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Info-Mail Schach Nr. 223


Hallo Schachfreunde,

wie in der letzten Ausgabe angedroht, gibt es Post aus Leimen. Toni
hat seine Reise zur Blindenschachweltmeisterschaft in die Türkei
angekündigt - die Trainingsvorbereitungen und seine gute Form sollten
aber wohl geheim bleiben. Am vergangenen Wochenende gewann er in Wien
das Jubiläumsturnier des Wiener Blindenverbandes - für die schnelle
Übersendung des Turnierberichts bedanke ich mich bei Hartmut Kauzky.

In Deutschland tobte am Wochenende wieder die Schachbundesliga und
servierte einige Überraschungen. Zum ersten Mal war Vishy Anand am
Start. Dennoch musste Baden-Oos gegen Bremen seine zweite
Saisonniederlage hinnehmen. Unerwartet auch die Solinger Niederlage
gegen Kreuzberg. Godesberg sammelte wichtige Punkte im Kampf gegen den
Abstieg. An der Spitze liegen weiter Lübeck und Porz mit 8:0 Zählern,
dahinter mit einem Punkt Rückstand Hamburg und Kreuzberg -
Einzelheiten im folgenden Ergebnisblock - und zum Abschluss reichlich
Lesestoff vom Spielort Emsdetten mit Anand am Start.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Herbert Lang


JUBILÄUMSTURNIER WIENER BLINDENVERBAND 2002
Veranstalter: WIENER BLINDENVERBAND
Turnierleiter: IS KRISTOF
Schiedsrichter: IS KRISTOF
Ort: BLINDENVERBAND, 1140 WIEN HÄGELINGASSE
Eloschnitt: 1760
Datum: 16.11.2002 bis 17.11.2002
Gespielt wurden 9 Runden, Bedenkzeit war pro Spieler 30 Minuten für eine
Partie.

Endstand    (Buchholz-Wertung)

pl Sn Name                 TWZ  Nat Land       Pkt Buchholz
 1  2 LINDENMAIR ANTON     2002 GER DEUTSCHLAND 7½ 47½
 2  1 ENGL HEINZ           2031 GER DEUTSCHLAND 7  49
 3  9 JAGDHUBER HANS       1861 GER DEUTSCHLAND 7  46
 4 13 UNGER ALBERT         1752 AUT ÖSTERREICH  5½ 47
 5 10 STAUBACH PETER       1827 GER DEUTSCHLAND 5½ 44
 6  3 HEINICH MANFRED      1971 GER DEUTSCHLAND 5  50½
 7  5 KAUZKY HARTMUT       1951 AUT ÖSTERREICH  5  46½
 8  4 SAND PETER           1953 GER DEUTSCHLAND 5  45½
 9 17 SCHMOEGER KARL       1670 AUT ÖSTERREICH  5  39
10  7 PASTEINER JOHANN     1900 AUT ÖSTERREICH  4½ 50
11 12 HAMMERMAYER FRANZ    1800 AUT ÖSTERREICH  4½ 45
12  8 GEROLD ARNOLD        1887 AUT ÖSTERREICH  4½ 43½
13  6 DENES JOSEF          1920 HUN UNGARN      4½ 40
14 16 FEXA RAINER          1675 AUT ÖSTERREICH  4½ 40
15 11 KEHL RICHARD         1822 GER DEUTSCHLAND 4½ 39
16 14 ZIPKO GERHARD        1751 AUT ÖSTERREICH  4½ 34½
17 15 HORAK JOSEF          1716 CZE TSCHECHIEN  4½ 33
18 20 DAMIANSCHITZ JOSEF   1616 AUT ÖSTERREICH  4½ 33
19 18 ANETER WILHELM       1638 AUT ÖSTERREICH  4½ 31
20 19 WOELLINGER JOHANN    1622 AUT ÖSTERREICH  4  37
21 24 VASICEK HELMUT       1342 AUT ÖSTERREICH  2½ 30½
22 21 GALANI MAHENDRA      1522 AUT ÖSTERREICH  2  33½
23 22 KAHLER HELMUT        1500 GER DEUTSCHLAND 1½ 33½
24 23 WURNIG ERNST         1500 AUT ÖSTERREICH   ½ 33½


BUNDESLIGA
Runde 3 am Samstag, 15.11.2002
SC Kreuzberg       4½-3½  Solinger SG
SFR Neukölln       3½-4½  SV Wattenscheid
Hamburger SK       6 - 2  SK König Plauen
Lübecker SV        6 - 2  Erfurter SK
TV Tegernsee       3 - 5  SG Köln Porz
SC Forchheim       4 - 4  Godesberger SK
SV Werder Bremen   4½-3½  SC Baden Oos
Turm Emsdetten     6½-1½  Stuttgarter Sfr

