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Info-Mail Schach Nr. 1077


   Internationale offene deutsche Meisterschaft 2010 (nachlese)

(von Detlef Kaiser, Euskirchen)



Samstag, 08.05.2010

Es war wieder einmal soweit. Die 13. internationale offene deutsche 
Meisterschaft fand in Rengshausen, Gemeinde Knüllwald, im Hotel Sonneck 
statt. Leider war der Mai bislang kühl und nass und der Wetterbericht sagte 
weiterhin wechselhaftes Wetter voraus. Ungeachtet der kühlen Temperaturen 
standen die Rapsfelder an dem Hotel in gelber Blüte und verströmten einen 
würzigen Duft.

Wir luden unser Gepäck aus und machten es uns auf den Zimmern bequem. Da 
gerade eine Geburtstagsfeier im Hotel statt fand, traf man keine 
Schachfreunde an, die man begrüßen konnte. Also machten wir die erste 
Spazierrunde im nahe gelegenen Wald mit unserem Hund. Erst beim Abendessen 
kamen die Spieler zusammen und begrüßten sich freundschaftlich. Schnell 
waren die Neuigkeiten ausgetauscht und so erfuhr ich, dass nur 18 Teilnehmer 
angemeldet waren. Der Organisator Manfred Müller begrüßte alle Schachfreunde 
und bat sie, sich nach  dem Essen im Spielraum einzufinden. Hier wurden alle 
Spieler namentlich genannt, die an diesem Turnier teilnahmen. Nur Manfred 
Pinnow fehlte noch. Nach Zahlung des Startgeldes in Höhe von 20 Euro wurden 
die Preisgelder festgelegt. Es sollten auch 2 Preise für die besten 
verbesserten Aufstiegsplätze vergeben werden und ein Preis für den 
Schwächeren, der die höchste Differenz zwischen zwei Spielern hatte und 
gewann.

Gert Schulz berichtete über den Spielausschuss und dessen Überlegungen zur 
Änderung der Turniermodi. Zum Schluss las Fritz Obert die Platzierung der 
Teilnehmer vor und danach die Paarung für den ersten Spieltag. Ich war an 
14. Stelle gesetzt und musste gegen Manfred Müller antreten. Nachdem alles 
besprochen war, gingen meine Frau  und ich mit meinem Führhund Charly noch 
einmal hinaus. Mit Taschenlampe liefen wir noch etwas durch den Wald, bevor 
wir zu Bett gingen.



Sonntag, 09.05.2010

Nach einem ausgiebigen Frühstück wollten wir hinaus in die Natur. Der Himmel 
war grau in grau und die Luft war sehr kühl. Doch ungeachtet des Wetters 
mussten wir mit dem Hund spazieren gehen. In sonntäglicher Stille lag das 
kleine Örtchen Rengshausen da. Nur das Läuten der Glocken, die zum 
Gottesdienst riefen, und das Blöken der Kamerun-Schafe an der Knottenmühle 
war in der friedlichen Stille zu hören. Nur wenige trauten sich hinaus.

Pünktlich um 13.30 Uhr begann das erste Spiel. Manfred Pinnow war an diesem 
Morgen angereist und somit das Teilnehmerfeld komplett. Während es draußen 
leicht nieselte, konnte Mirko Eichstaedt seine Partie Remis halten. 
Todorovic und ich, wir konnten jeweils mit Schwarz gewinnen. Ein 
unerwartetes Ergebnis.

Beim Abendessen las Fritz Obert die Ergebnisse vor und teilte uns die 
Paarungen für den nächsten Tag mit.

Am selben Tag fand in Nordrheinwestfalen die Landtagswahl statt. Der Ausgang 
des Wahlergebnisses war in aller Munde. Es wurde wieder spät, bis wir uns 
zur Ruhe begaben.



Montag, 10.05.2010

Am Vormittag dieses Tages fuhren wir in das 21 km entfernte Städtchen 
Rotenburg an der Fulda. Es ist ein gepflegtes Örtchen mit vielen 
Sehenswürdigkeiten. Fachwerkhäuser, Brunnen, Schloss mit Schlosspark und 
Blumenrabatten, Wander- und Radweg an der Fulda entlang, alte Kirchen und 
vieles mehr. Wir sind ein wenig durch die Straßen gelaufen, haben uns die 
Stadt angesehen, ein wenig eingekauft und sind dann wieder zurückgefahren. 
Zur festgesetzten Zeit saßen alle Spieler wieder rechtzeitig an ihren 
Brettern. Wie am Abend zuvor gab Fritz die Spielergebnisse bekannt und las 
die Paarungen für den nächsten Tag vor.



