Hallo Schachfreunde, zum ersten Male nicht von einem DOS-Rechner verschicke ich heute diese Info-Mail. Hoffentlich geht alles gut! Wenn es kleinere oder größere Katastrophen geben sollte, so bitte ich um Nachsicht - es kann nur besser werden! Zunächst berichten wir über das Top-Turnier in Cannes - hier liegt schon das Schlussresultat vor - bevor wir uns dem Super-Turnier in Linares widmen. Nach dem, was ich von Herbert gehört habe ist aber vor allem die Remisquote "super". Zum Abschluss dieser Info-Mail folgt dann noch ein Bericht vom Blindenschach, den mir Ewald Heck zugesandt hat. Ja, ich weiß, der Umfang dieser Mail ist eigentlich schon fast zu groß. Dafür werdet Ihr jetzt aber einige Tage Ruhe vor mir haben, da es ab morgen in Bad Wörishofen los geht. 10 Spieler des Deutschen Blindenschachbunds werden an diesem Turnier teilnehmen. Ich denke, dass Ihr auch diesmal nicht auf Nachrichten aus Bad Wörishofen verzichten müsst, denn mit den farbigen Stimmungsberichten von Kalle seid Ihr sozusagen fast selbst dabei. Ich werde mich dann wieder nach diesem Turnier melden. Bis dahin, haltet uns die Daumen!!! Und hier noch ein Hinweis für alle Fernschachfreunde: Clemens von Rosenberg (Clemens.vonRosenberg@t-online.de) hat gute Erfahrungen mit E-Mail-Turnieren gemacht. Wer sich für diese auch für Blinde und Sehbehinderte gut zu praktizierende Möglichkeit des Schach spielens interessiert, kann sich direkt an Clemens wenden. Es grüßt Euch alle Toni aus Augsburg CANNES - 1. NAO Chess Masters - 22.2. - 3.3.2002 Veselin Topalov und Boris Gelfand gewinnen das 1.NAO Chess Master. Topalov begnügte sich in der Schlussrunde gegen Leko mit einem Remis und sicherte damit seinen Turniersieg. Gelfand gewann gegen Fressinet und zog gleich. Bester Franzose wurde Etienne Bacrot, der in der letzten Runde Karpov besiegen konnte. Alexander Morozevich spielte spektkulär, aber unglücklich und landete abgeschlagen auf dem letzten Platz. Endstand: 1. Topalov, Veselin g BUL 2739 6.0; 2. Gelfand, Boris g ISR 2703 6.0; 3. Bareev, Evgeny g RUS 2707 4.5; 4. Bacrot, Etienne g FRA 2649 4.5; 5. Karpov, Anatoly g RUS 2693 4.5; 6. Leko, Peter g HUN 2713 4.5; 7. Fressinet, Laurent g FRA 2591 4.5; 8. Lautier, Joel g FRA 2687 4.0; 9. Nataf, Igor-Alexandre g FRA 2546 4.0; 10. Morozevich, Alexander g RUS 2742 2.5; LINARES -23.02. bis 10.03.2002 (Ruhetage 27.2 und 5.3) - Sieben Teilnehmer, doppelrundig Ergebnisse 7. Runde: Kasparov - Shirov ½ : ½ Anand - Ponomariov ½ : ½ Ivanchuk - Adams 1-0 Spielfrei: Vallejo. Tabelle nach der 7. Runde (Halbzeit) - Punkte jeweils aus 6 Partien: 1. Kasparov 3,5 2.-6. Adams, Vallejo, Ponomariov, Shirov und Ivanchuk je 3,0 7. Anand 2,5 Bericht von LEONTXO GARCIA aus Linares Kasparov und Shirov unentschieden in einen kranken Partie Sie hassen sich und sie gaben sich nicht die Hand. Gary Kasparov und Alexei Shirov spielten remis nach einem interessanten wenn auch kurzem Kampf, in dem der Wahlspanier Shirov seine psychische Blockade vor der "Nummer eins" wieder nicht überwinden konnte. Kasparov beendet die erste Turnierhälfte in Linares mit einem halben Punkt Vorsprung vor allen anderen, bis auf Viswanathan Anand, der völlig von der Rolle scheint. Heute spielt Kasparov gegen den bislang unbesiegten und kraftvoll aufspielenden Francisco Vallejo. Shirov streitet den Hass auf Kasparov ab: "Ich ignoriere ihn. Das ist nicht