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Info-Mail Schach Nr. 162


Hallo Schachfreunde,
vom Computervirus befreit, wage ich einige schachliche Informationen zu
verschicken. Als Virus-Betroffener kann ich dringend empfehlen, die
Bemerkungen von Toni in der Nr. 160 zu beachten. Bitte auch daran denken,
dass (angeblich) von bekannten Adressen abgeschickte Mails böse
Überraschungen enthalten können - also auf keinen Fall zweifelhafte Anlagen
öffnen und die Mails sofort löschen.
Mit ganz anderen Problemen hat zur Zeit der deutsche Blindenschachmeister
Dieter Bischoff zu kämpfen. Beim Titelturnier des Deutschen Schachbundes in
Altenkirchen ist ein erlesenes Feld von GM, IM und FM am Start - jeder halbe
Punkt ist als Erfolg zu werten. Nach sechs Runden hat er einen FIDE-Meister
besiegt und gegen 2 weitere Titelträger remisiert.
(Telefonanruf während ich hier schreibe - remis mit Schwarz in Runde 7 - für
die beiden letzten Runden fordern die Fans - Zugabe!!)
Die besten Schachspieler der Welt befinden sich zur Zeit in Moskau und
nehmen an zwei verschiedenen(!!) Veranstaltungen teil. Bei der FIDE-WM
lichten sich die Reihen und einige Favoriten haben sich schon früh
verabschiedet - u.a. der an Nr. 2 gesetzte Engländer Michael Adams und auch
von Peter Leko (Ungarn) und seiner Landsfrau Judit Polgar hatte man mehr
erwartet. Die Paarungen vom Halb- bzw. Viertelfinale findet Ihr im Text
dieser Ausgabe.
Als Letztes einige Bemerkungen zum Zweikampf K-K in Moskau, der von vielen
schachsportlich auch als das Letzte bezeichnet wird.
Schöne Adventszeit - mit oder ohne Schach  - auf jeden Fall virenfrei
wünscht
herbert lang

HOMEPAGE von Dieter Bischoff -auszugsweise - wurde bisher laufend
aktualisiert -Klasse!!!!)
http://www.schach64.de/
In der vierten Runde spielte ich gegen den Lokalmatador Andreas Brühl aus
Altenkirchen ( 2277 Elo) mit Weiss, konnte aber nach der Eröffnung keinen
Vorteil erlangen. Mein Gegner spielte sehr gut, deswegen musste ich mich
nach 60 Zügen geschlagen geben.
Doch nach jedem Tief geht es auch wieder aufwärts, und so gewann ich die 5.
Runde gegen FM Ulf von Herman (2364 Elo) vom SK König Tegel:

von Hermann,U (2395) - Bischoff,D (2313) [A57] DEM Altenkirchen
Altenkirchen (5), 04.12.2001
1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 4.f3 bxc4 5.e4 d6 6.Lxc4 g6 7.Se2 Lg7 8.0-0 0-0
9.Sec3 Sbd7 10.a4 Sb6 11.Le2 a5 12.Sb5 La6 13.S1c3 Sfd7 14.f4 Lxb5 15.Lxb5
Tb8 16.Le3 Dc7 17.Kh1 Sc8 18.De2 Sa7 19.Tad1 Db7 20.e5 dxe5 21.fxe5 Sxb5
22.Sxb5 Lxe5 23.Lh6 Tfe8 24.Df2 f6 25.De2 Sb6 26.b3 Tbd8 27.De4 Dd7 28.Dh4
Sc8 29.Df2 Sd6 30.Dxc5 Sxb5 31.axb5 Ld6 32.Dc6 Dg4 33.Le3 Tc8 34.Db6 Tc2
35.Lf2 Tec8 36.Dd4 Dh5 37.Lg1 Dg5 38.De4 f5 39.De6+ Kg7 40.Ld4+ Kf8 41.Lf2
Dh5 42.g3 T8c3 43.De1 Df3+ 0-1

