Hallo Schachfreunde, kurz bevor Herbert am Montag die Nr. 216 von Info-Mail Schach verschickt hat, flatterte uns noch ein Bericht von Chris Ross (England) über das "Irish Open" des irischen Blindenschachverbands ins Haus. Da aber die Nr. 216 schon versandfertig und überdies auch bereits gut gefüllt war, erhaltet Ihr das Ergebnis dieses Turniers erst heute. Als Zugabe gibt es dann noch einen Nachschlag vom Match Kramnik gegen Deep Fritz, diesmal aus der Sicht des Operators von Deep Fritz, der gleichzeitig auch bei der Programmierung mitgewirkt hat. Dass es das "Wort des Jahres" samt "Unwort des Jahres" gibt, dürfte wohl allen bekannt sein. Dass es aber auch so etwas wie das "Wort des Tages" gibt, war mir zumindest neu. Mehr dazu ganz am Ende dieser Mail. Und nicht vergessen: Heute, Mittwoch 23. Oktober 20:45 Uhr ist Fernsehzeit! Was interessanter ist, überlasse ich Euch. Das Spiel der Bayern in Mailand auf Premiere oder der Rückblick auf das Match Fisher gegen Spassky aus dem Jahr 1972 auf Arte, muss jeder für sich entscheiden. Viel Spaß beim Hobby Schach und bei der Championsleague wünscht Toni aus Augsburg Am Wochenende vom 11. - 14. Oktober veranstaltete die Blindenschachorganisation von Irland (B.C.A.I) ihr alljährliches Open. Diesmal fand das Turnier in der westirischen Stadt Limerick statt. Einem Bericht von Chris Ross ist zu entnehmen, dass es hervorragende äußere Bedingungen für das Turnier gab. Das Turnier verlief in einer sehr gelösten Atmosphäre und die irischen Gastgeber sorgten mit musikalischen Darbietungen für ein schönes Rahmenprogramm. Chris Ross, der das Turnier dann auch gewann, war als Favorit gestartet, sah sich aber heftiger Gegenwehr insbesondere der beiden Iren Delaney und Doyle ausgesetzt. Mit 5 Punkten aus 5 Runden sah er dann schon wie der sichere Turniersieger aus. In der letzten Runde (es wurden sechs Runden Schweizer System gespielt), hätte er sich aber fast noch die Butter vom Brot nehmen lassen. Der Inder Gadodia Gaurav setze ihm schwer zu und hätte bei besseren Nerven evtl. sogar den vollen Punkt machen können. B.A.C.I. Open 2002 Endstand: Pl Name Herkunft Punkte 1 Chris Ross England 5.5 2 Philip Doyle Irland 4.5 3 Gourab Gadodia Indien 4.5 4 Michael Delaney Irland 4.5 5 Eamonn Casey Irland 4 6 Stan Lovell England 4 7 Rob Van Aurich Holland 3.5 8 Ernie McElroy Irland 3.5 9 John Gallagher England 3.5 10 David Hodgkins England 3.5 11 Steve Thacker England 3.5 12 Sean Loftus Irland 3 13 George Plachety England 3 14 Bastiaan Gramser Holland 3 15 Kim Hoogenraad Holland 3 16 Tony Murray Irland 2.5 17 Prakish Sony Indien 2.5 18 Michael Murphy England 2.5 19 Kailish Singh Indien 2 20 Michael Meaney Irland 2 21 Gerard Den-Otter Holland 2 22 John Carroll Irland 1 23 Shane Hall Irland 0.5 24 Trevor Hussey Irland 0.5 Rochade Kuppenheim: Meko, die Schachkolumne von Hartmut Metz 42/2002 Erregter Zeugwart eines Computers Mathias Feist empfindet Deep Fritz wie ein eigenes Kind von Hartmut Metz, 12. Oktober 2002 Mathias Feist ist nicht nur einer der Programmierer von Deep Fritz. Der 41-Jährige sitzt bis heute in Bahrain Wladimir Kramnik Auge in Auge gegenüber. Spannend bis zur achten und letzten Partie verläuft das Duell "Mensch gegen Maschine". Der Verbandsliga-Akteur (4. Liga) würde an mancher Stelle stärker spielen als sein Programm. Doch der Informatiker aus Tostedt greift nicht ein und degradiert sich bei den Zügen zum reinen Erfüllungsgehilfen. Das BT unterhielt sich mit Feist. BT: Herr Feist, wer ist aufgeregter während der Partien: Sie als Bediener von Deep Fritz oder Kramnik? Mathias Feist: In der ersten Partie haben meine Hände gezittert, als ich die Züge ausführte. Kramnik dagegen war viel ruhiger. Für mich ist das eine einzigartige Erfahrung. Die Aufregung legt sich aber von Partie zu Partie. BT: In der zweiten Partie stellte Deep Fritz den Läufer im zwölften Zug wieder auf sein Ausgangsfeld f8 zurück. Jeder Amateur wusste sofort, dass andere Läuferzüge besser sind. Will man, ja muss man da nicht in die Partie eingreifen und den Läufer nur nach e7 zurückziehen? Feist: Natürlich würde ich in solchen Fällen gerne selbst eingreifen. Ich bin jedoch nur das ausführende Element. Ich würde mich das auch kaum trauen: Der Grund des Zuges könnte in einer versteckten Taktik liegen, die ich nicht durchschaue. BT: Welche Gefühlswallungen sind ausgeprägter: Wenn Sie selbst einen Wettkampf bestreiten oder wenn Ihr Programm gewinnt oder verliert? Feist: Das ist einfach zu beantworten: Die Gefühle sind viel stärker, wenn Fritz spielt. Das ist wie ein eigenes Kind, das eine Partie spielt. Es steckt so viel Arbeit darin, dass die Identifikation sehr groß ist. Meine eigene Position im Schach als passabler, aber keineswegs herausragender Spieler habe ich schon lange akzeptiert. BT: Existiert gar ein Wir-Gefühl mit der Maschine? Feist: Das ist ganz klar der Fall, das Programm ist nur ein kleiner Teil des Matchs. Es sind auch die Teams dahinter. BT: Gönnen Sie uns abschließend einen Tipp, wie auch Nicht-Weltmeister Deep Fritz schlagen können. Feist: Im Modus "Freund" spielen . Wort des Tages: "Deep Fritz" Am 20.10. war "Deep Fritz" eines der Wörter des Tages. Die Universität Leipzig veröffentlicht täglich eine Liste von besonders aktuellen Wörtern des Tages. Dazu werden verschiedene Tageszeitungen und Newsdienste täglich ausgewertet. Am Sonntag, einen Tag nach der letzten Partie in Bahrain, gehörte Deep Fritz zu den am häufigsten verwendeten Schlagworten