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Info-Mail Schach Nr. 543


Wolfgang Unzicker gestorben
(von André Schulz auf
www.chessbase.de)

   Der Münchener Schach-Großmeister und Rekordnationalspieler Wolfgang
   Unzicker ist tot. Er starb am 20.04.2006 im Alter von 80 Jahren
   während einer Urlaubsreise in Albufeira/Portugal an Herzversagen.
   Hauptberuflich als Jurist und bis 1990 als Vorsitzender Richter am
   Verwaltungsgericht München tätig, errang er siebenmal die deutsche
   Meisterschaft und vertrat die bundesdeutsche Schach-Nationalmannschaft
   in den Jahren 1950 bis 1982 in 386 Einsätzen an den beiden
   Spitzenbrettern. Er war bis zum Jahre 2000 in der 1.Bundesliga aktiv.
   Mit Wolfgang Unzicker verliert der deutsche Schachsport seine
   herausragendste Persönlichkeit.

   Zum Tode von Wolfgang Unzicker

   Wolfgang Unzicker wurde am 26. Juni 1925 in Pirmasens geboren. 1931
   zog die Familie nach München, da sein Vater dort eine Tätigkeit als
   Gymnasiallehrer aufgenommen hatte. Als leidenschaftlicher
   Schachspieler lehrte dieser seinen Söhnen Gerhard, der am 16.Januar
   1945 an der Ostfront gefallen ist, und Wolfgang ebenfalls das Spiel
   auf den 64 Feldern.
   1939 wird Wolfgang Unzicker zu einem Lehrgang für talentierte
   Jugendliche eingeladen. Unter den Teilnehmern befinden sich u.a. auch
   Klaus Junge (Er fiel in den letzten Kriegstagen in den Harburger
   Bergen bei Hamburg) und die 17-jährige Edith Keller.

   In einem Bericht in den Deutschen Schachblättern lobt der Übungsleiter
   Willi Schlage die beiden jüngsten Teilnehmer Junge und Unzicker und
   schreibt: "Während Junge bereits auf verschiedenen Mannschaftskämpfen
   gute Erfolge hatte, ist der eben 14 Jahre alte Unzicker eine wertvolle
   Neuentdeckung. Sein angriffslustiges, phantasievolles Spiel berechtigt
   für die Zukunft zu schönen Hoffnungen, zumal er für sein Alter über
   erstaunliche Theoriekenntnisse verfügt."

   Nachdem Unzicker in den 40er Jahren mehrfach die Münchner
   Meisterschaft gewonnen hatte, spielt er 1946 in Regensburg sein erstes
   Meisterturnier mit, das er mit 6 Punkten aus 7 Runden vor Paul Tröger
   als Erster beenden kann. Im September des gleichen Jahres siegt er mit
   14 aus 16 (!) in Augsburg. Bei der ersten deutschen
   Nachkriegsmeisterschaft in Weidenau wird Unzicker geteilter Fünfter.
   Nach seinem Sieg bei der Deutschen Meisterschaft 1948 in Essen wird
   Unzicker als erster Deutscher, zusammen mit Sämisch) zu einem Turnier
   ins Ausland eingeladen und gewinnt dies in Luzern.

   In den folgenden Jahren Jahren kann Unzicker mehrere Turniere für sich
   entscheiden, darunter das erste international besetzte GM-Turnier 1949
   in Heidelberg.
   Nachdem der Deutsche Schachbund 1950 wieder in die FIDE aufgenommen
   wurde, konnte eine Mannschaft an der Schacholympiade in Dubrovnik (20.
   August bis 10. September 1950) teilnehmen. Wolfgang Unzicker erzielt
   mit 14 aus 16 das beste Ergebnis am ersten Brett (zusammen mit
   Najdorf).