Die 6. Runde gegen FM Dr. R. Dunsbach (Elo 2312) gab Zeit zum Erholen, denn
nach einem heftigen Schlagabtausch kam schnell ein Remis zustande:
Bischoff,D (2313) - Dunsbach, Dr.,R (2312) [D97] DEM Altenkirchen
Altenkirchen (6), 05.12.2001
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.Sf3 Lg7 5.Db3 dxc4 6.Dxc4 0-0 7.e4 Sa6 8.Le2 c5
9.d5 e6 10.0-0 exd5 11.exd5 Lf5 12.Td1 Te8 13.Lf4 Se4 14.Ld3 Lxc3 15.bxc3 b5
16.Dxb5 Sxc3 17.Dxa6 Lxd3 18.Dxd3 Se2+ 19.Kf1 Sxf4 20.Dc4 1/2-1/2

Die Sensation hier beim Turnier ist Florian Handke(Gegner von Dieter in
der 2. Runde!): Nach einer Auftaktniederlage gegen Christopher Lutz besiegte
er mit Jussupov den 4.Großmeister hintereinander, und setzt sich somit
punktgleich mit Lutz an die Spitze der Deutschen Meisterschaft. Beide
Spieler
haben nun 5 aus 6, und Handke ist auf GM-Norm Kurs!!!
Weitere Ergebnisse der 6. Runde: Müller - Lutz 0-1, Slobodjan - Hübner 1/2,
Prusikhin - Naiditsch 1/2, Bischoff,Klaus- Espig 1/2

Paarungen der 7. Runde (Donnerstag- 06.12.) - u.a.:
Tisch 18  - 41. Hänsel,Thomas (2) - 33. Bischoff,Dieter  (2) (inzwischen
remis!)

Bei diesem Wetter kann man eigentlich nur Schachspielen, obwohl dieses
Wochenende ein Weihnachtsmarkt in der Fussgängerzone die Altenkirchener vor
die Tür locken wollte. 75 Händler boten ihre Waren preis, unterstützt von 35
einheimischen Chören und Vereinen. Eine Bergkrippenausstellung, einen
Riesenadventskalender zum Thema " Gebrüder Grimm", Wildspezialitäten aus dem
Westerwald, Schweine aus Baumstämmen gearbeitet, sowie eine riesige
Feuerzangenbowle waren die speziellen Attraktionen.

Neben den Spielen hier mal eine lustige Begebenheit am Rande des Turniers:
In Altenkirchen kommen sehr viele Leute in die Stadthalle, um den Spielern
über die Schultern zu sehen. Doch sind nicht nur Schachkiebitze unter den
Zuschauern, sondern auch ganz "Unerfahrene"; so fragte gestern ein älterer
Mann die Bedienung an der Theke wieviel Uhr es wäre, denn bei den Spielern
hätten einige die falsche Uhrzeit auf ihrer Schachuhr!? Tatsächlich war es
kurz vor halb vier, und die Partien begannen um 14:00 Uhr, daher zeigten
manche Schachuhren (auf drei eingestellt) beinahe die richtige Uhrzeit an.

FIDE-WM in Moskau

Halbfinale - Damen (06+07.12.)
Alexandra Kostenjuk (Rus, 2445, 17) - Zhu Chen (China, 2497, 6)
Maja Tschiburdanidse (Geo, 2513, 2) - Xu Yuhua (China, 2502, 5)

Viertelfinale - Herren (06+07.12.)

Viswanathan Anand (Ind, 2797, 1)    - Alexej Schirow (Spa, 2706, 9)
Peter Swidler (Rus, 2695, 15)           - Boris Gelfand (Isr, 2704, 7)
Ruslan Ponomarjow (Ukr, 2684, 19) - Jewgeni Barejew (Rus, 2719, 6)
Wassili Iwantschuk (Ukr, 2731, 4)     - Joel Lautier (Fra, 2675, 21)

