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Info-Mail Schach Nr. 1575


Am Ende reicht ein Remis zum Sieg
(Quelle: Augsburger Allgemeine vom 07.03.2016)

Der russische Großmeister Igor Naumkin gewinnt das 32. Schachfestival in Bad Wörishofen - weil die Konkurrenten mitspielen Von Axel Schmidt

 Die letzten Partien sind gespielt, das 32. Internationale Schachfestival ist zu Ende. Eine Woche lang hatten über 340 Schachspieler das Kurhaus in Bad Wörishofen zu einer "sportlichen Denkfabrik" gemacht.

Am Ende war es eine Punktlandung, die der russische Großmeister Igor Naumkin hinlegte: Denn vor der neunten und letzten Runde war der Ausgang des 32. Internationalen Schachfestivals von Bad Wörishofen spannend, wie lange nicht. Gleich vier Großmeister hatten vor dem letzten Durchgang je sechs Punkte auf dem Konto. Vier weitere Spieler folgten mit je 5,5 Punkten, darunter die beiden Großmeister Misa Pap (Serbien), Sieger von 2012, und Alexandr Karpatchev (Russland). Auch sie hatten also noch die Chance auf den Gesamtsieg.

Für Spannung vor dem letzten Durchgang im Kurhaus in Bad Wörishofen war also gesorgt. In der neunten Runde saßen sich nun die Topspieler gegenüber, aus denen sich der Open-Sieger 2016 herauskristallisieren sollte. Bis dato hatten nämlich auch der eine oder andere Außenseiter die Großen ganz schön geärgert. So standen vor der achten Runde mit Ulrich Schulze und Edin Pezerovic zwei Internationale Meister unter den Top-Acht. Unvergessen für viele dürfte auch der Auftritt des Unterallgäuer Lokalmatadors Max Hess aus Lauben gewesen sein. Der schwäbische Meister des Post SV Memmingen hatte es in der siebten Runde mit dem serbischen Großmeister Misa Pap zu tun - und forderte diesen fast sechs Stunden lang, ehe Pap schließlich als Sieger vom Brett gehen konnte. "Ich hätte es mir nicht so schwierig vorgestellt", hatte Pap anschließend anerkennend festgestellt.

Am letzten Turniertag hatte er auch dank dieses Sieges gegen Max Hess also die Chance auf den Gesamtsieg. Doch sein Gegner war Igor Naumkin aus Russland. Diesem sollte aufgrund der besseren Buchholzwertung bereits ein Remis zum Gesamtsieg genügen - sofern sich an den anderen Brettern ebenfalls nur Unentschieden ergeben. Hier saßen sich der deutsche Großmeister Leonid Milov und der Niederländer Jan Werle sowie Alexandr Karpatchev und Vorjahressieger Aloyzas Kveinys (Litauen) gegenüber.

In der Tat endeten sämtliche Partien mit einem Remis, sodass sich Naumkin, der bei seiner ersten Teilnahme 2014 noch auf Platz zwölf rangierte, nun mit sieben Punkten aus neun Runden den Gesamtsieg aufgrund der besseren Buchholzwertung (55) gegenüber den fünf (!) punktgleichen Verfolgern aufweisen konnte. So wurde Vorjahressieger Keveinys Zweiter vor Werle. Vierter wurde Karpatchev vor dem besten Deutschen, Leonid Milov (SC Noris-Tarrasch Nürnberg) und Misa Pap auf Rang sechs. Damit durfte sich Naumkin auch über die 1500 Euro Siegprämie freuen: "Mir hat es sehr gut gefallen in Bad Wörishofen, sowohl die Stadt als auch das Turnier. Ich hätte selbst nicht mit einem Sieg gerechnet, für mich ist es optimal gelaufen."

Ein Indiz dafür, dass es beim Turnier in Bad Wörishofen immer wieder Überraschungen gibt, ist die Tatsache, dass der an Nummer eins gesetzte Boris Chatalbashev (Bulgarien) nur auf Rang elf landete, der an Nummer drei gesetzte Schweizer Sebastian Bogner nur Neunter wurde.

Der 18-jährige Max Hess beendete seine dritte Turnierteilnahme übrigens als 40. mit fünf Punkten.

Das Seniorenturnier gewann in diesem Jahr Christoph Frick aus Tübingen mit sieben Punkten nach der Buchholzwertung (53,5) vor den punktgleichen Alexander Okrajek (Siegburg) und dem Vorjahressieger Wolfgang Weinwurm aus Wien.

Das erstmals ausgespielte und mit 400 Euro dotierte B-Open-Turnier gewann Michael Walda (SG Niederkassel) mit sieben Punkten vor Josef Gulde (SK Krumbach/6,5) und Christoph Klamp (SV Griesheim/6 Punkte).

Organisator Jürgen Wempe konnte einmal mehr zufrieden sein mit dem Turnier. Mit 351 Teilnehmern verzeichnete er ein Plus von 58 Spielern gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt hatten 31 Titelträger den Weg nach Bad Wörishofen gefunden. "Der Sieg von Naumkin hat mich etwas überrascht. Ihn hatte ich nicht ganz oben auf meiner Liste," sagte Wempe.

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