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Info-Mail Schach Nr. 177


Hallo Schachfreunde,

zum ersten Male nicht von einem DOS-Rechner verschicke ich heute diese
Info-Mail. Hoffentlich geht alles gut! Wenn es kleinere oder größere
Katastrophen geben sollte, so bitte ich um Nachsicht - es kann nur besser
werden!

Zunächst berichten wir über das Top-Turnier in Cannes - hier liegt schon das
Schlussresultat vor - bevor wir uns dem Super-Turnier in Linares widmen.
Nach dem, was ich von Herbert gehört habe ist aber vor allem die Remisquote
"super".

Zum Abschluss dieser Info-Mail folgt dann noch ein Bericht vom
Blindenschach, den mir Ewald Heck zugesandt hat.

Ja, ich weiß, der Umfang dieser Mail ist eigentlich schon fast zu groß.
Dafür
werdet Ihr jetzt aber einige Tage Ruhe vor mir haben, da es ab morgen in Bad
Wörishofen los geht. 10 Spieler des Deutschen Blindenschachbunds werden an
diesem Turnier teilnehmen. Ich denke, dass Ihr auch diesmal nicht auf
Nachrichten aus Bad Wörishofen verzichten müsst, denn mit den farbigen
Stimmungsberichten von Kalle seid Ihr sozusagen fast selbst dabei.

Ich werde mich dann wieder nach diesem Turnier melden. Bis dahin, haltet uns
die Daumen!!!


Und hier noch ein Hinweis für alle Fernschachfreunde:

Clemens von Rosenberg (Clemens.vonRosenberg@t-online.de) hat gute
Erfahrungen mit E-Mail-Turnieren gemacht. Wer sich für diese auch für Blinde
und Sehbehinderte gut zu praktizierende Möglichkeit des Schach spielens
interessiert, kann sich direkt an Clemens wenden.

Es grüßt Euch alle
Toni aus Augsburg


CANNES - 1. NAO Chess Masters - 22.2. - 3.3.2002
Veselin Topalov und Boris Gelfand gewinnen das 1.NAO Chess Master. Topalov
begnügte sich in der Schlussrunde gegen Leko mit einem Remis und sicherte
damit seinen Turniersieg. Gelfand gewann gegen Fressinet und zog gleich.
Bester Franzose wurde Etienne Bacrot, der in der letzten Runde Karpov
besiegen konnte.  Alexander Morozevich spielte spektkulär, aber unglücklich
und landete abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Endstand:
1. Topalov, Veselin g BUL 2739 6.0; 2. Gelfand, Boris g ISR 2703 6.0; 3.
Bareev, Evgeny g RUS 2707 4.5; 4. Bacrot, Etienne g FRA 2649 4.5; 5. Karpov,
Anatoly g RUS 2693 4.5; 6. Leko, Peter g HUN 2713 4.5; 7. Fressinet, Laurent
g FRA 2591 4.5; 8. Lautier, Joel g FRA 2687 4.0; 9. Nataf, Igor-Alexandre g
FRA 2546 4.0; 10. Morozevich, Alexander g RUS 2742 2.5;

LINARES -23.02. bis 10.03.2002
(Ruhetage 27.2 und 5.3) - Sieben Teilnehmer, doppelrundig
Ergebnisse 7. Runde:
Kasparov - Shirov ½ : ½
Anand - Ponomariov ½ : ½
Ivanchuk - Adams 1-0
Spielfrei:  Vallejo.

Tabelle nach der 7. Runde (Halbzeit) - Punkte jeweils aus 6 Partien:
1. Kasparov 3,5
2.-6. Adams, Vallejo, Ponomariov, Shirov und Ivanchuk je 3,0
7. Anand 2,5


