Hallo Schachfreunde, bevor wir uns wieder der Berichterstattung aus Höckendorf (Sachsen!) widmen, muss ich einen kleinen Fehler korrigieren, der mir bei der letzten Info-Mail unterlaufen ist. Ein aufmerksamer Leser wies mich darauf hin, dass Höckendorf nicht in Thüringen sondern in Sachsen liegt. Ich hatte mich wohl täuschen lassen, da auf der Homepage der Meisterschaft vom "Förderverein Schach Thüringen e. V." die Rede ist. Doch nun zu den Ereignissen der Runden 4 bis 6. Zunächst setzte der Vertreter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbunds Dieter Bischoff seine schwarze Serie fort und verlor in Runde 4 mit den weißen Steinen gegen Eckart Bauer (Elo 2276). Dann endlich in Runde 5 gab es wenigstens einen Teilerfolg. Gegen den alten Haudegen FM Vladimir Budde (Elo 2308) konnte Dieter - wieder mit den weißen Steinen spielend - in einer wüsten Partie seinen ersten halben Punkt einheimsen. Leider konnte er in Runde 6 dieses Erfolgserlebnis nicht wiederholen. Gegen Walter Pohl (Elo 2217) musste Dieter den Punkt abgeben. In Runde 7, die gerade läuft, während ich diese Zeilen schreibe, kommt es in Höckendorf zum Duell von zwei Lesern von "Info-Mail Schach". Dieter Bischoff spielt heute gegen den Münchner IM Thomas Reich (Elo 2408). Im Open hat unser Frank Schellmann leider die Runden 4 und 5 gegen die beiden FM verloren. In Runde 6 folgte aber dann wieder ein Sieg und so belegt Frank im Moment mit 4,0 Punkten aus 6 Runden Platz 3 bis 5 hinter den beiden führenden FM. Unten findet Ihr neben den Tagesberichten der Runden 4 bis 6 und der Tabelle noch einen Hinweis auf eine Schachsendung im Deutschlandfunk. Ich werde mich voraussichtlich wieder am Sonntag mit den Schlussberichten aus Höckendorf melden. Bis dahin wünsche ich ein schönes Wochenende Euer Toni aus Augsburg Deutschlandfunk: "Die Lange Nacht vom Schach" Am kommenden Samstag (7.2.2004) sendet der Deutschlandfunk im Radio "Die Lange Nacht vom Schach" (Dauer 1 Stunde). "Schach, heißt es, ist nicht wie das Leben: Schach ist das Leben. Die Lange Nacht vom Schach erzählt eine kleine Kulturgeschichte des Schachs und manch kuriose Anekdote; erzählt vom Wesen eines Spiels, vom dem Gotthold Ephraim Lessing sagte, dass es "für den Ernst zu viel Spiel und für das Spiel zu viel Ernst" habe." Tagesberichte von Raj Tischbierek - Zeitschrift SCHACH und selbst Teilnehmer der DM 4. Runde am 2. Februar "Die treiben's ja wie die Junghengste", vertraute mir Klaus Bischoff heute nach einer runden Stunde Spielzeit an, als wir uns bei einem kurzen Rundgang trafen. Dabei hatte er vor allem die ersten beiden Bretter, Graf-Müller und Gustafsson-Meister, sowie die Partie Braun-Stern im Auge. Graf wählte seiner Gewohnheit gemäß ein scharfes Abspiel - obwohl ihn Müllers Budapester Gambit überrascht haben muss - und bekam schnell Oberwasser. An Brett 2 lief die Eröffnung für Jan Gustafsson weniger gut, erst nach S:c4? konnte der Hamburger aufatmen; mehr als ein Remis war allerdings auch danach nicht drin. Als harmlos erwies sich Sterns doppeltes Baueropfer, allerdings war die Partie gegen Braun aufgrund ihrer lustigen Materialverteilung dennoch eines der Highlights der heutigen Runde. Zwei Spieler werden in der heutigen Nacht nur schwer Ruhe finden: Robert Rabiega und Gerlef Meins. Rabiega, Deutscher Meister 2000, übersah in der Eröffnung die Keule Lc8-g4!, was ihm so peinlich war, dass er sich aus Angst, angemacht zu werden, fast zwei Stunden lang nicht wagte, von seinem Brett zu erheben. Statt d5!? Sd4 S:d4 L:e2 S:e2 mit objektiv verlorener Stellung, aber einigen praktischen Chancen, wählte er eine zähe Variante und wurde von Lutz Espig - neben Graf einziger Dreieinhalber!; morgige Spitzenpaarung - langsam aber sicher ausgedrückt. Unglücksrabe Nr. 2 war Gerlef Meins, der gegen Klaus Bischoff in Remisstellung aufgab! Er war sich sicher, dass das Turmendspiel verloren war, aber selbst der kopfschüttelnde 13-jährige Falko Bindrich wusste den Remiszug! 