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Info-Mail Schach Nr.147


Hallo Schachfreunde,
bei Toni ist die Schublade mit Meldungen vom Blindenschach leer und damit
ich das "Senden" nicht verlerne, gibt es heute aus Leimen einige
Schachnachrichten aus dem Internet. Fündig geworden bin ich auf den
empfehlenswerten Seiten -
www.schach.com und www.chessbase.de
BUNDESLIGA und EUROPAPOKAL sind die Themen.
Zum Start der deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Herren gibt es die
üblichen Spielereien mit den Elozahlen. Ich habe bewußt die vielen (zu
vielen?) Zahlen stehen lassen - ich meine aber, es fehlen ganz wichtige
andere Zahlen. Welche Beträge zahlen die Sponsoren für die teuren Stars und
vor allem wie lange noch? Werden diese auch noch "eingeflogen", wenn das
Saisonziel schon bzw. nicht mehr erreicht werden kann?
An einer Reform der Liga wird schon lange gearbeitet - Ergebnisse?
Gelungen scheint der neue Austragungmodus beim Europapokal zu sein,
wie der Bericht von der Insel Kreta zeigt.
Viel Spaß beim Lesen und viel Liebe zum Schachspiel wünscht
Herbert Lang

"Wer noch nie Brett und Figuren verschenken, die Turnierbücher verbrennen
und die Schachuhr zum Wecker umbauen wollte, der hat das Schachspiel nie
richtig geliebt" (H. H. Ohms)