Nach dem Abendessen konnten sich die interessierten Schachspieler von Herrn 
Dr. Jordan den Prototyp einer sprechenden Schachuhr vorführen lassen. Es 
konnten Fragen gestellt und Verbesserungsvorschläge gemacht werden. Herr Dr. 
Jordan nahm sich viel Zeit für uns und ging auf jeden einzelnen Vorschlag 
ein. Er erklärte uns, dass es geplant sei, diesen Prototyp Mitte bis Ende 
dieses Jahres auf den Markt zu bringen. Diese sprechende Digitalschachuhr 
Silver + soll voraussichtlich 180 Euro kosten. Sie besteht aus einer 
silbernen Digitaluhr, an die mittels eines Kabels das Sprachmodul angeklemmt 
wird. Ein Kopfhörer wird dann an das Modul angeschlossen.

Nach einem letzten Schlummertrunk und der obligatorischen Hunderunde gingen 
wir zu Bett.





Dienstag, 11.05.2010 Mamertus

Um 10 Uhr am Vormittag bot Wilfried Bode, der am Vortag angereist war und 
noch am selben Tag wieder abreiste, für die Allgemeinheit eine Stunde 
Schachtraining an. Hierzu kamen auch fast alle Spieler. Thema dieser Stunde 
war die Sizilianische Verteidigung. Aus der einen angesetzten Stunde wurden 
dann schon fast zwei. Pünktlich um 13.30 Uhr begann die dritte Runde. Beim 
Abendessen wurden die Ergebnisse wieder vorgelesen und die Paarungen bekannt 
gegeben. Die letzten beiden Tage war das Wetter zwar kühl und bewölkt, aber 
trocken. doch an diesem Abend fing es an zu regnen. Hoffentlich blieb das 
nicht so.





Mittwoch, 12.05.2010  Pankratius

Der Morgen war kalt, windig und stark bewölkt, jedoch ohne Regen. Ein 
ungemütliches Wetter, was wir für eine Einkaufstour nutzten. Wir fuhren 
wieder nach Rotenburg, wo es ein Outlet-Center gab, in dem man preisgünstige 
Herrenhosen kaufen konnte. Die anderen Schachfreunde versorgten sich 
indessen mit Getränken und Lebensmitteln aus dem kleinen Geschäft vor Ort, 
um über den Feiertag zu kommen und nicht immer im Hotel essen gehen zu 
müssen. Rechtzeitig zur Mittagszeit saßen alle wieder an den Brettern. An 
diesem Tag gab es eine Überraschung. Das Spitzenspiel zwischen Ellinger und 
Bischoff gewann Peter Ellinger. Dieter Bischoff hatte bei einer 
Gewinnstellung im 24. Zug die Dame eingestellt. Ein bisschen Glück gehört 
auch zum Schachspielen. Eine weitere Überraschung lieferte Mirko Eichstaedt, 
der zunächst Manfred Müller ein Remis angeboten hatte, was dieser jedoch 
ablehnte, und dann nach langer Bedenkzeit die Partie doch noch gewann. Ich 
selbst konnte meine Partie Remis halten, womit ich sehr zufrieden war.

Um 19 Uhr sollte das Abendessen stattfinden. Doch Abend für Abend zog sich 
das Essen in die Länge, so dass wir erst um 21 Uhr fertig wurden. Fritz 
verlas wieder die Ergebnisse und die nächsten Paarungen. Toni Lindenmair, 
der mit seiner Frau Marianne ebenfalls im Hotel war, jedoch nicht mitspielte 
sondern Urlaub machte, versorgte sich regelmäßig mit den Ergebnissen, die er 
dann in der Schach-Infomail bekannt geben wollte.





Donnerstag, 13.05.2010  Servatius

Der Morgen an Christi Himmelfahrt war kalt, der Himmel immer noch grau in 
grau. Und leichter Nieselregen gesellte sich im Laufe des Vormittags dazu. 
An der frischen Luft traf man kaum jemanden an, sie alle wollten wohl lieber 
sich bei diesem Wetter im warmen Bett noch einmal umdrehen. Als wir an 
diesem Morgen von unserer Frührunde kamen, saßen noch viele im Speiseraum 
und frühstückten. Leider hatte Peter Ellinger sich eine Erkältung 
eingefangen und fieberte. So geschwächt konnte er gegen Mirko Eichstaedt nur 
ein Remis halten. Das Abschlussbüffet, was eigentlich erst am Samstagabend 
nach der letzten Runde gegeben werden sollte, wurde auf den Donnerstag 
verschoben. Denn das Haus hatte für Samstagabend schon eine Geburtstagsfeier 
angenommen, so dass sie nicht zusätzlich unser Büffet ausrichten konnten. 
Nach dem reichhaltigen Büffet saßen die meisten zusammen, tranken etwas und 
unterhielten sich noch lange. Fritz Obert ist als Schiedsrichter für uns 
wirklich ein Gewinn. Er ist ein sehr hilfsbereiter und ausgesprochen 
fröhlicher Mensch. Als wir die letzte Runde mit meinem Führhund Charly 
machten, las mir meine Frau von einem Außenthermometer die Temperatur von 
nur 6 Grad ab. Jetzt mussten wir nur noch Bonifatius und die kalte Sophie 
überstehen, dann hatten wir die Eisheiligen überstanden und hofften auf 
wärmeres Wetter.