   Unzicker gegen Euwe auf der Schacholympiade 1950

   Im folgenden Jahr wurde Unzicker hinter Gligoric Zweiter beim
   Zonenturnier in Bad Pyrmont und qualifizierte sich für das
   Interzonenturnier in Saltsjöbaden, das er als Neunter beendet. 1955
   gewinnt Unzicker das Zonenturnier in München, erreicht aber beim
   Interzonenturnier in Göteborg 1955 nur den 16. Rang. Beim Turnier in
   Buenos Aires gelang es ihm Robert Fischer zu schlagen, wenn auch auf
   eine nicht ganz befriedigende Weise.
   "Im 12. Zug - ich traute meinen Augen nicht - fasste Fischer, der am
   Zuge war, seinen h-Bauern fest an, offensichtlich, um ihn zu ziehen.
   Nach wenigen Sekunden ließ er ihn wieder los. In diesem Augenblick
   zeigte Fischer vorbildliche Fairness. Da er den Bauern angefasst
   hatte, zog er ihn, der Regel gemäß, auch, obwohl es der Verlustzug für
   ihn war. Ich hatte nicht beabsichtigt, zu protestieren, falls er einen
   Zug mit einer anderen Figur gemacht hätte. Ich hätte ihm einen Verstoß
   gegen die Regel "berührt-geführt" kaum nachweisen können und außerdem
   widerstrebt es mir in hohem Maße, mich wegen derartiger Vorfälle an
   die Turnierleitung zu wenden. Fischer hat diese Partie eben auch durch
   seine Fairness verloren, und mir selbst hat dieser Gewinnpunkt nie
   Freude bereitet," erinnerte sich Unzicker.

   Bei der Europa-Mannschaftsmeisterschaft im Sommer 1961 in Oberhausen
   erzielt Wolfgang Unzicker mit 6 aus 10 das zweitbeste Ergebnis am
   ersten Brett (hinter Weltmeister Botvinnik).

   Botvinnik gegen Unzicker, Oberhausen 1961

   Zum ersten Mal schlägt er den Weltmeister und auch den Ungarn Laszlo
   Szabo, der seinerzeit zu den stärksten Spielern der Welt gezählt
   wurde.

   Nach seiner Teilnahme an der Schacholympiade 1962 in Warna nahm
   Wolfgang Unzicker, der als reiner Amateur berufsbedingt weniger Zeit
   für das Schach hatte, immer seltenerer an Einzelturnieren teil. Eines
   seiner besten Einzelturniere spielte er aber noch 1979, wo er in
   Johannesburg eine Performance von 2724 erreichte. Der
   Nationalmannschaft bleib Unzicker noch bis 1982 treu und brachte es
   ziwschen 1950 und 1982 auf 386 Einsätze, was Rekord bedeutet. In der
   ersten und zweiten Bundesliga war er noch bis 1999 seinen Verein
   aktiv.

   Im vergangenen Jahr veranstalteten die Chesstigers in Mainz anlässlich
   seines 80sten Geburtstages ein Galaturnier, an dem sich außer dem
   Jubilar Boris Spassky, Anatoly Karpov und Viktor Kortschnoj
   beteiligten.

   Unzicker und Spassky

   CCM Gala: Die Partien...

   Der Statistiker Jeff Sonas hat für Wolfgang Unzicker als beste
   historische Elozahl einen Wert von 2686 im Jahr 1960 errechnet und als
   beste Platzierung in der Weltrangliste den 14.Rang im Jahr 1951.

   Auch neben dem Brett zeichnete sich Wolfgang Unzicker als große
   Persönlichkeit und ausgezeichneter Repräsentant des deutschen Schachs
   aus. Er war u.a. in der Lasker-Gesellschaft aktiv, wo er im letzten
   Jahr noch zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
   Paul Werner Wagner gratuliert Wolfgang Unzicker
   Auf vielen in- und ausländischen Schachveranstaltungen war er ein
   willkommener Ehrengast, der alle mit seinem Charme und seiner Eloquenz
   zu bezaubern wusste.

