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Info-Mail Schach Nr. 1467


Spannend bis zum letzten Zug
(Quelle: Augsburger Allgemeine vom 09.03.2015)

Bis zur letzten Runde führte der kroatische Großmeister Misa Pap das 
Klassement des ChessOrg-Schachfestivals in Bad Wörishofen an. Dann musste er 
gegen den Griechen Stelios Halkias ran - und verpasste den zweiten 
Turniersieg. Von Axel Schmidt

Schach ist Sport, darauf legt sich André Lupor fest. Der 41-jährige 
Wirtschaftswissenschaftler aus Düsseldorf ist einer von 293 Spielern, die 
vergangene Woche beim 31. Internationalen ChessOrgSchachfestival in Bad 
Wörishofen teilgenommen haben. "Schach lebt von der Praxis. Man muss sehr 
viel Arbeit reinstecken, wenn man erfolgreich sein will", sagt er und zieht 
den Vergleich zum Fußball heran: "Wenn Lukas Podolski ein Jahr lang nicht 
Fußball spielt, trifft er auch das Tor nicht mehr." Was gegenwärtig durchaus 
stimmt.

Und wie beim Fußball, gibt es im Schach auch Amateure und Profis. Amateure 
wie André Lupor, die sich in ihrer Kindheit mit dem Zwillingsbruder Stefan 
am Schachbrett duelliert haben. Und Profis wie die zahlreichen Großmeister, 
die in Bad Wörishofen um das Preisgeld spielen. Es ist vergleichbar mit dem 
Aufeinandertreffen von Amateurklubs und Bundesligavereinen in der ersten 
Runde des DFB-Pokals. Die Favoritenrolle haben immer die Profis inne. "Auf 
einen Großmeister kann man sich schwer vorbereiten", sagt André Lupor. Diese 
beherrschten mehrere Eröffnungen und können dementsprechend variieren. "Und 
selbst wenn man die Eröffnung des Großmeisters trifft, dann kann man davon 
ausgehen, dass er diese bis ins kleinste Detail beherrscht", sagt Lupor. 
Partien zwischen Hobbyspielern, wie ihm, und Großmeistern ziehen ihre 
Spannung aus der Möglichkeit, dass David den Goliath ärgern kann.


Oder gar besiegen. Dass dies möglich ist, hat André Lupor schon bewiesen. 
2008, als er ein nach eigenen Angaben "sehr engagierter Hobbyspieler" war, 
bezwang er in Bad Wörishofen den Großmeister Sergey Galdunts. Es war das 
Jahr, in dem er sich den Fidemeistertitel holte, die dritthöchste Einstufung 
eines Schachspielers im internationalen Vergleich. Danach kommen nur noch 
Internationaler Meister (IM) und Großmeister (GM). "Dieser Erfolg fühlte 
sich schon Klasse an", sagt Lupor, der heuer zum sechsten Mal in Bad 
Wörishofen antritt. Am Ende reicht es für ihn zu Platz 55, für 
Überraschungen sorgen diesmal andere Spieler.

Frank Dreke etwa. Der Berliner, der für den SV Mattnetz Berlin spielt und 
selbst in seinem Verein nur an Nummer 13 gesetzt ist, wird bundesweit mit 
seiner aktuellen Elo-Zahl von 1985 Punkten vom deutschen Schachbund auf Rang 
10783 geführt. In Bad Wörishofen belegte er in der Setzliste Platz 107 - und 
bezwang dennoch gleich in der ersten Runde den Großmeister Romuald Mainka 
aus Dortmund. Auch wenn er mit dem Turniersieg nichts zu tun hat, diesen 
Sieg ihm niemand mehr nehmen kann. Neben Romouald Mainka mussten auch andere 
Favoriten Federn lassen. So besiegte etwa der 70-jährige kroatische 
Schachgroßmeister Miso Cebalo, immerhin Senioren-Weltmeister von 2009, den 
in Bad Wörishofen an Nummer eins gesetzten Deutsch-Russen Igor Khenkin. Und 
auch der spätere Sieger Stelios Halkias aus Griechenland musste sich mit 
drei Remis zufriedengeben, darunter eines gegen die Ungarin Anna Rudolf, die 
an Nummer 18 gesetzt war.

Den Turniersieg holte sich Halkias mit dem letzten Zug. Vor der neunten und 
letzten Runde hatte er noch einen halben Punkt hinter dem führenden 
kroatischen Großmeister Misa Pap gelegen. Im direkten Aufeinandertreffen 
dann gewann der griechische Großmeister Halkias und überholte Pap. Mit 7,5 
Punkten gewann er das Turnier vor Pap (7 Punkte) und dem an Nummer eins 
gesetzten Deutsch-Russen Igor Khenkin (7).

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