw., am Schluss
entscheidet der Zufall in Zeitnot."
Kurz danach: "Meine Familie lässt mir keine Zeit mehr für Schach."
Dann mit freudigem Gesichtsausdruck: "Ich habe mir gerade ein Paket mit
vielen neuen Schach-Büchern schicken lassen."
Schließlich noch: "Smyslow: Meine besten Partien - Hast Du es gelesen? Nur
Gewinn- und Remispartien. Wenn es danach geht, hat er gegen manche Gegner
niemals gespielt."
Oder: "Anand gegen Leko, gestern. Ich glaube Leko hätte im 17.Zug besser
(...) gespielt."
Es folgen ca. 20 Anekdoten aus der georgischen Schachszene: Wer mit wem
verfeindet ist und wer mit wem nicht spricht, zum Beispiel.
Alexander von Gleich ist ein Phänomen. Glaubt man seinen Aussagen, hat er
dem Schach schon seit Langem abgeschworen und erinnert sich eigentlich
nicht, es jemals gespielt zu haben. Es interessiert ihn einfach nicht mehr.
Und er hat auch keine Zeit dafür, denn entweder nimmt ihn sein zeitraubender
Beruf in Anspruch oder seine junge Familie. Irgendwie schaffte er es aber,
sich trotzdem auch über die kleinsten Entwicklungen auf dem Laufenden zu
halten. Gerade hat er das ausgezeichnete Buch von John Watson über die
Benoni-Verteidigung gelesen und ist bereit jeden mit den dort empfohlenen
Varianten in Grund und Boden zu blitzen. Die Partien des Züricher
Schnellschachturniers oder jedes anderen großen Turniers, sind ihm nicht
entgangen. Er hat sie im Internet live verfolgt, mindestens zeitversetzt
nachgespielt. Natürlich könnte er die wichtigsten Partien kurz auswendig
vorführen, falls gewünscht.
In der Hamburger Schachszene ist Alexander von Gleich noch bestens bekannt.
Zusammen mit den gleichaltrigen Matthias Wahls und Hannu Wegner galt er als
das "Siegertrio von Eimsbüttel"
Wegen seiner eifrigen Theoriekenntnisse hatte Alexander in seiner Jugendzeit
übrigens in Anspielung auf eine häufig verwendete Beurteilung von Varianten
den Spitznamen "Alexander Plus Gleich". Seine Eltern fanden Alexanders
Vorliebe für das Schach wenig begeisternd. Oft verschwanden seine Bücher
irgendwo auf dem Dachboden. Aber so richtig konnten sie Ihren Sohn nicht von
seiner Liebe zum Schach abbringen. Sein zweites großes Hobby war die
russische Sprache, die Alexander während seiner Schulzeit erlernte.
Alexander machte eine Banklehre in Hamburg (Dresdner Bank, Jungfernstieg:
Wie alle Mitarbeiter irgendeines der Geschäfte am Jungfernstieg hatte auch
Alexander seinerzeit einen heftigen Zusammenstoß mit der gefürchteten
"Volksschauspielerin" Inge M., auch "Mutter der Nation" genannt.), später
studierte er BWL in Bonn.
In der Saison 1987/88 spielte Alexander von Gleich noch in der Zweiten Liga
Nord, dann kam der studienbedingte  Wechsel nach Bonn, wo er für Godesberg
erst in der NRW-Liga (98/90), dann in der Zweiten Liga West (90/91) spielte.
Vor der Saison 91/92 wechselte er zum Erstligisten Bochum (bis 92/93), 93/94
wechselte er wieder zurück nach Godesberg (bis 97/98), zum Teil spielte er
da schon nur noch sporadisch. In dieser Zeit hat er noch einige Open und
Rundenturniere gespielt: Lugano Open 1989, St. Augustin 1990 Krumbach Open
1991, Bern Open, Bonn GSK und einige andere.
Nach Abschluss des Studiums verschlug es Alexander aufgrund seiner
ausgezeichneten russischen Sprachkenntnisse fast zwangsläufig nach Russland,
bzw. in die Staaten der früheren Sowjetunion. Erst arbeitete er im Auftrag
seines Arbeitgebers, einer Frankfurter Unternehmensberatung, die für die
Europabank und Weltbank Aufträge durchführt, in Samara und Novosibirsk.
Schließlich kam er 1997 nach Georgien. Sein Auftrag lautete, ein Bank zu
gründen und aufzubauen. Inzwischen gehört die von Alexander von Gleich
geleitet Bank Microfinance Bank of Georgia zu den größten des Landes. Der
Hauptsitz ist in der Hauptstadt Tiflis, aber es gibt in allen größeren
Städten Filialen.


Gelegentlich sponsert seine Bank auch kleinere Schachturniere in Georgien.
Es gehört dann zu den guten Gepflogenheiten im Land, dass der Repräsentant
des Sponsors auch eingeladen wird oder sogar am Schnell- oder Blitzturnier
ein bisschen mitspielt. Neu ist, dass der Sponsor die Profis manchmal vom
Brett fegt. Die frühere Weltmeisterin Tschiburdanidze staunte nicht
schlecht, als sie beim Turnier anlässlich des Jubiläums des georgischen
Schachverbandes gegen den Bankdirektor keine Schnitte bekam. Und das auch
noch vor laufender Fernseh-Kamera. Glück im Unglück: In Georgien ist man
ausgesprochen höflich und so dachte das Publikum, dass Ihre Heldin mit
Absicht verloren hätte.
Georgien ist für seinen guten Wein und für seine schönen Frauen berühmt.
Auch Alexander von Gleich hat in Georgien sein privates Glück gefunden. Die
Hochzeit mit seine Frau Nino wurde in Tiflis im engsten Familienkreis
gefeiert. Das müssten so 500-1000 Gäste gewesen sein, wenn man Alexanders
Berichten über die Größe georgischer Familienclans glauben schenken darf.
Alexander und Nino haben zwei Söhne, die natürlich auch ihre Rechte
einfordern und so bleibt tatsächlich nicht mehr viel Zeit übrig, sich nicht
für Schach zu interessieren.
Alexander von Gleich und seine Bank sind auch als kleiner Nebensponsor an
dem Kontintalwettkampf Europa-Asien beteiligt. Aus diesem Grund hat
Cheforganisator Zurab Asmaiparashvili ihn zum Kapitän der europäischen
Mannschaft ernannt.


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