Hallo Schachfreunde, kaum ist ein Schachturnier beendet, schon gilt es über ein anderes Ereignis zu berichten. In Kirchhain begann heute die V. Seniorenmeisterschaft des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbunds (DBSB). In dieser Mail findet Ihr die Ergebnisse der 1. Runde. Danach gibt es dann noch etwas Lesestoff. Einen schönen Abend wünscht Toni aus Augsburg Deutsche Meisterschaft im Blindenschach der Senioren 2003 in Kirchhain 08.09.2003 bis 14.09.2003 7 Runden Schweizer System Turnierleiter: Manfred Müller, Senftenberg Müller Manfred.. - Hauck Otto...... 1,0:0,0 Kübel Hannelore. - Woborschil Ernst 0,0:1,0 Richter Dieter.. - Kahler Helmut... 1,0:0,0 Jenkner Hans.... - Kranz Werner.... 0,0:1,0 Kehl Reinhard... - Gaußmann Manfred 1,0:0,0 Schulze-Fielitz Hinrich spielfrei Turm und Dame in Bewegung: Lebendschach in Ströbeck Ströbeck (dpa) - Stolz und ein bisschen aufgeregt blickt Frank-Werner Hädrich auf das Schachspiel. Dort stehen seine Figuren in ungewöhnlicher Größe, zappeln ein wenig, werfen immer wieder einen Blick auf ihren Chef. Im Schachdorf Ströbeck, unweit von Halberstadt im Vorharz, hat Schach eine andere Dimension als sonstwo in Deutschland. Immerhin ist dort die bundesweit einzige Schule, an der Schach ein Pflichtfach ist. Auch Hädrich trägt als Leiter der ältesten Lebendschach-Gruppe in Deutschland zu der Tradition bei. Dame, Turm, Bauer - seit 1688 werden alle 32 Figuren von kostümierten Menschen dargestellt. Am Samstag feierten die Ströbecker mit dem Auftritt der Lebendschachgruppe die inzwischen 180 Jahre alte Tradition des Schachs als Schulfach. Alle 32 Kinder stehen in blauen und roten Kostümen auf einem etwa acht mal acht Meter großen schwarz-weißen Schachbrett. Dirigiert werden sie vom sachsen-anhaltischen Finanzminister Karl-Heinz Paqué (FDP) - einem wie er über sich selbst sagt "inzwischen schlechten Schachspieler". Paqué, der sich Schach als Kind selbst beigebracht hatte, spielte in den 70er Jahren immerhin in der saarländischen Landesliga. Dreißig Jahre später sei es für ihn, als schicke man einen gealterten Fußballspieler, der auch ein bisschen zugelegt hat, als Stürmer auf ein Feld. Dennoch ist der Finanzminister mit Eifer dabei, die blauen Lebendfiguren von "C7 auf C5" zu schicken oder eine "Rochade kurz" anzuordnen - das alles mit wachsamem Blick auf das Spielfeld. Um den Überblick zu behalten, läuft er immer wieder am Spielfeldrand entlang. Nach etwa 20 Minuten gewinnt der Minister "überraschend", wie er sagt. Frank-Werner Hädrich überwacht alle Schritte seiner Figuren. Den meisten hat er selbst das Schachspiel beigebracht. Der 42-Jährige unterrichtet das Spiel an der Schachschule Ströbeck. "Bei uns lernen die Kinder von der zweiten bis zur siebten Klasse Schach", erzählt Hädrich, der die Schule seit August leitet. Sitzenbleiben können die Schüler wegen des ungewöhnlichen Pflichtfachs aber nicht, denn Fünfen und Sechsen werden nicht erteilt. Eine Eins bekommt, wer gegen den Lehrer gewinnt. Besonders interessierte Schüler können sich für die Lebendschachgruppe anmelden. "Schüler beginnen ab der ersten oder zweiten Klasse und können sich dann über Jahre zum König oder zur Dame hochdienen." Es könne sich jeder Bauer in eine Dame verwandeln, sagt Hädrich lächelnd. Die 16-jährige Michele hat es geschafft. Bis sie nun vom Finanzminister als blaue Dame und wertvollste Figur über das Spielfeld dirigiert werden kann, hat sie in fast allen anderen Kostümen gesteckt. "Vor sieben Jahren habe ich als Bauer angefangen, dann war ich Turm, Springer, König und jetzt Dame", sagt sie etwas schüchtern. Nur wenige ihrer Freunde sind auch in der Gruppe - meist fehle das Durchhaltevermögen. "Das ist aber die Bedingung, wenn man es zur Dame schaffen will." Ihre Freundin Christine, die den roten König spielt, ergänzt: "Der richtige Anreiz ist doch, dass man mit der Gruppe mal richtig weit weg kommt." Das Ensemble ist regelmäßig im Ausland unterwegs. Als nächstes geht es Mitte September nach England. Die lange Tradition des Ströbecker Lebendschachs ist durch die drohende Schließung der Schachschule gefährdet. Es gibt nicht mehr genug Schüler in Sachsen-Anhalt. Für das gerade begonnene Schuljahr kam mit 24 Schülern gerade noch die nötige Zahl Fünftklässler zusammen, ob es im kommenden Jahr auch klappt, ist noch offen. "Wenn unsere Schule geschlossen wird, bricht auch die Lebendschach-Gruppe zusammen", befürchtet Hädrich. Später würde auch der Schachverein Probleme bekommen. In Ströbeck bliebe dann nicht mehr viel von der Schach-Tradition übrig. Bislang - so heißt es - soll man in dem 1200- Seelen-Dorf an jede Haustür klopfen können und es wird jemand öffnen, der Schach spielen kann.