Bericht von der 88. Schach-Einzelmeisterschaft des DSB (von Olaf Dobierzin, Leipzig) Vom 22.6. (Anreise) bis zum 2.7.17 (Abreise) fand in Apolda die 88. Schach-Einzelmeisterschaft des DSB statt. Da sich dieser Termin mit der Blindenschach-Olympiade in Mazedonien überschnitt und dort die Spieler unseres A- Kaders im Einsatz waren, wurde mir die ehrenvolle Aufgabe zuteil, den DBSB bei diesem Turnier zu vertreten. Als Betreuer konnte unser früherer Trainer Detlef Neukirch gewonnen werden. Das Turnier wurde im Hotel am Schloß durchgeführt, wo auch die Spieler und Betreuer übernachteten und verpflegt wurden (Vollpension). Sowohl die Eröffnungs- als auch die Abschlussveranstaltung mit Siegerehrung fanden in der nahegelegenen Vereinsbrauerei statt. Die Bedenkzeit betrug 100 Minuten für 40 Züge plus 50 Minuten für den Rest der Partie bei jeweils 30 Sekunden Bonus für jeden Zug. Remisvereinbarungen vor dem 40. Zug waren nur mit Zustimmung des Schiedsrichters möglich. (oder z.B. durch Zugwiederholung). Mir war klar,dass das Turnier für mich sehr hart wird. In der Setzliste der 40 Teilnehmer, darunter 10 Großmeister, lag ich mit deutlichem Abstand auf dem letzten Platz. Nun einige Bemerkungen zu den einzelnen Partien: 1. Runde: FM Florian Fuchs (2335) - Olaf Dobierzin (2020) 1 - 0 In einem klassischen Sizilianer geriet ich nach einigen ungenauen Zügen in einen Königsangriff. 2. Runde: Olaf Dobierzin (2020) - FM Stefan Bücker (2291) 0 - 1 In einer Spanischen Partie wählte mein Gegner eine ungewöhnliche Zugfolge, die in dem fragwürdigen Vorstoß seines g-Bauern gipfelte. Ich hätte das dargebotene Bauernopfer annehmen sollen mit deutlichem Vorteil. So aber geriet ich nach weiteren Ungenauigkeiten auf die Verliererstraße. 3. Runde: FM Uwe Kersten (2257) - Olaf Dobierzin (2020) Remis Endlich etwas Zählbares. Gegen das Londoner System fiel es mir schwer, ein geeignetes Gegenspiel zu finden. Nach harter Verteidigung konnte ich mich behaupten. 4. Runde: FM Jana Schneider (2261) - Olaf Dobierzin (2020) 1 - 0 Die aktuelle Deutsche Damenmeisterin opferte in einer klassischen Sizilianischen Verteidigung einen Bauern. In komplizierter Stellung verstand ich es nicht, für meinen König einen sicheren Platz zu finden. 5. Runde: Dobierzin, Olaf (2020) - Cornelius Middelhoff (2131) 0 - 1 Die erste Französisch-Partie. In der Vorstoß-Variante konnte ich meinem Gegner keine Probleme stellen. Indem ich eine aktive Möglichkeit ausließ, geriet ich in die Defensive und verlor. 6. Runde: FM Heimrath, Reiner (2231) - Dobierzin, Olaf (2020) Remis In einem Lg2-Königsinder erreichte ich eine sehr gute Stellung. Nach einem groben Fehler von Weiß wurde mein Vorteil entscheidend: Ich besaß das Läuferpaar gegen einen Turm. Diese Partie hätte ich gewinnen müssen. Schade. 7. Runde: Dobierzin, Olaf (2020) - Prenzler, Daniel (2210) Remis Im Ergebnis der Partievorbereitung entschloß ich mich, gegen die Französische Verteidigung 3. Sc3 zu spielen. Ich erreichte eine angenehme Stellung, brachte mich aber im weiteren Verlauf durch planloses Spiel noch in Gefahr. 8. Runde: Dobierzin, Olaf (2020) - Schmitt, Philipp (2174) 0 - 1 Schon wieder Französisch. Ich kehrte zur Vorstoß-Variante zurück und erreichte zunächst etwas Vorteil. Im weiteren Verlauf fand ich nicht die richtigen Mittel gegen das schwarze Gegenspiel. Durch taktische Fehler ging die Partie sogar noch verloren. 9. Runde: Bussard, Christian (2251) - Dobierzin, Olaf (2020) 1 - 0 Noch einmal erhielt ich in einer klassischen Königsindischen Verteidigung eine sehr gute Stellung. Im weiteren Verlauf verflüchtigte sich mein Vorteil. Leider erlag ich in etwa ausgeglichener Stellung einem Trugschluss - das Bauernopfer mit geplantem Bauerndurchbruch funktionierte nicht - der weiße König konnte einfach die Bauern aufhalten. Fazit: Trotz der Stärke meiner Gegner (in den ersten 6 Runden hatte ich es mit 5 FIDE-Meistern zu tun) konnte ich in den meisten Partien phasenweise gut mithalten und erreichte einige aussichtsreiche Stellungen, die ich aber leider nicht verwerten konnte (vor allem in der 6. Runde). So blieb mir am Ende mit nur 3 Remisen und keinem Sieg doch nur der letzte Platz. Die eröffnungstheoretische Vorbereitung funktionierte in den ersten Runden überhaupt nicht, weil meine Gegner diesbezüglich - im Gegensatz zu mir - schwer auszurechnen waren. Deutscher Meister wurde der aus Rumänien stammende GM Liviu-Dieter Nisipeanu bei seiner ersten Teilnahme mit 7 Punkten. Die folgenden Plätze belegten mit Rasmus Svane, Alexander Donchenko (je 6,5 Punkte), Vincent Keymer und Dmitrij Kollars (je 6) sehr junge Spieler. Für die ersten 8 Spieler gab es Geldpreise. Nach jeder Runde wählte der als Trainer von Vincent Keymer anwesende Artur Jussupow die beste Partie aus, die mit einem Gutschein oder Sachpreis prämiiert wurde. Den Organisatoren der Veranstaltung um Bernd Vökler von der TSG Apolda verdanken wir ein schönes Turnier, das in einer harmonischen Atmosphäre verlief, so dass es für die Schiedsrichter um Daniel Wanzek und Bundesturnierdirektor Ralph Alt keine Probleme gab. Bei der Abschlussveranstaltung in der Vereinsbrauerei Apolda richteten u.a. Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand und Brauereichef Detlef Projahn (wie auch bei der Eröffnung)einige Worte an die Teilnehmer. Auch der neue Präsident des DSB, Ullrich Krause, stattete der Veranstaltung einen Besuch ab. Ein gbroßes Dankeschön gilt Detlef Neukirch für seine Bereitschaft, mich bei diesem Turnier zu betreuen. Obwohl er nicht mehr so aktiv Schach spielt, konnte er mir bei der Vorbereitung wertvolle Tipps geben. Auch kümmerte er sich darum, dass uns die bei dem Turnier gespielten Partien schnell zur Verfügung standen. Die Freizeit nutzten wir vor allem zu Spaziergängen in die nahegelegene schöne Innenstadt und die Umgebung des Schlosses von Apolda.