   Wolfgang Unzicker beim Keres Memorial in Talinn

   Mit seinem Tod verliert das deutsche Schach einen der hervorragendsten
   Vertreter seiner Geschichte.

   Wolfgang Unzicker in seinem Haus, 2001

   André Schulz

                                 Neuheiten

                                 ZAP!CHESS
                      Computerschach-Weltmeister 2005

                      Eröffnungsrepertoire für Schwarz

                           ChessBase Magazin 110

                    FIDE Weltmeisterschaft San Luis 2005

Der Münchener Schach-Großmeister und Rekordnationalspieler Wolfgang
Unzicker ist tot. Er starb am 20.04.2006 im Alter von 80 Jahren
während einer Urlaubsreise in Albufeira/Portugal an Herzversagen.
Hauptberuflich als Jurist und bis 1990 als Vorsitzender Richter am
Verwaltungsgericht München tätig, errang er siebenmal die deutsche
Meisterschaft und vertrat die bundesdeutsche Schach-Nationalmannschaft
in den Jahren 1950 bis 1982 in 386 Einsätzen an den beiden
Spitzenbrettern. Er war bis zum Jahre 2000 in der 1.Bundesliga aktiv.
Mit Wolfgang Unzicker verliert der deutsche Schachsport seine
herausragendste Persönlichkeit.

Zum Tode von Wolfgang Unzicker

Wolfgang Unzicker wurde am 26. Juni 1925 in Pirmasens geboren. 1931
zog die Familie nach München, da sein Vater dort eine Tätigkeit als
Gymnasiallehrer aufgenommen hatte. Als leidenschaftlicher
Schachspieler lehrte dieser seinen Söhnen Gerhard, der am 16.Januar
1945 an der Ostfront gefallen ist, und Wolfgang ebenfalls das Spiel
auf den 64 Feldern.
1939 wird Wolfgang Unzicker zu einem Lehrgang für talentierte
Jugendliche eingeladen. Unter den Teilnehmern befinden sich u.a. auch
Klaus Junge (Er fiel in den letzten Kriegstagen in den Harburger
Bergen bei Hamburg) und die 17-jährige Edith Keller.

In einem Bericht in den Deutschen Schachblättern lobt der Übungsleiter
Willi Schlage die beiden jüngsten Teilnehmer Junge und Unzicker und
schreibt: "Während Junge bereits auf verschiedenen Mannschaftskämpfen
gute Erfolge hatte, ist der eben 14 Jahre alte Unzicker eine wertvolle
Neuentdeckung. Sein angriffslustiges, phantasievolles Spiel berechtigt
für die Zukunft zu schönen Hoffnungen, zumal er für sein Alter über
erstaunliche Theoriekenntnisse verfügt."

Nachdem Unzicker in den 40er Jahren mehrfach die Münchner
Meisterschaft gewonnen hatte, spielt er 1946 in Regensburg sein erstes
Meisterturnier mit, das er mit 6 Punkten aus 7 Runden vor Paul Tröger
als Erster beenden kann. Im September des gleichen Jahres siegt er mit
14 aus 16 (!) in Augsburg. Bei der ersten deutschen
Nachkriegsmeisterschaft in Weidenau wird Unzicker geteilter Fünfter.
Nach seinem Sieg bei der Deutschen Meisterschaft 1948 in Essen wird
Unzicker als erster Deutscher, zusammen mit Sämisch) zu einem Turnier
ins Ausland eingeladen und gewinnt dies in Luzern.

In den folgenden Jahren Jahren kann Unzicker mehrere Turniere für sich
entscheiden, darunter das erste international besetzte GM-Turnier 1949
in Heidelberg.
Nachdem der Deutsche Schachbund 1950 wieder in die FIDE aufgenommen
wurde, konnte eine Mannschaft an der Schacholympiade in Dubrovnik (20.
August bis 10. September 1950) teilnehmen. Wolfgang Unzicker erzielt
mit 14 aus 16 das beste Ergebnis am ersten Brett (zusammen mit
Najdorf).