BUNDESLIGA
Bald geht es wieder los: Die Bundesliga startet am 6.und 7.Oktober in die
neue Saison. Gleich in der ersten Runde kommt es in Bonn auch zum ersten
Spitzenkampf. Porz trifft auf Titelverteidiger Lübeck. Außerdem in Bonn am
Start: Gastgeber Godesberger SK und Lübecks  Reisepartner Hamburger SK. Die
Veranstaltung findet im Casino des Bonner Bundesfinanzministeriums (Eingang
Arminiusstr., Sa. ab 14Uhr, So ab 9Uhr, Eintritt frei) statt. Außerdem wird
es eine Live-Übertragung im Internet geben, die von schach.com organisiert
wird. Ursprünglich war der Lübecker Sponsor Galaxis als Organisator der
Internet-Übertragung im Gespräch. Nachdem der Porzer Sponsor Wilfried
Hilgert gegen  Internetübertragungen von Partien seiner Mannschaft Protest
eingelegt hat (Verletzungsgefahr der Spieler durch Kabel, Ruhestörung,
Geschäftemacherei), hat Galaxis verzichtet. Der Protest wurde inzwischen
allerdings abgewiesen. Kurz vor Beginn der Saison hat Magdeburg seine
Mannschaft zurück gezogen, weshalb die Liga nun mit nur 15 Mannschaften
spielen muss. Dies bestärkt die Kräfte, die eine Reform der Liga
anstreben.
Mannschaftsaufstellungen:
Porz verpflichtet den jungen Franzosen Bauer (2576) und den Niederländer
Reindermann (2537). Es gehen der Spanier Illescas Cordoba und die Legende
Vlastimil Hort. Letzterer hoffentlich nicht für lange. 2653 ELO-Punkte ist
die Truppe durchschnittlich an den ersten 8 Brettern stark. Unglaubliche
2624 Punkte im Durchschnitt der ersten 14 Bretter.
Solingen verstärkt sich mit Lautier (2667) an Brett 2. Der Franzose
Fressinet (2606) ersetzt Robert Hübner. Die Klingenstätter werden somit zum
ELO-Vize-Favorit. 2647 Punkte bringen die Top8, aber "nur" 2583
die ersten 14.
Lübeck ist nur noch die ELO Nr. 3. Die Spitzenbretter sind zwar unverändert,
doch büßten sie durch die Bank in der letzten Saison ELO-Punkte ein. Der
starke Spanier Vallejo Pons (2630) stößt ins Team. Die deutschen
Feigenblätter Blauert und Cladouras sind verschwunden. Somit gilt es auch
auf dem Papier: der deutsche Meister spielt ohne einen einzigen Deutschen.
2644 DurchschnittsELO der Top8 bedeuten jedoch nur Platz drei auf der
Favoritenliste.
Nataf und Andrei Sokolov sind neu in Tegernsee. Aufsteiger Stuttgart
beschert uns ein Wiedersehen mit deutschen Stars wie Jörg Hickl und
Christian Gabriel, sowie den Jungstars Bunz- und Buhmann. Mit einem
ELO-Durchschnitt von 2508 (Top8) dürften sie im Oberhaus ein gewichtiges
Wörtchen mitreden. Plauen verstärkt sich mit dem Polen Markowski (2548).
Neukölln muß auf Atalik und Bunzmann verzichten, doch bringt den Ungarn
Kallai (2555).Castrop bekommt ein neues Gesicht: Georgiev, DeVreugt und
Döttling kommen. VD Sterren, Rogers und King gehen. Ohne spektakuläre
Änderungen: Bremen, Wattenscheid, Godesberg und Hamburg SK.
Der Königspringer Hamburg bringt als nominell Schwächster im
Durchschnitt der ersten 8 Bretter 2333 Punkte ans Brett.
Das reine deutsche Team besteht aus einem IM und 4 FM. Der
Rest ist titellos. West-Aufsteiger Heiligenhaus startet mit den
Russen Tregubov und Landa. Die hübsche Skripchenko-Lautier sitzt am 3.
Brett. Ost-Aufsteiger Erfurt beschert der Bundesliga Thomas Luther am
Spitzenbrett.
Torben Denker weist drauf hin: Dem Leser sei in Erinnerung gerufen, daß nur
zwei Nicht-EU-Ausländer gleichzeitig eingesetzt werden dürfen. Somit ist der
Wert des Durchschnitts der ersten 8 Brettern als Kennzahl rein statistischer
Natur. Korrigiert man dies beispielsweise bei Porz und Solingen, so beträgt
der Wert des "elostärksten" einsetzbaren Teams 2647 und 2644 statt 2653 und
2647 Punkte. Lübeck bleibt hiervon unbetroffen, unter den ersten Acht sind
nur Bareev und Epischin Nicht-EU-Ausländer. Hier bleibt es bei 2644 Punkten.
EUROPAPOKAL
Ratlos stand Rainer Knaak mit seinem Modemkabel in der Hotelhalle in Kreta,
die Angestellten zuckten mit den Schultern. Da kam ein griechischer
Weinbauer mit seinem Eselskarren die staubige Straße entlang. "Internet!" -
stammelte der Fremde am Wegesrand, der ängstlich sein Notebook umklammerte
und auch etwas von Schachpartien faselte. Internet? - Hatte nicht der Freund
des Sohnes der Tochter seines Vetters Dimitros einmal davon erzählt? Aber ja
doch, in Rethimnon, kaum zwei Tage entfernt, da gab es ein Cafe mit
Internet. Er wird ihn hinbringen, den Fremden. Und der Karren setzte sich
schaukelnd in Bewegung. Nicht ganz, aber fast so muss es sich auf Kreta
abgespielt haben, damit Rainer Knaak seinen Bericht schicken konnte.
Hier ist er:
Mannschafts-Europameisterschaft - Kleine Nachlese
Mit Norilsky Nikel aus Russland gewann eine der Favoriten die
Mannschafts-Europameisterschaft. Nur ein einziges Mal ging eine Partie
verloren (Svidler-Grischuk 1-0). Erfreulich aus deutscher Sicht: Lars Thiede
(Sfr. Berlin-Neukölln) gewann die Goldmedaille an Brett 5 (6 aus 7!) und
Sven Joachim (Werder Bremen, 5,5 aus 7) die Silbermedaille an Brett 6 und
eine GM-Norm. Herzlichen Glückwunsch!
Der 17. Europapokal ist Geschichte, die Zufriedenheit ist ganz allgemein.Die
Europäische Schachunion ist mit dem Format sehr zufrieden, die
Austragungsform im Schweizer System hat sich bewährt. Die Organisatoren auf
Kreta sind glücklich, dass sie die Veranstaltung mit mehreren 100 Teilnehmer
erfolgreich über die Bühne gebracht haben. Für die große Mehrheit der
Teilnehmer war es eine gelungene Synthese aus Urlaub und der Ausübung ihres
Hobbys an einem wunderschönen Ort.
Rein sportlich wurde der Papierform genüge getan - die Mannschaften an der
Spitze konnte man da auch von vornherein erwarten. Mit Norilsky Nikel hat
eine Mannschaft gewonnen, die eine Anteil sehr junger Spieler (Grischuk,
Malakhov) und erfahrener Haudegen (Dolmatov, Glek) besitzt. Die
entscheidenden Siege holten: gegen Warschau (Grischuk-Bareev 1-0,
Krasenkow-Rustemov 0-1, Gdanski-Glek 0-1), Sarajevo (Dolmatov-Dreev 1-0,
Smirin-Grischuk 0-1, Rublevsky-Georgiev 1-0) und St. Petersburg
(Rublevsky-Sakaev 1-0, Malakhov-Pigusov 1-0). Man sieht an dieser kleinen
Statistik, dass fast alle Spieler an den Bigpoints beteiligt waren. Es ging
nur eine Partie verloren (Svidler-Grischuk 1-0).
Aus deutscher Sicht gab es einige kleine "Nebenerfolge". Lars Thiede, 31,
(Berlin-Neukölln) holte mit 6 aus 7 eine Goldmedaille am 5. Brett und Sven
Joachim, 32, (Werder Bremen) kam auf 5,5 aus 7, was neben der Silbermedaille
an Brett 6 auch eine Großmeisternorm (Normen waren ausdrücklich bei 7
Partien zugelassen) bedeutete. Nebenbei war diese Norm auch ein Indiz dafür,
dass sich Werder Bremen häufig an den vorderen Tischen befand. Am Ende
fehlte leider im Kampf der letzten Runde gegen Porto ein halber Punkt, um
den elogemäßen Rang 10 auch wirklich einzunehmen.
Endstand -
  1- Norilsky Nikel                          (RUS)  13:1   29,5
  2- Polonia Plus GSM Warsaw                 (POL)  12:2   26,5
  3- Gazovik                                 (RUS)  11:3   27,0
  4- Danko Donbass                           (UKR)  11:3   25,0
  5- Bosna Sarajevo                          (BIH)  10:4   29,5
  6- S-Petersburg LTD                        (RUS)  10:4   25,0
  7- Kiseljak                                (BIH)   9:5   26,5
  8- Beer Sheva Chess Club                   (ISR)   9:5   26,0
  9- Shlomo Har-Zvi Tel Aviv                 (ISR)   9:5   22,5
 10- Hellir Chess Club                       (ISL)   8:6   26,0
 11- Merkur Versicherungen Graz              (AUT)   8:6   25,0
 18- SV Werder Bremen                        (GER)   8:6   19,5
 25- Schachfreunde Neukolln                  (GER)   6:8   23,0
 28- Asker SK                                (NOR)   6:8   19,5
 29- SK Hohenems                             (AUT)   6:8   19,0
 37- Randaberg SK                            (NOR)   4:10  12,5
 (39 Mannschaften)

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