Spannend bis zum letzten Zug (Quelle: Augsburger Allgemeine vom 09.03.2015) Bis zur letzten Runde führte der kroatische Großmeister Misa Pap das Klassement des ChessOrg-Schachfestivals in Bad Wörishofen an. Dann musste er gegen den Griechen Stelios Halkias ran - und verpasste den zweiten Turniersieg. Von Axel Schmidt Schach ist Sport, darauf legt sich André Lupor fest. Der 41-jährige Wirtschaftswissenschaftler aus Düsseldorf ist einer von 293 Spielern, die vergangene Woche beim 31. Internationalen ChessOrgSchachfestival in Bad Wörishofen teilgenommen haben. "Schach lebt von der Praxis. Man muss sehr viel Arbeit reinstecken, wenn man erfolgreich sein will", sagt er und zieht den Vergleich zum Fußball heran: "Wenn Lukas Podolski ein Jahr lang nicht Fußball spielt, trifft er auch das Tor nicht mehr." Was gegenwärtig durchaus stimmt. Und wie beim Fußball, gibt es im Schach auch Amateure und Profis. Amateure wie André Lupor, die sich in ihrer Kindheit mit dem Zwillingsbruder Stefan am Schachbrett duelliert haben. Und Profis wie die zahlreichen Großmeister, die in Bad Wörishofen um das Preisgeld spielen. Es ist vergleichbar mit dem Aufeinandertreffen von Amateurklubs und Bundesligavereinen in der ersten Runde des DFB-Pokals. Die Favoritenrolle haben immer die Profis inne. "Auf einen Großmeister kann man sich schwer vorbereiten", sagt André Lupor. Diese beherrschten mehrere Eröffnungen und können dementsprechend variieren. "Und selbst wenn man die Eröffnung des Großmeisters trifft, dann kann man davon ausgehen, dass er diese bis ins kleinste Detail beherrscht", sagt Lupor. Partien zwischen Hobbyspielern, wie ihm, und Großmeistern ziehen ihre Spannung aus der Möglichkeit, dass David den Goliath ärgern kann. Oder gar besiegen. Dass dies möglich ist, hat André Lupor schon bewiesen. 2008, als er ein nach eigenen Angaben "sehr engagierter Hobbyspieler" war, bezwang er in Bad Wörishofen den Großmeister Sergey Galdunts. Es war das Jahr, in dem er sich den Fidemeistertitel holte, die dritthöchste Einstufung eines Schachspielers im internationalen Vergleich. Danach kommen nur noch Internationaler Meister (IM) und Großmeister (GM). "Dieser Erfolg fühlte sich schon Klasse an", sagt Lupor, der heuer zum sechsten Mal in Bad Wörishofen antritt. Am Ende reicht es für ihn zu Platz 55, für Überraschungen sorgen diesmal andere Spieler. Frank Dreke etwa. Der Berliner, der für den SV Mattnetz Berlin spielt und selbst in seinem Verein nur an Nummer 13 gesetzt ist, wird bundesweit mit seiner aktuellen Elo-Zahl von 1985 Punkten vom deutschen Schachbund auf Rang 10783 geführt. In Bad Wörishofen belegte er in der Setzliste Platz 107 - und bezwang dennoch gleich in der ersten Runde den Großmeister Romuald Mainka aus Dortmund. Auch wenn er mit dem Turniersieg nichts zu tun hat, diesen Sieg ihm niemand mehr nehmen kann. Neben Romouald Mainka mussten auch andere Favoriten Federn lassen. So besiegte etwa der 70-jährige kroatische Schachgroßmeister Miso Cebalo, immerhin Senioren-Weltmeister von 2009, den in Bad Wörishofen an Nummer eins gesetzten Deutsch-Russen Igor Khenkin. Und auch der spätere Sieger Stelios Halkias aus Griechenland musste sich mit drei Remis zufriedengeben, darunter eines gegen die Ungarin Anna Rudolf, die an Nummer 18 gesetzt war. Den Turniersieg holte sich Halkias mit dem letzten Zug. Vor der neunten und letzten Runde hatte er noch einen halben Punkt hinter dem führenden kroatischen Großmeister Misa Pap gelegen. Im direkten Aufeinandertreffen dann gewann der griechische Großmeister Halkias und überholte Pap. Mit 7,5 Punkten gewann er das Turnier vor Pap (7 Punkte) und dem an Nummer eins gesetzten Deutsch-Russen Igor Khenkin (7).