Bericht von LEONTXO GARCIA aus Linares
Kasparov und Shirov unentschieden in einen kranken Partie
Sie hassen sich und sie gaben sich nicht die Hand. Gary Kasparov und Alexei
Shirov spielten remis nach einem interessanten wenn auch kurzem Kampf, in
dem der Wahlspanier Shirov seine psychische Blockade vor der "Nummer eins"
wieder nicht überwinden konnte. Kasparov beendet die erste Turnierhälfte in
Linares mit einem halben Punkt Vorsprung vor allen anderen, bis auf
Viswanathan Anand, der völlig von der Rolle scheint. Heute spielt Kasparov
gegen den bislang unbesiegten und kraftvoll aufspielenden Francisco Vallejo.
Shirov streitet den Hass auf Kasparov ab: "Ich ignoriere ihn. Das ist nicht
dasselbe" - und die damit zusammenhängende psychologische Blockade: "Meine
Ergebnisse waren gegen ihn waren immer schon so, auch bevor unsere Beziehung
so schlecht wurde" Aber viele denken über diese Erklärung, dies sei so, als
ob man sagen würde: "Schnee sei nicht weiß". Der in Lettland als Sohn
russischer Eltern geborene Wahlspanier und Vize-Weltmeister von 2000 spielt
gegen alle Stars erfolgreich außer gegen Kasparov (14 Siege von Kasparov, 12
Remis und keine Niederlage seit 1992.). Seine extreme Sensibilität zeigt
sich besonders vor den Kämpfen gegen die Nummer eins. Die letzte Partie
zwischen den beiden wurde im Mai 2001 in Astana (Kazajstan) ausgetragen:
nach einem wunderbaren Kampf ließ sich Shirov in einer Remisstellung von
Kasparov mattsetzen.
Die erklärte Feindschaft entstand 1998 mit einer Ungerechtigkeit. Shirov
bezwang im im spanischen Cazorla (Jaén) Vladimir Kramnik im Kandidatenduell
um den WCC-Weltmeisterschaftskampf gegen Kasparov. Die Regierung von
Andalusien machte aber einen Rückzieher, als es darum ging, das WM-Finanle
in Selvilla zu organisieren, weil Sponsoren fehlten. Kasparov verlor die
Geduld - falls er die  jemals besaß -, ignorierte Shirovs Anspruch, und
suchte stattdessen finanzielle Unterstützung, um einen WM-Kampf gegen
Kramnik zu organisieren, welcher ihn in London vor 1,5 Jahren vom Thron
stieß.
Da die Regierung von Andalusien ihre finanziellen Zusage nicht schriftlich
niedergelegt hatte und weil Kasparov nicht tätig wurde, reichte Shirov beim
Amtsgericht von Cazorla Klage gegen den Spanier Luis Rentero ein.
Das Urteil steht allerdings noch aus. Außerdem behauptete Shirov, dass das
Duell in London nur ein abgemachtes Spiel sei, bei dem Kramnik  Kasparov
gewinnen lassen sollte. Nach der Niederlage in London gab Kasparov bekannt,
daß er Shirov nie wieder die Hand geben werde, es sei denn, er würde sich
bei ihm entschuldigen, was er aber bis jetzt noch nicht getan hat.
So wie es auch schon in der zitierten Partie von Astana zu beobachten war,
vermittelte Shirov gestern mit den schwarzen Steinen den Eindruck, dass er
nun beginnt, sein psychologisches Problem zu bewältigen. Sein erster Sieg
gegen Kasparov erscheint jetzt möglich und vielleicht nah. Aber es bleiben
immer noch Symptome erkennbar: "Ich habe Remis gespielt, weil ich so schnell
wie möglich die Parrtie gegen diesen Typen beenden wollte.", sagte der
Wahlspanier vor der Presse. "Aber im Ernst: ich habe ihn  zum Damenabtausch
gezwungen, da mir das als der beste Plan erschien, in eine Remis-Stellung
abzuwickeln.", fügte er hinzu.
Die Partie zwischen Anand und dem offiziellen FIDE-Weltmeister Ponomariov
war uninteressant. Anand befindet sich in einer Krise und Ponomariov mit den
schwarzen Steinen beschloß, nach der kraftraubenden Partie am Freitag gegen
Kasparov Energie zu sparen. Viel interessanter dagegen war der ebenso
geniale wie ungewöhnliche Sieg des Ukrainers Ivanchuk gegen den Engländer
Michael Adams, der bis dahin den ersten Platz mit Kasparov geteilt hatte.
Kasparov führt jetzt allein die Tabelle an. Aber es macht noch nicht den
Eindruck, daß er das Turnier wie in anderen Jahren schon gewonnen hätte.
Vielleicht sah Vallejo deswegen gestern seiner heutigen sehr harten
Verpflichtung gegen Kasparov so optimistisch entgegen. "Die Erholung war
relativ, denn wir haben hart gearbeitet. Aber wir glauben, es hat sich
gelohnt." sagte der Menorquiner bezüglich der Vorbeiretung der Partie gegen
Kasparov zusammen mit seinem Trainer Zenón Franco und seinem Sekundanten Roi
Reinaldo. Die Fans in Palma de Mallorca, die die Partien von Vallejo dank
einer Initiative der balearischen Regierung jeden Tag auf einer riesigen
Leinwand live mitverfolgen, werden heute mit ihrem Helden zittern und
hoffen.