Botvinnik Memorial 2001 in Moskau
Zu Ehren Mikhail Botvinniks und anlässlich seines 90.Geburtstages spielen
Weltmeister Vladimir Kramnik und Gary Kasparov einen Wettkampf mit
verschiedenen Bedenkzeiten.
Terminplan, Modus und Preisgeld:
Vom 1.bis 5.Dezember:
Vier Partien (einen Ruhetag brauchen die Helden auch noch!)
mit Turnierbedenkzeit (2h/40, 1h/20, 30 Minuten für den Rest
mit Zugabe von 10 Sekunden/Zug nach der zweiten Zeitkontrolle) .
Vom 7.bis 8.Dezember:
Sechs Schnellschachpartien (30 Minuten/Partie), drei pro Tag, Partiebeginn
17.00, 18.30 und 20.00 Ortszeit.
9.Dezember:
10 Blitzpartien (5 Minuten+2 Sekunden/Zug, Zugabe, wenn einer der Spieler
weniger als 20 Sekunden Rest hat)
Sieger des Wettkampfes ist, wer am Ende die meisten Punkte hat, unabhängig
von der Bedenkzeit (also Turnier- bzw. Blitzpartie gleichwertig)
Der Preisfond ist $500 000 ($250,000 - Turnierbedenkzeit, $200,000
Schnellschach, $50,000 Blitz). Die Summe wird jeweils 3:2 zu Gunsten des
Siegers geteilt.
Eugeny Atarov berichtet: Die gestrige Eröffnungszeremonie war - offen
gesagt - etwas langweilig. Es gab ein paar ofizielle Reden, einen
Spielervergleich und eine Vorführung einer Tanzgruppe. Das Fernsehen war
auch anwesend. Schon interessanter war die Auslosung. Kasparov und Kramnik
zogen auf der Bühne Bauern aus einer Kiste. Kramnik hatte schließlich mehr
weiße Bauern und hat deshalb in der ersten Partie Weiß. Ebenso in den ersten
Partien des Schnellschachs-und Blitzmatches
Es gab Probleme, die dadurch verursacht wurden, dass die Halle nicht an das
Internet angeschlossen ist. Die Partie endete mit einem kurzen Remis nach 18
Zügen. Beide Spieler hatten offenbar zu großen Respekt.
Die zweite Partie war spannend. Kramnik verzichtete auf die Berliner
Verteidigung und wählte die Sizilianische Paulsenvariante. Kasparov
verpasste die beste Möglichkeit und nach langem Kampf endete die Partie
ebenfalls remis.
Die dritte Wettkampfpartie war genau so langweilig wie die erste. Diesmal
brachten es die beiden besten Spieler der Welt auf 21 Züge, bevor es zum
Remisschluss kam. Auch die Zuschauer in Moskau ließen ihre Enttäuschung
spüren. Atarov berichtet, dass niemand nach der Partie wartete, und von den
Spielern ein Autogramm forderte. Der spannendste Moment des Tages sei
gewesen, als Kasparov seinen thronartigen Stuhl gegen einen normalen aus
dem Zuschauerraum austauschte.
Die vierte Partie bot den Zuschauern ebenfalls nichts. Kramnik überraschte
Kasparov mit dem Offenen Spanier.
Unvorbereitet zog Kasparov, wollte nichts riskieren und auch keine
Neuerungen kennen lernen. Remis in 19 Zügen.

Kritischer Kommentar auf www.chess-international.de
Wenn es um Geld geht spielt Kasparov auch ein Match gegen Kramnik. Beim
Botvinnik Memorial in Moskau geht es um 500.000 $. Dabei könnten sie nebenan
mitspielen und beweisen, ob sie wirklich noch die besten Spieler der Welt
sind.
Moskau 5.12. 2001 - Remis die Vierte!! Was sonst. Knappe 19 Züge
brauchten die " besten Schachspieler der Welt " um festzustellen, dass die
Partie ohnehin remis ausgeht. Wir Laien sehen das ja nicht. Was wir sehen
sollen, ist die hohe Kunst des Schachs. Aussitzen und kassieren. Schöne
Partien? Die sieht man bei der WM, oder der "Deutschen Einzelmeisterschaft"
Manch einem Betrachter ist ein Florian Handke lieber als zwei K´s.

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