Runde 4 am Sonntag, 17.11.2002
Solinger SG        5 - 3  SFR Neukölln
SV Wattenscheid    4 - 4  SC Kreuzberg
SK König Plauen    1 - 7  Lübecker SV
Erfurter SK        2½-5½  Hamburger SK
SG Köln Porz       6½-1½  SC Forchheim
Godesberger SK     4 - 4  TV Tegernsee
SC Baden Oos       4½-3½  Turm Emsdetten
Stuttgarter Sfr    1½-6½  SV Werder Bremen

TABELLE
 1. Lübecker SV        4 25 : 7    8- 0
 2. SG Köln Porz       4 22 :10    8- 0
 3. Hamburger SK       4 21½:10½   7- 1
 4. SC Kreuzberg       4 18½:13½   7- 1
 5. SV Werder Bremen   4 19½:12½   6- 2
 6. Solinger SG        4 17½:14½   6- 2
 7. SV Wattenscheid    4 17 :15    5- 3
 8. Turm Emsdetten     4 17½:14½   4- 4
 9. SC Baden Oos       4 16½:15½   4- 4
10. SFR Neukölln       4 15½:16½   2- 6
11. TV Tegernsee       4 13½:18½   2- 6
12. Godesberger SK     4 13½:18½   2- 6
13. SK König Plauen    4 10½:21½   2- 6
14. SC Forchheim       4  9 :23    1- 7
15. Erfurter SK        4 10 :22    0- 8
16. Stuttgarter Sfr    4  9 :23    0- 8

Gefunden auf der Internetseite
www.schachbundesliga.de/

Samstäglicher Glücksmangel! (von Thilo Gubler)
Sonntag kurz vor halb vier an einem tristen regnerischen Tag im Ratssaal der
Stadt Emsdetten. Sechs Remis und ein Sieg standen bis zu diesem Zeitpunkt
auf der per Hand geschriebenen Ergebnistafel für das badische Team zu Buche.
Der einzige Sieg des Duells der beiden Aufsteiger aus Baden-Oos und
Emsdetten gelang ausgerechnet dem gebürtigen Westfalen Ludger Keitlinghaus,
der nach dreijähriger Abstinenz wieder in die Bundesliga zurückgekehrt ist.
In einer sauberen Partie liess der in Baden-Baden beheimatete Ludger
Keitlinghaus seinem Gegner keine Chance. Nur noch das spielentscheidende
fünfte Brett wurde von den Zuschauern umlagert. Fabian Döttling kämpfte nach
fast sieben Stunden Spielzeit verzweifelt mit Turm und Springer gegen Turm,
Springer und zwei Bauern um Remis und damit beim Stand von 4:3 um den
Gesamtsieg seiner Mannschaft.

Nicht nur für Teamchef Thilo Gubler war dieses Bundesliga-Wochenende ein
ganz Besonderes. Zum ersten Mal konnte er mit Vishy Anand die Nummer drei
der Welt auf das Meldeformular des Schiedsrichterehepaares Petra und
Berthold Mense notieren. Es war ein gelungener Auftakt für den
Schachweltmeister von 2000/2001, punkt 17:12 Uhr brachte er mit seinem
sicheren Sieg gegen Bremens Nummer eins Zbynek Hracek das Team von Baden-Oos
mit 2:1 in Führung. Ludger Keitlinghaus und Peter Svidler beendeten zuvor
friedlich unentschieden ihre Partien.

Das spektakulärste Match war das von Roland Schmaltz. Das Geburtstagskind
vom Vortag griff mit den weißen Steinen kompromisslos an und erreichte eine
blitzblanke Gewinnstellung. Sein Gegner Sven Joachim schaute derart betrübt
drein, dass der Ooser Teamchef ihn am liebsten in den Arm genommen hätte um
ihn zu trösten. Doch irgendwie mogelte sich der mustergültige Bremer
Mannschaftsspieler noch in ein Endspiel Turm und Läufer gegen Dame. Der
zuvor erwartete Sieg von Roland Schmaltz war vorerst in weitere Ferne
gerückt.

In der Zeitnotphase musste der von Kopfschmerzen geplagte Rustem Dautov
seine Niederlage gegen Lars Schandorff eingestehen. Auch Andreas Schenk
hatte keinen guten Tag erwischt. Im Kampf gegen die Uhr übersah er einen
taktischen Schlag, der ihn zuerst zwei Bauern und dann die Partie gegen
Joseph Gallagher kostete. Fabian Döttling verschmähte im 37. Zug bei einer
Restbedenkzeit von etwa 10 Sekunden (!) den Qualitätsgewinn und musste nach
43 Zügen trotz Mehrbauer gegen Yannick Pelletier ins Remis einwilligen.

