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Info-Mail Schach Nr. 1586


"Mehr Großmeister als in den Vorjahren"
(Quelle: Frankenpost vom 01.05.2016)

260 Denksportler kommen zum Schach-Festival nach Wunsiedel. Organisator Ludwig Zier erklärt den Reiz des Turniers.

Interview:

Herr Zier, neunmal haben Sie das Schach-Festival in Wunsiedel bereits organisiert. Was wird zum kleinen Jubiläum anders?

Wir haben in mehrerer Hinsicht nochmals zugelegt. So ist der Preisfonds deutlich gewachsen - auf 8100 Euro. Eine Live-Übertragung im Internet gibt es jetzt von acht anstatt vier Spitzenbrettern. Und es kommen mehr Großmeister als in den Vorjahren, 16 oder 17 werden es wohl sein.

Erwarten Sie auch einen Rekord bei der Teilnehmerzahl?

Ich gehe davon aus, dass wir den Rekord brechen. Nach den Voranmeldungen liegen wir zurzeit knapp unter 270 Teilnehmern. Die Zahl wird sich bis zuletzt noch verändern, sodass wohl 260 ins Turnier starten werden. Die bisherige Bestmarke von 250 Teilnehmern stammt aus dem Jahr 2014. Bemerkenswert auch: Das Festival war schon Anfang März ausgebucht.

Hätten Sie beim ersten Turnier gedacht, dass es einmal ein derartiger Selbstläufer werden würde?

Sicher nicht. 2007 kamen zur Premiere 94 Teilnehmer. Ich war damals mit meinen Kindern Verena und Oliver viel bei Turnieren unterwegs. Da haben wir uns gesagt: Wir könnten doch auch in Wunsiedel etwas auf die Beine stellen. Jürgen Lenz war unser Partner; als er 2010 schwer erkrankte, rückte Klaus Steffan für ihn ins Team nach.

Sie haben ja nur ein kleines Team zur Verfügung. Macht es das nicht für den Einzelnen stressiger?

Es stimmt schon: Andere Turniere in ähnlicher Größe organisiert in der Regel eine Mannschaft von mindestens zehn Leuten. Wir kommen mit meiner Frau Sabine, unseren Kindern, Klaus Steffan und mir aus. Die Stadt und der Landkreis Wunsiedel unterstützen uns mit Rat und Tat, Hauptsponsor des Turniers ist die LGA mit Sitz in Nürnberg.

Wobei Sie aber die Hauptlast der Vorbereitung tragen?

Man muss an viele Details denken - von den Finanzen bis zu den Hotels, vom Spielmaterial bis zu den Kugelschreibern. Allein am Karfreitag habe ich 80 E-Mails bearbeitet. Aber es hat sich vieles bestens eingespielt.

Da kommt schon der Perfektionist in Ihnen durch. Ist das typisch für einen Schachspieler?

Das ist unser Anspruch: Was man regeln kann, regeln wir. Auch auf unerwartete Situationen sind wir vorbereitet. Es gibt immer einen Plan B. Wenn ein Computer ausfällt, steht sofort ein zweiter bereit. Wir haben bei zahlreichen Turnieren viele Erfahrungen gesammelt. Unsere Devise war immer, von anderen Turnieren das Gute zu übernehmen und das Schlechte zu vermeiden.

Manche aus der Schach-Szene vermuten, dass das zehnte Festival der krönende Abschluss der Turnierreihe sein könnte. Was ist dran an diesen Spekulationen?

Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören. 2017 werden wir auf jeden Fall erst mal eine Pause einlegen - danach werden wir sehen, ob es irgendwann weitergeht.

Haben Sie einen Nachfolger im Blick?

Nein. Wenn jemand ein Schachturnier in Wunsiedel ausrichten möchte, würde ich das begrüßen. Aber dann dürfte es nicht mehr als "Schach-Festival" laufen - das ist vorerst abgeschlossen. Ich glaube, dass es ein neuer Veranstalter sehr schwierig hätte, diesen Standard, den wir erreicht haben, aufzubauen. Man muss in der Region, aber auch in der Schach-Szene vernetzt sein und man braucht einen langen Atem bei der Sponsorensuche.

Was wird bleiben von zehn Jahren Schach-Festival?

Das Turnier war nicht zuletzt auch ein Wirtschaftsfaktor für das Fichtelgebirge. Wir haben mal grob berechnet: 260 Teilnehmer und Angehörige kommen für vier Tage nach Wunsiedel; überwiegend sind sie nicht aus näherer Umgebung, sondern reisen von weither an, 20 Nationen sind vertreten. Sie übernachten in Hotels und Pensionen, kaufen hier ein und besuchen Gaststätten. 80 000 bis 90 000 Euro bleiben in der Region. Wir sind froh, dass wir so ein tolles Image aufbauen konnten. In Großmeister-Kreisen genießt Wunsiedel einen hervorragenden Ruf. Für die Schachspieler war es immer ein Familientreffen.

Das Gespräch führte Jan Fischer

Eines der größten Turniere in Deutschland

Das zehnte internationale Schach-Festival in Wunsiedel findet vom 5. bis 8. Mai in der Fichtelgebirgshalle statt. Der Schirmherr, CSU-Bundestagsabgeordneter Dr. Hans-Peter Friedrich, wird das Turnier am Donnerstag, 5. Mai, um 10.45 Uhr mit dem symbolischen ersten Zug eröffnen. Die Siegerehrung ist dann am Sonntag, 8. Mai, gegen 15 Uhr geplant.

Die Veranstalter um den mehrmaligen deutschen Blindenschach-Meister Ludwig Zier erwarten mehr als 40 Titelträger - das sind Spieler, die Fide-Meister, Internationaler Meister oder Großmeister sind. Zier freut es vor allem, dass so viele starke Jugendspieler in die Festspielstadt kommen. Einer von ihnen ist der Italiener Francesco Rambaldi, der zu den besten drei Talenten der Welt in seiner Altersklasse zählt. Aber auch Gruppen aus europäischen Ländern wie Schweden, Dänemark, Ungarn oder den Niederlanden haben sich angemeldet. Nummer eins der Setzliste ist der deutsche Großmeister Rainer Buhmann - er hat das Festival 2013 gewonnen.

Interessierte können das Meister- und das Amateurturnier bei freiem Eintritt in der Halle verfolgen. Aktuelle Ergebnisse und Tabellen und sogar Live-Übertragungen der acht Spitzenpartien gibt es im Internet:

www.wunsiedel-schachfestival.de

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