Im folgenden Jahr wurde Unzicker hinter Gligoric Zweiter beim
Zonenturnier in Bad Pyrmont und qualifizierte sich für das
Interzonenturnier in Saltsjöbaden, das er als Neunter beendet. 1955
gewinnt Unzicker das Zonenturnier in München, erreicht aber beim
Interzonenturnier in Göteborg 1955 nur den 16. Rang. Beim Turnier in
Buenos Aires gelang es ihm Robert Fischer zu schlagen, wenn auch auf
eine nicht ganz befriedigende Weise.
"Im 12. Zug - ich traute meinen Augen nicht - fasste Fischer, der am
Zuge war, seinen h-Bauern fest an, offensichtlich, um ihn zu ziehen.
Nach wenigen Sekunden ließ er ihn wieder los. In diesem Augenblick
zeigte Fischer vorbildliche Fairness. Da er den Bauern angefasst
hatte, zog er ihn, der Regel gemäß, auch, obwohl es der Verlustzug für
ihn war. Ich hatte nicht beabsichtigt, zu protestieren, falls er einen
Zug mit einer anderen Figur gemacht hätte. Ich hätte ihm einen Verstoß
gegen die Regel "berührt-geführt" kaum nachweisen können und außerdem
widerstrebt es mir in hohem Maße, mich wegen derartiger Vorfälle an
die Turnierleitung zu wenden. Fischer hat diese Partie eben auch durch
seine Fairness verloren, und mir selbst hat dieser Gewinnpunkt nie
Freude bereitet," erinnerte sich Unzicker.

Bei der Europa-Mannschaftsmeisterschaft im Sommer 1961 in Oberhausen
erzielt Wolfgang Unzicker mit 6 aus 10 das zweitbeste Ergebnis am
ersten Brett (hinter Weltmeister Botvinnik).

Zum ersten Mal schlägt er den Weltmeister und auch den Ungarn Laszlo
Szabo, der seinerzeit zu den stärksten Spielern der Welt gezählt
wurde.

Nach seiner Teilnahme an der Schacholympiade 1962 in Warna nahm
Wolfgang Unzicker, der als reiner Amateur berufsbedingt weniger Zeit
für das Schach hatte, immer seltenerer an Einzelturnieren teil. Eines
seiner besten Einzelturniere spielte er aber noch 1979, wo er in
Johannesburg eine Performance von 2724 erreichte. Der
Nationalmannschaft bleib Unzicker noch bis 1982 treu und brachte es
ziwschen 1950 und 1982 auf 386 Einsätze, was Rekord bedeutet. In der
ersten und zweiten Bundesliga war er noch bis 1999 seinen Verein
aktiv.

Im vergangenen Jahr veranstalteten die Chesstigers in Mainz anlässlich
seines 80sten Geburtstages ein Galaturnier, an dem sich außer dem
Jubilar Boris Spassky, Anatoly Karpov und Viktor Kortschnoj
beteiligten.

Der Statistiker Jeff Sonas hat für Wolfgang Unzicker als beste
historische Elozahl einen Wert von 2686 im Jahr 1960 errechnet und als
beste Platzierung in der Weltrangliste den 14.Rang im Jahr 1951.

Auch neben dem Brett zeichnete sich Wolfgang Unzicker als große
Persönlichkeit und ausgezeichneter Repräsentant des deutschen Schachs
aus. Er war u.a. in der Lasker-Gesellschaft aktiv, wo er im letzten
Jahr noch zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Auf vielen in- und ausländischen Schachveranstaltungen war er ein
willkommener Ehrengast, der alle mit seinem Charme und seiner Eloquenz
zu bezaubern wusste.

Mit seinem Tod verliert das deutsche Schach einen der hervorragendsten
Vertreter seiner Geschichte.

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