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Info-Mail Schach Nr. 1319


Die letzte Partie entscheidet
Der an Nummer eins gesetzte russische Großmeister Vladimir Epishin gewinnt 
das 29. Internationale Schachfestival in Bad Wörishofen - dank eines Remis 
gegen den Titelverteidiger.
(Quelle: Augsburger Allgemeine - Mindelheim - vom 11.03.2013)
(Von Axel Schmidt)

Vladimir Epishin gilt als Exzentriker unter den Schachspielern. Der 
russische Großmeister beeindruckt nicht nur durch sein strategisches 
Geschick, sondern auch durch sein Gebaren am Brett. Während einer Partie 
kann es bei ihm alles geben: Schnaufen, Haare raufen, minutenlanges 
Verharren, stieres Starren durch seine rote Hornbrille ins Leere - und ein 
Kaffeekonsum, der seinesgleichen sucht. Kurzum: Vladimir Epishin hat seine 
Macken - aber eben auch ein offenbar geniales Schachgehirn. Das hat ihm nun 
den Sieg beim 29. Internationalen Schachfestival in Bad Wörishofen 
eingebracht.

In der letzten und entscheidenden Partie reichte ihm ein Remis gegen den 
Titelverteidiger Misa Pap. Nach 40 Zügen und rund vierstündiger Spieldauer 
musste der serbische Großmeister das Remis anerkennen - und dadurch selbst 
mit 6,5 Punkten mit dem sechsten Rang vorlieb nehmen. Epishin setzte sich 
mit sieben Punkten an die Spitze, gefolgt von vier weiteren Spielern mit je 
sieben Punkten. Doch die Buchholzwertung entschied zugunsten des russischen 
Großmeisters. "Epishin war der Favorit. Und er war wirklich ein sehr starker 
Gegner", sagte Pap nach der Siegerehrung. Er habe es verpasst, in den 
vorangegangenen Partien die Weichen auf Titelverteidigung zu stellen. "6,5 
Punkte sind nicht schlecht, aber es hat eben nicht gereicht", sagte Pap, der 
auch im kommenden Jahr wieder antreten will. Denn: "Ich mag dieses Turnier 
sehr."

Das Preisgeld teilten sich die fünf Großmeister - Vladimir Epishin, Ilmars 
Starostits, Romuald Mainka, Oleg Romanishin und Aleksandr Karpatchev - auf. 
Schließlich hatten sie alle sieben Punkte. "Das wird Epishin vielleicht 
etwas ärgern, aber er hätte gegen Pap auch auf Sieg spielen können", sagte 
Organisator Jürgen Wempe. Er sprach von einem sehr harmonischen Turnier, das 
auch im kommenden Jahr seine Fortsetzung finden wird. "Nur der genaue Termin 
steht noch nicht fest. Aber das Jubiläumsturnier findet statt", sagte Wempe.

Dann wird auch der Wanderpokal aktualisiert und um den Namen Epishins 
reicher sein. Der nahm den goldenen Pott bei der Siegerehrung fast etwas 
schüchtern entgegen. Wie es sich für einen etwas exzentrischen Großmeister 
eben gehört.

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