5. Runde am 3. Februar Es ist schwerer, über ein Turnier zu berichten, wenn man es selbst mitspielt. Heute war ich so von meiner eigenen Partie angeekelt, dass ich nach dem Remisschluss erst einmal in die Bierklause abtauchen musste. Immerhin taten mir vier Kämpen den Gefallen, so lange am Brett auszuharren, dass ich ihr Finale auch noch nach ein paar Tröstbieren verfolgen konnte. Hochinteressant die Partie zwischen Bischoff und Meister mit wechselnden Vorzeichen. Am Ende konnte Bischoff trotz eines Mehrturmes (!) nicht gewinnen. DER Hit war aber das Herzschlagfinale an Brett 1 zwischen Espig und Graf, das fast über die vollen sieben Stunden ging. Nach klarem Eröffnungsvorteil kam der Greizer in die Hinterhand, verteidigte dann aber ein Endspiel mit Minusbauer heroisch. Erst wenige Sekunden vor Partieende brach er zusammen, zog nicht mehr und überschritt die Zeit, als Graf noch 24 Sekunden auf der Uhr hatte. Allgemeiner Tenor: Er hätte den halben Punkt verdient gehabt. Kein Vorwurf allerdings auch an Alexander Graf, der selbst in der Schlussstellung noch klar besser stand. Ansonsten war ich noch von der Partie Naiditsch-Enders angetan, in der der Anziehende sich auf eine messerscharfe Variante einließ und mit Matt vollendete. Weiter hält auch der Lauf der Geburtstagskinder an: Sergej Kalinitschew gewann gegen Arik Braun und gehört damit neben Jan Gustafsson und Thies Heinemann, je 4, zu den Verfolgern von Alexander Graf, 4,5. 6. Runde am 4. Februar Spitze: Graf 5, Kalinitschew, Gustafsson, Heinemann je 4,5, Meister, Luther, Espig, Bischoff, Kritz, Braun, Müller, Naiditsch, Mainka je 4 Die Ruhe vor dem Sturm? Die sechste Runde brachte keine Veränderung der Tabellenkostellation, da alle Partien an den vorderen Brettern remis endeten. Überraschend schnell war der Spitzenreiter Alexander Graf mit der Punkteteilung gegen Sergej Kalinitschew zufrieden, aber nach eigener Aussage steckte ihm noch die gestrige Seeschlange gegen Lutz Espig in den Knochen. Der musste sich einmal mehr schwer seiner Haut erwehren, hielt die kritische Stellung gegen Klaus Bischoff jedoch zusammen. Ausgekämpft auch die Paarungen Gustafsson-Heinemann und Ka. Müller-Naiditsch, wobei Jan Gustafsson im internen Hamburger Duell lange auf der Siegerstraße schien, den halben Punkt Abstand zu Graf aber letztlich nicht wett machen. Stand nach 6 Runden Rg Teilnehmer Titel TWZ Verein/Ort Pkt 1. Graf, Alexander GM 2629 SG Porz 5.0 2. Heinemann, Thies IM 2426 Hamburger SK 4.5 3. Kalinitschew, Ser GM 2519 SC Kreuzberg 4.5 4. Gustafsson, Jan GM 2572 Hamburger SK 4.5 5. Meister, Jakov IM 2488 SC Friesen Lich 4.0 6. Espig, Lutz GM 2429 SK König Plauen 4.0 7. Müller, Karsten D GM 2517 Hamburger SK 4.0 8. Kritz, Leonid IM 2534 SG Bochum 31 4.0 9. Bischoff, Klaus GM 2561 TV Tegernsee 4.0 10. Braun, Arik IM 2429 SV Backnang 4.0 11. Naiditsch, Arkadi GM 2576 SF Brackel 1930 4.0 11. Luther, Thomas GM 2572 VfL B-W Neuklos 4.0 13. Mainka, Romuald GM 2456 SC 1950 Remagen 4.0 14. Meins, Gerlef IM 2460 SV Werder Breme 3.5 15. Heck, Norbert FM 2308 Sfr. Neuberg 3.5 16. Bastian, Herbert FM 2384 SVg Saarbrücken 3.5 17. Rabiega, Robert GM 2527 SK König Tegel 3.5 18. Schebler, Gerhard IM 2480 SV Mülheim Nord 3.5 19. Wegener, Olaf FM 2404 SF Brackel 1930 3.5 20. Tischbierek, Raj GM 2507 SC Kreuzberg 3.5 21. Breutigam, Martin IM 2409 Bremer SG 3.5 22. Schurade, Matthia FM 2370 SK Schwedt/O. 3.0 23. Muse, Mladen GM 2452 SK König Tegel 3.0 24. Bindrich, Falko FM 2308 Dresdner SC 3.0 25. Stern, Rene IM 2489 SK König Tegel 3.0 26. Wisnewski, Christ FM 2409 SC Meerbauer Ki 3.0 27. Thinius, Marco FM 2387 SK Großlehna 2.5 28. Enders, Peter GM 2478 Erfurter SK 2.5 29. Ott, Frank 2313 SV Wolfbusch 2.5 30. Scherer, Max 2285 SGEM Dreisamtal 2.5 31. Gießmann, Stephan 2287 SK Kelheim 1920 2.5 32. Preiß, Martin 2304 Karlsruher SF 1 2.5 33. Dausch, Rene FM 2331 SC Bad Bergzabe 2.5 34. Gutman, Lev GM 2497 SC Melle 03 2.5 35. Schulz,Michael 2246 SC Zitadelle Sp 2.0 36. Dresen, Ulrich FM 2312 SF Gerresheim 8 2.0 37. Degtiarev, Jewgen 2281 SG A. E. Magdeb 2.0 38. Latzke, Boris Ale 2246 SK Bebenhausen 2.0 39. Voigt, Roland FM 2381 SC Leipzig-Gohl 2.0 40. Röschlau, Bernd FM 2295 SV Oberursel 2.0 41. Pohl, Walter 2217 SG Schwäb.Gmünd 2.0 42. Stanke, Juergen 2313 Hamburger SK 1.5 43. Bauer, Eckart 2276 SpVgg Rommelsha 1.5 44. Reich, Thomas IM 2408 FC Bayern Münch 1.0 45. Budde, Vladimir FM 2308 SV SF Aachen-Hö 1.0 46. Bischoff, Dieter 2182 SK 1947 Sandhau 0.5