Nach dem schwer erkämpften Remis mit Minusbauer von Robert Hübner gegen Luke
McShane spielte beim Stand von 4:3 für Werder nur noch die Dame von Roland
Schmaltz gegen Turm und Läufer von Sven Joachim bei jeweils drei Bauern. Und
dann das zweite Malheur: der Wichtigste der drei Bauern von Roland Schmaltz
ging ersatzlos verloren, ein Sieg war nicht mehr möglich. Somit Remis und
ein 4,5:3,5-Endstand für Werder.

Seit Jahren spielt die Schachabteilung des großen Fußballvereins in der fast
gleichen Besetzung. Bereits vor zwei Jahren hatte es Thilo Gubler mit seinen
Baiertalern in den Business-Logen des Werder-Stadions mit sechs der acht am
Samstag aufgebotenen Werderanern zu tun. Gezielte einzelne Verstärkungen wie
z.B. Joseph Gallagher bringen das Werder-Team stetig weiter voran.

Der Erfolg von "Vishy" hat letztendlich der Mannschaft nichts genützt,
Baden-Oos verlor mit Pech das Match gegen den eingespielten
Bundesliga-Achter um Mannschaftsführer Ingolf Stein. Ein 4:4 wäre aufgrund
des Spielverlaufs sicherlich gerechter gewesen, mit Glück hätte es sogar
noch zu einem knappen Sieg gereicht. Aber so ist das nun mal nicht nur im
Schach, letztendlich zählen "nur" die aufsummierten Punkte.

Am Sonntag vier unspektakuläre Unentschieden an den ersten vier Brettern und
eine fast gewonnene Partie von Andreas Schenk, wären die beiden Mehrbauern
im einfachen Turmendspiel mit dem Dritten nicht in einer Reihe in
Laufrichtung angeordnet gewesen. So nutzte der Tripelbauer denn nichts,
Remis. Auch Roland Schmaltz erreichte bei leicht schlechterer Stellung
Remis, doch der Gewinn von Ludger Keitlinghaus reichte wenigstens zur
Führung. Die ganze Last des Erfolges hing jetzt bei Fabian Döttling an einem
seidenen Faden. Doch der schien zu halten, denn "jetzt ist's Remis" so Vishy
Anand im perfekten deutsch nach seinem mit Peter Svidler kurzfristig
eingelegten Mittagsessen zur entscheidenden Partie.

Doch war dies auch seinem noch spielenden Mannschaftskameraden bewusst? Ja!
Nach Abdrängung des gegnerischen Königs mit dem Turm auf die Grundreihe
gelang dem Springer das Dauerschach und damit der knappe Mannschaftssieg.
Dem Teamchef Thilo Gubler und mitgereisten 1. Vorsitzenden Jürgen Gersinska
konnte man die Erleichterung deutlich ansehen. Wenn auch nur ein schwacher
Trost für den vorbildlichen Gastgeber Raimo Vollstädt, der Spieler und
Funktionäre kostenlos mit Speis und Trank bemutterte: sein Team behauptete
mit einem Brettpunkt Vorsprung den Platz vor Baden-Oos in der Tabelle...

Was ist nur mit Stuttgart los? Nur mit sieben Mann trat der schwäbische
Reisepartner an und kam mit jeweils 1,5:6,5 gegen Bremen und Emsdetten
kräftig unter die Räder. Bei solchen Kämpfen leidet sicherlich die
Motivation bei den Spielern. Wollen wir hoffen, dass der Tabellenletzte sich
noch einmal aufrafft und zumindest im kompletten Achter die nächsten Runden
bestreitet. Die Mannschaft hätte das Potential den Kampf gegen den Abstieg
erfolgreich zu bestehen.

Die Erwartungen von Baden-Oos müssen nach der zweiten Niederlage am zweiten
Wochenende weiter zurückgeschraubt werden. Dennoch ist der angestrebte 5.
Tabellenplatz noch möglich, allerdings gibt es sehr viele gute "Werders" und
"Solingens", eingespielte Bundesligamannschaften die es dem Ooser Team nicht
leicht machen werden zu punkten. In knapp vier Wochen steht die Tripelrunde
bei Reisepartner Stuttgart an. Stuttgart, Forchheim und Tegernsee werden
alles daran setzen, Baden-Oos schwerste Hürden und Beine in den Weg zu
stellen.
Thilo Gubler (SC Baden-Oos)

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