8. Runde:
Kasparov - Vallejo 1:0  - Ivanchuk - Ponomariov remis -Anand - Shirov 1:0
Spielfrei: Adams.


Schachturnier mit Hindernissen ...

Unser Vereinsmitglied Kurt Schorn aus Aachen hatte am 2. März 2002
eine Mannschaft des bssk Köln-Bonn nach Aachen-Eilendorf eingeladen,
um dort mit ihm und etlichen seiner Vereinskollegen seinen 50.
Geburtstag zu feiern. Es haben sich erfreulicherweise 10 unserer
Aktiven für diese Tour gemeldet.

Am Samstagvormittag stiegen wir - das waren Willi Beckmann, Hannelore
Kübel, Siegfried Gorski, Jochen Hoeper, Heinrich Thyron, Clemens von
Rosenberg und seine Frau Henriette, Bertolt Böttcher, Luise Daum, Udo
Rick und ich - den Schnellzug von Köln nach Ostende. Wir hatten den
Bahnhof gerade verlassen und der Zug hielt auf freier Strecke. Die Lok
mochte nicht mehr ziehen und so standen wir über eine Stunde auf den
Gleisen und blockierten den gesamten Zugverkehr von Köln in Richtung
Aachen.

Unsere Laune hat das aber nicht getrübt. Per Handy wurde Kurt in
Aachen von dem Malheur informiert. Statt um 12:00h kamen wir dann um
13:20h in Aachen an, wo Kurt und einige seiner Vereinskollegen uns in
Empfang nahmen.

Zunächst wurde - wie vorgesehen - die historische Stadtführung
durchgeführt, die am Elisenbrunnen begann. Die Innenstadt mit den
vielen Gebäuden aus der Zeit, wo Karl der Große über Europa herrschte
wurde uns anschaulich erläutert. Bei herrlichem Sonnenschein hat Kurt
als Kenner historischer Hintergründe uns durch das historische Zentrum
Aachens geführt, vieles erklärt und gezeigt und so manche Anekdoten
gewußt, die das ganze Programm sehr unterhaltsam machten. Aachen ist
eine Reise wert!!!

Mit dem Bus ging es gegen 15 Uhr nach Eilendorf, wo die Kolegen von
Kurt uns bereits erwarteten. Es gab eine herzliche Begrüßung und nach
einigem "Hallo" ging es dann an die Bretter.

Der Schachkampf war - das muss erwähnt werden - ein Duell zwischen
David und Goliath. Die Eilendorfer hatten viele starke Spieler an den
Brettern, die uns in beiden Runden (30 Minuten pro Partie und Spieler)
deutlich überlegen waren. Bei einem DWZ-Unterschied von ca.  400
Punkten pro Brett muss der 17 : 5-Sieg von Eilendorf als Erfolg für
uns bewertet werden. Wir haben uns gegen diesen starken Gegner teuer
verkauft!

Als dann der letzte Zug getan war, gings zum gemütlichen Teil über.
Wir überreichten Kurt unser Geschenk und durften dann miterleben, wie
die Schachfreunde aus Eilendorf ihm eine Prüfung auferlegten, bevor er
als Bürger Eilendorfs aufgenommen werden konnte. Hierzu musstte er
alle seine fünf Sinne bemühen; alle Hindernisse hat er aber bravourös
bewältigt!

Nach dem Turnier hatte Kurt alle Gäste zum Essen im Spiellokal
eingeladen. In gemütlicher Runde hatten wir dann noch Zeit, uns mit
den Schachfreunden von SK Aachen-Eilendorf zu unterhalten. Mit der
Abreise um 19:44H endete für uns ein sehr schöner, unterhaltsamer
Samstag. Wir haben uns verabschiedet mit dem Vorsatz, uns beim
nächstenmal in Köln wiederzusehen!

Das schrieb
Ewald Heck





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