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Info-Mail Schach Nr. 243


Hallo Schachfreunde,

keine Entscheidung im Match Kasparov gegen Deep Junior in New York! Nach 6
Partien endete das Match mit einem 3:3 Unentschieden. Doch friedlich ging es
dabei keineswegs zu. Es gab zwar nur zwei Gewinnpartien, doch das Brett
äbrannteô eigentlich immer.

In der Nr. 243 von Info-Mail Schach könnt Ihr den Abschlusskommentar lesen,
der bei ChessBase zu finden ist. Ich habe aber nicht die 6. Partie angehängt
sondern die Partie 5. Eine Remispartie in 19 Zügen, aber sie hat es in sich!
Deep Junior opfert einen Läufer auf h2, ohne einen konkreten Vorteil zu
erkennen – auf Verdacht also – und das ist für ein Schachprogramm höchst
bemerkenswert.

Eine Entscheidung könnte dagegen am vergangenen Samstag in der Bundesliga
gefallen sein. Die beiden bisher verlustpunktfreien Mannschaften von Porz
und Lübeck trafen aufeinander. Lübeck hatte mit 5:3 das bessere Ende für
sich und steht damit kurz vor dem Titelgewinn. Die Ergebnisse der Runden 10
und 11, sowie die Tabelle findet Ihr am Ende dieser Mail.

Viel Spaß wünscht
Toni aus Augsburg


Das Endspiel
Von André Schulz

Nach zwei aufregenden Wochen mit fünf sehr unterhaltsamen Partien stand
heute in New York das Endspiel an, die letzte und entscheidende Partie.
Würde Kasparov mit den schwarzen Steinen noch einmal entschlossen auf
Gewinn spielen?

Kasparov beendete das Versteckspiel und wählte seine Lieblingsverteidigung,
die Sizilianische Najdorfvariante. Damit zeigte er, dass er bereit war,
Alles oder Nichts zu spielen. Junior wählte als Antwort jedoch den ruhigen
Zug 6. Le2 und verzichtete auf die vielen zweischneidigen
Angriffmöglichkeiten nach 6. Lg5 oder 6. Le3. Mit 10. ... Lc6 warf Kasparov
Junior aus dem Eröffnungsbuch.

Junior zeigte danach, dass er zwar nicht wusste, wie man solche Stellungen
spielt, aber er verdarb auch nichts. Beide Seiten belauerten sich. Im 20.
Zug kam es zum Damentausch. Im 23. Zug brachte Kasparov das typische
Qualitätsopfer auf c3 und bot mit dem Zug 23. ... Txc3 remis an. Das
Juniorteam beriet sich und lehnte dann ab. Kasparov soll verärgert mit dem
Kopf geschüttelt haben. Für die geopferte Qualität eroberte Kasparov zwei
Bauern und bekam eine Position, die er kaum verlieren konnte. Einige Züge
später bot nun das Junior-Team remis und Kasparov nahm an.

Die Kommentatoren verstanden die Entscheidung Kasparovs nicht, sich mit
remis zufrieden zu geben, denn laut einhelliger Meinung hatte der
Weltranglistenerste die bessere Position. GM Knaak gab allerdings zu
bedenken, dass es noch ein weiter und gefahrvoller Weg bis zu einem Sieg
gewesen wäre.

In der Pressekonferenz sagte Kasparov, dass er den Zug 27. La3 übersehen
hatte, wonach er etwas passiv steht. Er war sich nicht sicher, wie die
Stellung am Schluss abzuschätzen war. Am ehesten ausgeglichen. Allerdings
sah er weniger Chancen für sich, da die Maschine niemals innerlich aufgibt
und dann Fehler macht. Er sprach über die fünfte Partie und das Läuferopfer
auf h2 und dass dieser Zug ein neuer Meilenstein im Computerschach sei. Er
hätte die Stellung danach analysiert und meinte, dass er zwar in der
Schlussstellung etwas besser stehe, aber der Weg zum Gewinn gegen eine
Maschine sehr schwierig und gefährlich sei. Der Wettkampf sei
aufschlussreich gewesen, weil man sehen konnte wo die Schwächen und Stärken
der Computer lägen. Er hatte sich vor dem Wettkampf vorgenommen, diesen zu
dominieren, aber manchmal gebe es eben einen Unterschied zwischen den
Wünschen und den eigenen Fähigkeiten.

Endstand 3:3. Mensch und Maschine weiter gleichauf.


Kasparov - Deep Junior
5. Partie
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. e3 0-0 5. Ld3 d5 6. cxd5
exd5 7. Sge2 Te8 8. 0-0 Ld6 9. a3 c6 10. Dc2 Lxh2+ 11. Kxh2
Sg4+ 12. Kg3 Dg5 13. f4 Dh5 14. Ld2 Dh2+ 15. Kf3 Dh4 16.
Lxh7+ Kh8 17. Sg3 Sh2+ 18. Kf2 Sg4+ 19. Kf3
Remis


Bundesliga:

Runde 10: Samstag, 08.02.2003

Solinger SG        4 - 4  TV Tegernsee
SV Wattenscheid    6½-1½  SC Forchheim
Turm Emsdetten     2½-5½  SK König Plauen
SV Werder Bremen   5½-2½  Erfurter SK
Stuttgarter Sfr    4 - 4  SC Kreuzberg
SC Baden Oos       3½-4½  SFR Neukölln
SG Köln Porz       3 - 5  Lübecker SV
Godesberger SK     3½-4½  Hamburger SK


Runde 11: Sonntag, 09.02.2003

TV Tegernsee       4 - 4  SV Wattenscheid
SC Forchheim       2½-5½  Solinger SG
SK König Plauen    3 - 5  SV Werder Bremen
Erfurter SK        4 - 4  Turm Emsdetten
SC Kreuzberg       3 - 5  SC Baden Oos
SFR Neukölln       2½-5½  Stuttgarter Sfr
Lübecker SV        7 - 1  Godesberger SK
Hamburger SK       2 - 6  SG Köln Porz


Tabelle nach 11 Runden:

 1. Lübecker SV       11 63½:24½  22- 0
 2. SG Köln Porz      11 61 :27   20- 2
 3. SV Werder Bremen  11 54½:33½  18- 4
 4. Hamburger SK      11 49 :39   15- 7
 5. SC Baden Oos      11 51½:36½  14- 8
 6. Solinger SG       11 47 :41   14- 8
 7. TV Tegernsee      11 47½:40½  13- 9
 8. SC Kreuzberg      11 44½:43½  12-10
 9. Turm Emsdetten    11 42 :46    9-13
10. Stuttgarter Sfr   11 38½:49½   9-13
11. SV Wattenscheid   11 42½:45½   8-14
12. SFR Neukölln      11 36½:51½   8-14
13. SK König Plauen   11 36 :52    7-15
14. Erfurter SK       11 32½:55½   4-18
15. Godesberger SK    11 33 :55    2-20
16. SC Forchheim      11 24½:63½   1-21

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