Freitag, 14.05.2010  Bonifatius

Als wir am Freitagmorgen in den Speisesaal kamen, war noch keiner der 
Hausgäste anwesend. Sogleich nutzte ich die Gelegenheit und bat meine Frau 
mir einmal den Raum zu beschreiben. Sie beschrieb ihn mir in gedeckten 
Farben: braun, rot, gold, grün und weiß. Eine holzgetäfelte Decke in 
dunkelbraun und ein gepunkteter Teppich in hellgrün dämpften den Schall im 
Raum sehr angenehm. Im gesamten Raum standen Dekorationen und an den Wänden 
hingen Bilder und Poster. Nach dem Frühstück gingen wir wieder raus in die 
Kälte. Diesmal nieselte es beständig und der Hund wurde zum ersten Mal 
richtig nass. Zurück am Hotel musste ich ihn tüchtig trockenrubbeln. An 
weitere Ausflüge an diesem Vormittag war nicht zu denken. So blieben wir auf 
den Zimmern und lasen.

Nach der sechsten Spielrunde stand Andreas Ilic an der Spitze. Und es sah 
ganz so aus, als würde er wie vor 2 Jahren das Turnier gewinnen, wenn er 
nicht noch patzte. Am Abend beim Essen wurden wieder die Ergebnisse bekannt 
gegeben und zum letzten Mal die Paarungen vorgelesen. Nach dem Essen gingen 
die meisten auf ihr Zimmer um Fußball anzusehen.





Samstag, 15.05.2010  kalte Sophie

Da an diesem Tag die letzte Runde früher gespielt werden sollte, kamen die 
Schachspieler auch früher zum Frühstück. Wir 3 machten daher schnell nach 
dem Frühstück unsere Runde, damit ich rechtzeitig um 10 Uhr am Brett sitzen 
konnte. Nach Beendigung dieses Turniers hatte ich mich vom vierzehnten auf 
den neunten Platz vorgeschoben. Zwar hatte ich wie vor zwei Jahren 3,5 
Punkte, doch diesmal eine bessere Buchholzwertung. Andreas Ilic hatte seinen 
Platz verteidigt und wurde wieder Erster. Dieter Bischoff wurde Zweiter, 
aber er hatte die zweithöchste Buchholzwertung. Die höchste Buchholzwertung 
hatte Peter Ellinger mit 30,5. Jetzt gab es die Gelegenheit Kaffee trinken 
zu gehen. Hier trafen wir dann auch den Lokführer vom Schachexpress an, der 
angereist war. Nach dem Abendessen, Während einer Fußballhalbzeit, wurde vom 
Vorsitzenden Ludwig Beutelhoff die Siegerehrung vorgenommen.

Andreas bekam die Siegesprämie von 120 Euro und eine Urkunde überreicht. 
Dafür dankte er dem Vorsitzenden und gab für alle eine Runde aus. Auch 
Dieter Bischoff und Gert Schulz, die Zweit- und Drittplatzierten, bekamen 
ein Preisgeld. Auch ich bekam einen Preis für die beste Verbesserung eines 
Listenplatzes. Und schließlich bekam Tomas Todorovic den Preis für den Sieg, 
weil er die größte Differenz zwischen dem schwächeren Spieler und einem 
starken Spieler hatte.

Ludwig Beutelhoff bedankte sich dann noch bei Fritz Obert für seine tolle 
Arbeit und alle Spieler und Begleitungen klatschten dazu Beifall. Auch die 
prima Organisation von Manfred Müller wurde vom Vorsitzenden gelobt. Nach 
reichlich Alkohol gingen viele erst spät ins Bett.



Sonntag, 16.05.2010

Jetzt da das Turnier vorbei war, schien zum ersten Mal die Sonne. Schon sehr 
früh waren die ersten abgereist. Doch von denen, die noch da waren, konnten 
wir uns freundschaftlich verabschieden. Meine Frau hatte Herrn Müller 
versprochen, Andreas Ilic zum Bahnhof nach Beiseförth zu fahren, da Herr 
Traue, der Hotelbesitzer, überlastet war. Doch dies erwies sich schon als 
kleines Abenteuer.

Denn das Bahnhofsgebäude war mit Brettern zugenagelt, die Fußgängerbrücke zu 
Gleis 2 abgerissen und überall waren rot-weiße Bänder aufgehängt, so dass 
man überhaupt nicht auf den Bahnsteig kam. Erst nach mehreren Versuchen und 
Nachfragen kamen meine Frau und Andreas auf den Bahnsteig. Der Zug hatte 7 
Minuten Verspätung. Andreas stieg ein und hatte Gott sei Dank für das 
Umsteigen in Fulda noch genug Zeit. Zu guter Letzt standen wir dann noch am 
Autobahnkreuz Dortmund im Stau.

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