dasselbe" - und die damit zusammenhängende psychologische Blockade: "Meine Ergebnisse waren gegen ihn waren immer schon so, auch bevor unsere Beziehung so schlecht wurde" Aber viele denken über diese Erklärung, dies sei so, als ob man sagen würde: "Schnee sei nicht weiß". Der in Lettland als Sohn russischer Eltern geborene Wahlspanier und Vize-Weltmeister von 2000 spielt gegen alle Stars erfolgreich außer gegen Kasparov (14 Siege von Kasparov, 12 Remis und keine Niederlage seit 1992.). Seine extreme Sensibilität zeigt sich besonders vor den Kämpfen gegen die Nummer eins. Die letzte Partie zwischen den beiden wurde im Mai 2001 in Astana (Kazajstan) ausgetragen: nach einem wunderbaren Kampf ließ sich Shirov in einer Remisstellung von Kasparov mattsetzen. Die erklärte Feindschaft entstand 1998 mit einer Ungerechtigkeit. Shirov bezwang im im spanischen Cazorla (Jaén) Vladimir Kramnik im Kandidatenduell um den WCC-Weltmeisterschaftskampf gegen Kasparov. Die Regierung von Andalusien machte aber einen Rückzieher, als es darum ging, das WM-Finanle in Selvilla zu organisieren, weil Sponsoren fehlten. Kasparov verlor die Geduld - falls er die jemals besaß -, ignorierte Shirovs Anspruch, und suchte stattdessen finanzielle Unterstützung, um einen WM-Kampf gegen Kramnik zu organisieren, welcher ihn in London vor 1,5 Jahren vom Thron stieß. Da die Regierung von Andalusien ihre finanziellen Zusage nicht schriftlich niedergelegt hatte und weil Kasparov nicht tätig wurde, reichte Shirov beim Amtsgericht von Cazorla Klage gegen den Spanier Luis Rentero ein. Das Urteil steht allerdings noch aus. Außerdem behauptete Shirov, dass das Duell in London nur ein abgemachtes Spiel sei, bei dem Kramnik Kasparov gewinnen lassen sollte. Nach der Niederlage in London gab Kasparov bekannt, daß er Shirov nie wieder die Hand geben werde, es sei denn, er würde sich bei ihm entschuldigen, was er aber bis jetzt noch nicht getan hat. So wie es auch schon in der zitierten Partie von Astana zu beobachten war, vermittelte Shirov gestern mit den schwarzen Steinen den Eindruck, dass er nun beginnt, sein psychologisches Problem zu bewältigen. Sein erster Sieg gegen Kasparov erscheint jetzt möglich und vielleicht nah. Aber es bleiben immer noch Symptome erkennbar: "Ich habe Remis gespielt, weil ich so schnell wie möglich die Parrtie gegen diesen Typen beenden wollte.", sagte der Wahlspanier vor der Presse. "Aber im Ernst: ich habe ihn zum Damenabtausch gezwungen, da mir das als der beste Plan erschien, in eine Remis-Stellung abzuwickeln.", fügte er hinzu. Die Partie zwischen Anand und dem offiziellen FIDE-Weltmeister Ponomariov war uninteressant. Anand befindet sich in einer Krise und Ponomariov mit den schwarzen Steinen beschloß, nach der kraftraubenden Partie am Freitag gegen Kasparov Energie zu sparen. Viel interessanter dagegen war der ebenso geniale wie ungewöhnliche Sieg des Ukrainers Ivanchuk gegen den Engländer Michael Adams, der bis dahin den ersten Platz mit Kasparov geteilt hatte. Kasparov führt jetzt allein die Tabelle an. Aber es macht noch nicht den Eindruck, daß er das Turnier wie in anderen Jahren schon gewonnen hätte. Vielleicht sah Vallejo deswegen gestern seiner heutigen sehr harten Verpflichtung gegen Kasparov so optimistisch entgegen. "Die Erholung war relativ, denn wir haben hart gearbeitet. Aber wir glauben, es hat sich gelohnt." sagte der Menorquiner bezüglich der Vorbeiretung der Partie gegen Kasparov zusammen mit seinem Trainer Zenón Franco und seinem Sekundanten Roi Reinaldo. Die Fans in Palma de Mallorca, die die Partien von Vallejo dank einer Initiative der balearischen Regierung jeden Tag auf einer riesigen Leinwand live mitverfolgen, werden heute mit ihrem Helden zittern und hoffen. 