Der neue deutsche Schachmeister heißt Daniel Fridmann (Quelle: Augsburger Allgemeine vom 24.02.2008) Bad Wörishofen (lu) - Großmeister Daniel Fridman vom SV Mülheim/Ruhr heißt der verdiente Sieger der diesjährigen 79. Deutschen Schacheinzelmeisterschaft 2008. Im Kurhaus von Bad Wörishofen setzte sich der Topgesetzte letztendlich mit 7,5 Punkten aus neun Partien gegen die starke Konkurrenz durch. Zweiter wurde Großmeister Klaus Bischoff vom TV Tegernsee vor Großmeister Leonid Kritz vom SV Werder Bremen. Seit dem 15. Februar kämpften 46 Schachspieler im Kurhaus von Bad Wörishofen um den Deutschen Schacheinzeltitel. Organisiert wurde das Turnier vom Schachclub Türkheim/Bad Wörishofen mit seinem Vorstand Werner Lux an der Spitze. Der ortsansässige Schachclub nutzte sein 60-jähriges Jubiläum, um erstmals ein nationales Schach-Ereignis ins Unterallgäu zu holen. Die Spieler fanden in Bad Wörishofen erstklassige Bedingungen vor. So wurden die ersten 16 Bretter aus dem Kursaal heraus Live ins Internet übertragen. Die Sensorbretter wurden dabei vom Schachclub Eppingen ausgeliehen. Die Übertragung konnte auf dem Schach-Server der Firma Chessbase in Hamburg durchgeführt werden. Die Liveübertragung, zu der sich die Schachinteressierten über die Homepage des Schachclubs einklinken konnten, hatte über eine Million Zugriffe während des neun Tage dauernden Turniers. In neun Runden nach Schweizer System, bei dem immer die punktgleichen Spieler untereinander ihre Schlachten schlagen, wurde der Sieger ermittelt. Jeder Spieler hatte für die ersten 40 Züge zwei Stunden Zeit und danach für den Rest der Partie eine Stunde. Spätestens nach sechs Stunden stand also das Ergebnis jeder Runde fest und wurde zeitnah im Internet veröffentlicht. Die meisten Teilnehmer mussten sich über die jeweiligen Landesverbände qualifizieren. Aufgrund der Größe des Landesverbandes Bayern waren mit dem bayerischen Meister Michael Gschwendtner vom SC Pasing und Boris Grimberg vom TSV Haunstetten zwei Teilnehmer am Start. Des Weiteren stehen für die Nationalmannschaft sieben Plätze zur Verfügung. Für den Bundestrainer GM Uwe Bönsch war dieses Turnier eine willkommene Gelegenheit seinen Kader im Wettkampf zu sehen. Für die deutsche Nationalmannschaft steht im November die Schach-Olympiade in Dresden an. Die begehrten Plätze im Team sind hartumkämpft. Darüber hinaus können der Veranstalter wie auch die Landesverbände noch für Freiplätze spielstarke Spieler beim Bundesturnierdirektor vorschlagen. So kam dieses enorm stark besetzte deutsche Meisterschaft zustande. Insgesamt 32 Titelträger haben den Kampf aufgenommen. Erste Duelle Gleich in der ersten Runde kam es schon zu den ersten interessanten Duellen. Dabei konnte GM Jan Gustafsson sich gegen GM Raj Tischbierek durchsetzen. Der spätere Sieger und topgesetzte Daniel Fridman startete nur mit einem Remis gegen den internationalen Meister Jakob Meister in das Turnier. Alle Profis waren von Beginn an gefordert. Natürlich blieben auch weitere Überraschungen in den ersten Runden nicht aus. Boris Grimberg konnte den internationalen Meister Stefan Solonar besiegen, der junge Julian Jorczik vom SK München Süd/Ost überspielte zuerst den Großmeister Felix Levin und wenig später auch Jakob Meister. Für Julian Jorczik sprang am Ende des Turniers eine IM-Norm heraus. Weitere IM-Normen erzielten Alexander Markgraf und Evgueni Chevelevitch. GM-Normen wurden bei diesem Turnier nicht erzielt. Nachwuchs hielt mit Vor allem zu Beginn spielte der Nachwuchs groß auf, wurde aber über die gesamte Distanz von der erfahreneren Konkurrenz ausgebremst. Unter den Augen der vier Schiedsrichter Ralph Alt aus München, Dr. Holger Moritz aus Karlsruhe, Hans Brugger aus Marktoberdorf und Werner Lux verlief das Turnier ohne Probleme. Nach vier Runden hatte sich überraschend ein Außenseiter mit einem Punkt Vorsprung an die Spitze gesetzt. Mit vier Siegen in Folge profitierte GM Vitaly Kunin von den gegenseitigen Punkteverlusten der Konkurrenten. Erst der Vizemeister Klaus Bischoff stoppte den Siegeszug von Kunin und rang ihm ein Remis ab. Danach konnte Kunin kein Spiel mehr gewinnen und erreichte nach seiner Schlussrundenniederlage nur den undankbaren 4. Platz. Wie große Turniere gewonnen werden, zeigten Bischoff und Fridman. Beide blieben als Einzige ungeschlagen. Fridman ging in den entscheidenden Phasen mehr Risiko ein. So lehnte er in der letzten Runde ein Remisangebot ab, spielte auf Sieg und gewann damit auch verdient. Insgesamt fiel bei dieser Meisterschaft die geringe Häufigkeit an kurzen Remispartien auf. Auch wurden oft mehrere Partien bis zum Ende der Gesamtbedenkzeit von sechs Stunden ausgekämpft. Hohes Niveau Das Niveau der Partien war sehr hoch und es wurden viele sehenswerte Partien gespielt. Von der Schachzeitschrift "Schach" wurde dann auch noch ein Schönheitspreis ausgelobt. Diesen gewann der internationale Meister Sebastian Siebrecht von den Schachfreunden Katernberg für seinen Sieg gegen GM Arkadij Rotstein. Siegerehrung: Schecks und Erinnerungsgeschenke Bei der Siegerehrung in Paddy´s Pub in Bad Wörishofen übergaben die beiden Bürgermeister Klaus Holetschek (Bad Wörishofen) und Silverius Bihler (Türkheim) gemeinsam mit Dr. Manfred Fischer (Sponsor Kneippwerke) sowie Turnierdirektor Ralph Alt und Organisator Werner Lux den anwesenden Schachstrategen neben den Siegerschecks für die ersten 10 Plätze noch kleine Erinnerungsgeschenke aus Bad Wörishofen und Türkheim. Für die Organisatoren gab es viel Lob. Die nächste deutsche Meisterschaft wird im Februar 2009 in Saarbrücken ausgetragen werden. Anmerkung der Redaktion von Info-Mail Schach: Der Deutsche Blindenschachmeister Dieter Bischoff schlug sich auch im letzten Drittel des Turniers wacker und konnte in den Runden 7 und 9 noch jeweils einen halben Punkt seinem Punktekonto hinzufügen. Am Ende standen 3,0 Punkte und Platz 42 unter den 46 Teilnehmern zu Buche. In Anbetracht der Tatsache, dass Dieter an Nr. 45 gesetzt war, ein beachtliches Ergebnis.