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Info-Mail Schach Nr. 897


Armenien ist Goldmedaillengewinner
Bei den Damen gewinnt Georgien
(von Klaus Jörg Lais)

Armenien hat das Unglaubliche tatsächlich wahr gemacht und siegt zum zweiten
Mal in Folge nach Turin
2006. Trotz des tragischen Tods ihres 28-jährigen Spitzenspielers Karen
Asrian im Juni dieses Jahres, zeigten
die armenischen Helden um Levon Aronian kämpferisches Schach bis zum
Schluss, eroberten die Tabellenspitze
am vorletzten Spieltag zurück und gaben Sie nicht mehr her. Im
Turnierverlauf war Armenien immer unter
den ersten Mannschaften in der Tabelle, aber kaum jemand glaubte wirklich
daran, dass Mannschaftskapitän
Arshak Petrosjan das Team ein zweites Mal auf Goldmedaillenkurs bringen
würde. Gesetzt auf Rang Neun vor
dem Turnier, bezwang das Team Italien, Moldawien, die Faröer Inseln,
Holland, Aserbeidschan, Russland,
Frankreich, Serbien und China. Gegen die Ukraine gab es ein 2:2 und gegen
den Silbermedaillengewinner Israel
die einzige Niederlage. Die Goldjungs spielten nahezu unverändert das
Turnier durch und setzten ihren Ersatzspieler
Minasian nur ein einziges Mal ein. Den Rest erledigten Levon Aronian (5,5
Punkte aus 10 Partien),
Vladimir Akopian (8,0/11), Gabriel Sargissian (9,0/11) und Tigran Petrosjan
(7,5/11) ganz alleine.
Israel bleibt der undankbare zweite Platz, nachdem es der Mannschaft als
einzige des Turniers gelang, Armenien
zu bezwingen. Im Gegensatz zum Goldmedaillengewinner, rotierte das Team
durchgehend mit den fünf
zur Verfügung stehenden Spielern. Vielleicht war das allzu überraschende 2:2
zu Beginn gegen Lettland der
Auslöser des Endresultats und Israel leistete sich gleich noch einen
Schnitzer, nämlich das 2:2 gegen Litauen.
Danach spielten die Mannen um Weltklassespieler Boris Gelfand wie entfesselt
und verloren erst am Vorschlusstag
gegen die Ukraine und damit letztendlich auch Platz Eins. Trotzdem dürfte
dies die stärkste Leistung
des israelischen Quintetts seit vielen Jahren gewesen sein. Neben Gelfand
spielten Michael Roiz, Boris Avrukh,
Evgeny Postny und Maxim Rodshtein.
Dritte wurden die USA, einen weiteren Mannschaftspunkt dahinter. Die auf
Zehn Gesetzten spielten sich ebenfalls
in die Herzen der Schachfans mit tollen Kombinationen und mitreißendem
Angriffsschach. Gata Kamsky,
Hikaru Nakamura, Alexander Onischuk, Yuri Shulman und Varuzhan Akobian
kämpften sich nach ihrem Ausrutscher
gegen Griechenland (2:2) und der hohen Niederlage gegen Aserbeidschan zurück
ins Turnier und gewannen
bis auf den Vergleich mit Russland vom vierten Spieltag an alles.
Russland hingegen war eine Enttäuschung. Mit Abstand die stärkste Mannschaft
des Turniers und mit viel Vorschusslorbeeren
gestartet, wurde Russland mit zwei Unentschieden (eines davon gegen
Deutschland) und zwei
Niederlagen nur Fünfter. Neben dem Sieger Armenien gelang der Ukraine ein
historischer Sieg gegen den großen
Nachbarn, doch die Ukraine selbst dürfte auch nicht zufrieden sein. Von
Setzlistenplatz Zwei an wurde
man Vierter mit drei Unentschieden (auch gegen Deutschland) und einer
Niederlage in der Schlussrunde gegen
die USA). Doch dies war eher der Angriffslust geschuldet, dass Ukraine zum
Schluss alles geben musste, um
Armenien zu überholen. Letztendlich kostete dies alle Medaillen, sogar die
bronzene.
Die deutschen Herren schlossen das Turnier auf Rang 13 ab, nahezu exakt
gemäß ihrem Setzlistenplatz. Nach
dem furiosen Start und einem nahezu unheimlich langen Aufenthalt auf den
Spitzenplätzen, musste man
schließlich dem hohen Tempo Tribut zollen und verlor knapp gegen die USA und
Israel. Mit sechs Siegen, drei
Unentschieden und zwei Niederlagen dürfte das Team trotzdem sehr zufrieden
sein.
Bei den Damen gewann Georgien - ebenso ein Überraschungssieger. In der
Aufstellung Maja Chiburdanidze mit
47 Jahren noch immer die Stütze des Teams (7,5 aus 9) - Nana Dzagnidze, Lela
Javakhishvili, Maia Lomineishvili
und Supiko Kukhashvili gewann das Quintett den Wettbewerb. Mit nur einer
Niederlage, recht früh
gegen die enorm starken Polinnen, kämpfte sich das Team an die Spitze und
überholte die ungeschlagenen
Damen aus der Ukraine auf der Ziellinie. Nach Feinwertung waren die
Georgierinnen Spitze, denn beide Teams
hatten gleich viele Mannschaftspunkte erzielt. Offensichtlich war ein
Unentschieden für die Ukraine zuviel auf
dem Konto. Dritte wurden die Frauen aus den USA, die damit bei Damen und
Herren je Bronze erreichten. Die
deutschen Damen schlossen auf Rang 21 ab.

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