8. Runde: Kasparov - Vallejo 1:0 - Ivanchuk - Ponomariov remis -Anand - Shirov 1:0 Spielfrei: Adams. Schachturnier mit Hindernissen ... Unser Vereinsmitglied Kurt Schorn aus Aachen hatte am 2. März 2002 eine Mannschaft des bssk Köln-Bonn nach Aachen-Eilendorf eingeladen, um dort mit ihm und etlichen seiner Vereinskollegen seinen 50. Geburtstag zu feiern. Es haben sich erfreulicherweise 10 unserer Aktiven für diese Tour gemeldet. Am Samstagvormittag stiegen wir - das waren Willi Beckmann, Hannelore Kübel, Siegfried Gorski, Jochen Hoeper, Heinrich Thyron, Clemens von Rosenberg und seine Frau Henriette, Bertolt Böttcher, Luise Daum, Udo Rick und ich - den Schnellzug von Köln nach Ostende. Wir hatten den Bahnhof gerade verlassen und der Zug hielt auf freier Strecke. Die Lok mochte nicht mehr ziehen und so standen wir über eine Stunde auf den Gleisen und blockierten den gesamten Zugverkehr von Köln in Richtung Aachen. Unsere Laune hat das aber nicht getrübt. Per Handy wurde Kurt in Aachen von dem Malheur informiert. Statt um 12:00h kamen wir dann um 13:20h in Aachen an, wo Kurt und einige seiner Vereinskollegen uns in Empfang nahmen. Zunächst wurde - wie vorgesehen - die historische Stadtführung durchgeführt, die am Elisenbrunnen begann. Die Innenstadt mit den vielen Gebäuden aus der Zeit, wo Karl der Große über Europa herrschte wurde uns anschaulich erläutert. Bei herrlichem Sonnenschein hat Kurt als Kenner historischer Hintergründe uns durch das historische Zentrum Aachens geführt, vieles erklärt und gezeigt und so manche Anekdoten gewußt, die das ganze Programm sehr unterhaltsam machten. Aachen ist eine Reise wert!!! Mit dem Bus ging es gegen 15 Uhr nach Eilendorf, wo die Kolegen von Kurt uns bereits erwarteten. Es gab eine herzliche Begrüßung und nach einigem "Hallo" ging es dann an die Bretter. Der Schachkampf war - das muss erwähnt werden - ein Duell zwischen David und Goliath. Die Eilendorfer hatten viele starke Spieler an den Brettern, die uns in beiden Runden (30 Minuten pro Partie und Spieler) deutlich überlegen waren. Bei einem DWZ-Unterschied von ca. 400 Punkten pro Brett muss der 17 : 5-Sieg von Eilendorf als Erfolg für uns bewertet werden. Wir haben uns gegen diesen starken Gegner teuer verkauft! Als dann der letzte Zug getan war, gings zum gemütlichen Teil über. Wir überreichten Kurt unser Geschenk und durften dann miterleben, wie die Schachfreunde aus Eilendorf ihm eine Prüfung auferlegten, bevor er als Bürger Eilendorfs aufgenommen werden konnte. Hierzu musstte er alle seine fünf Sinne bemühen; alle Hindernisse hat er aber bravourös bewältigt! Nach dem Turnier hatte Kurt alle Gäste zum Essen im Spiellokal eingeladen. In gemütlicher Runde hatten wir dann noch Zeit, uns mit den Schachfreunden von SK Aachen-Eilendorf zu unterhalten. Mit der Abreise um 19:44H endete für uns ein sehr schöner, unterhaltsamer Samstag. Wir haben uns verabschiedet mit dem Vorsatz, uns beim nächstenmal in Köln wiederzusehen! Das schrieb Ewald Heck