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Info-Mail Schach Nr. 217


Hallo Schachfreunde,

kurz bevor Herbert am Montag die Nr. 216 von Info-Mail Schach verschickt
hat, flatterte uns noch ein Bericht von Chris Ross (England) über das "Irish
Open" des irischen Blindenschachverbands ins Haus. Da aber die Nr. 216 schon
versandfertig und überdies auch bereits gut gefüllt war, erhaltet Ihr das
Ergebnis dieses Turniers erst heute.

Als Zugabe gibt es dann noch einen Nachschlag vom Match Kramnik gegen Deep
Fritz, diesmal aus der Sicht des Operators von Deep Fritz, der gleichzeitig
auch bei der Programmierung mitgewirkt hat.

Dass es das "Wort des Jahres" samt "Unwort des Jahres" gibt, dürfte wohl
allen bekannt sein. Dass es aber auch so etwas wie das "Wort des Tages"
gibt, war mir zumindest neu. Mehr dazu ganz am Ende dieser Mail.

Und nicht vergessen:

Heute, Mittwoch 23. Oktober 20:45 Uhr ist Fernsehzeit!

Was interessanter ist, überlasse ich Euch. Das Spiel der Bayern in Mailand
auf Premiere oder der Rückblick auf das Match Fisher gegen Spassky aus dem
Jahr 1972 auf Arte, muss jeder für sich entscheiden.

Viel Spaß beim Hobby Schach und bei der Championsleague wünscht
Toni aus Augsburg

Am Wochenende vom 11. - 14. Oktober veranstaltete die
Blindenschachorganisation von Irland (B.C.A.I) ihr alljährliches Open.
Diesmal fand das Turnier in der westirischen Stadt Limerick statt. Einem
Bericht von Chris Ross ist zu entnehmen, dass es hervorragende äußere
Bedingungen für das Turnier gab. Das Turnier verlief in einer sehr gelösten
Atmosphäre und die irischen Gastgeber sorgten mit musikalischen Darbietungen
für ein schönes Rahmenprogramm.

Chris Ross, der das Turnier dann auch gewann, war als Favorit gestartet, sah
sich aber heftiger Gegenwehr insbesondere der beiden Iren Delaney und Doyle
ausgesetzt. Mit 5 Punkten aus 5 Runden sah er dann schon wie der sichere
Turniersieger aus. In der letzten Runde (es wurden sechs Runden Schweizer
System gespielt), hätte er sich aber fast noch die Butter vom Brot nehmen
lassen. Der Inder Gadodia Gaurav setze ihm schwer zu und hätte bei besseren
Nerven evtl. sogar den vollen Punkt machen können.

B.A.C.I. Open 2002

Endstand:

Pl Name             Herkunft  Punkte
 1 Chris Ross       England   5.5
 2 Philip Doyle     Irland    4.5
 3 Gourab Gadodia   Indien    4.5
 4 Michael Delaney  Irland    4.5
 5 Eamonn Casey     Irland    4
 6 Stan Lovell      England   4
 7 Rob Van Aurich   Holland   3.5
 8 Ernie McElroy    Irland    3.5
 9 John Gallagher   England   3.5
10 David Hodgkins   England   3.5
11 Steve Thacker    England   3.5
12 Sean Loftus      Irland    3
13 George Plachety  England   3
14 Bastiaan Gramser Holland   3
15 Kim Hoogenraad   Holland   3
16 Tony Murray      Irland    2.5
17 Prakish Sony     Indien    2.5
18 Michael Murphy   England   2.5
19 Kailish Singh    Indien    2
20 Michael Meaney   Irland    2
21 Gerard Den-Otter Holland   2
22 John Carroll     Irland    1
23 Shane Hall       Irland    0.5
24 Trevor Hussey    Irland    0.5

Rochade Kuppenheim: Meko, die Schachkolumne von Hartmut Metz 42/2002
Erregter Zeugwart eines Computers
Mathias Feist empfindet Deep Fritz wie ein eigenes Kind
von Hartmut Metz, 12. Oktober 2002

Mathias Feist ist nicht nur einer der Programmierer von Deep Fritz. Der
41-Jährige sitzt bis heute in Bahrain Wladimir Kramnik Auge in Auge
gegenüber. Spannend bis zur achten und letzten Partie verläuft das Duell
"Mensch gegen Maschine". Der Verbandsliga-Akteur (4. Liga) würde an mancher
Stelle stärker spielen als sein Programm. Doch der Informatiker aus Tostedt
greift nicht ein und degradiert sich bei den Zügen zum reinen
Erfüllungsgehilfen. Das BT unterhielt sich mit Feist.

BT: Herr Feist, wer ist aufgeregter während der Partien: Sie als Bediener
von Deep Fritz oder Kramnik?
Mathias Feist: In der ersten Partie haben meine Hände gezittert, als ich die
Züge ausführte. Kramnik dagegen war viel ruhiger. Für mich ist das eine
einzigartige Erfahrung. Die Aufregung legt sich aber von Partie zu Partie.
BT: In der zweiten Partie stellte Deep Fritz den Läufer im zwölften Zug
wieder auf sein Ausgangsfeld f8 zurück. Jeder Amateur wusste sofort, dass
andere Läuferzüge besser sind. Will man, ja muss man da nicht in die Partie
eingreifen und den Läufer nur nach e7 zurückziehen?
Feist: Natürlich würde ich in solchen Fällen gerne selbst eingreifen. Ich
bin jedoch nur das ausführende Element. Ich würde mich das auch kaum trauen:
Der Grund des Zuges könnte in einer versteckten Taktik liegen, die ich nicht
durchschaue.
BT: Welche Gefühlswallungen sind ausgeprägter: Wenn Sie selbst einen
Wettkampf bestreiten oder wenn Ihr Programm gewinnt oder verliert?
Feist: Das ist einfach zu beantworten: Die Gefühle sind viel stärker, wenn
Fritz spielt. Das ist wie ein eigenes Kind, das eine Partie spielt. Es
steckt so viel Arbeit darin, dass die Identifikation sehr groß ist. Meine
eigene Position im Schach als passabler, aber keineswegs herausragender
Spieler habe ich schon lange akzeptiert.
BT: Existiert gar ein Wir-Gefühl mit der Maschine?
Feist: Das ist ganz klar der Fall, das Programm ist nur ein kleiner Teil des
Matchs. Es sind auch die Teams dahinter.
BT: Gönnen Sie uns abschließend einen Tipp, wie auch Nicht-Weltmeister Deep
Fritz schlagen können.
Feist: Im Modus "Freund" spielen .

Wort des Tages: "Deep Fritz"

Am 20.10. war "Deep Fritz" eines der Wörter des Tages. Die Universität
Leipzig veröffentlicht täglich eine Liste von besonders aktuellen
Wörtern des Tages. Dazu werden verschiedene Tageszeitungen und Newsdienste
täglich ausgewertet. Am Sonntag, einen Tag nach der letzten Partie in
Bahrain, gehörte Deep Fritz zu den am häufigsten verwendeten Schlagworten
 

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