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Info-Mail Schach Nr. 1730


Bamberg Open
(von Anton Lindenmair, Augsburg)

Vom 9. - 13. Mai 2018 fand in Bamberg ein sehr stark besetztes Open statt. Der DBSB nutzte dieses Turnier, um Spielern aus dem A- und B-Kader zu einem Trainingsturnier zu verhelfen.

Mit je 3,5 Punkten aus 7 Runden (davon 2 Doppelrunden) landeten Thorsten Mueller, Olaf Dobierzin und Frank Schellmann im Mittelfeld. Dabei boten vor allem Thorsten und Olaf eine starke Leistung. Frank Gärtner erzielte 3,0 Punkte und Anton Lindenmair erreichte 2,5 Punkte. Für Jürgen Pohlers standen am Ende 1,5 Punkte zu Buche.

Für einen seiner Siege erhielt Olaf Dobierzin dann auch noch den Schönheitspreis - herzlichen Glückwunsch!

Ausgezeichnet betreut wurden wir wieder von unserem Bundestrainer Wilfried Bode und unseren guten Geistern Luise Schellmann und Gabi Pohlers..

Nachstehend ein Interview mit Wilfried, das er InFranken.de gab.

Der Artikel auch mit Bildern ist zu finden unter:

https://www.infranken.de/regional/artikel_fuer_gemeinden/verbandstrainer-ist-mit-sechs-blinden-spielern-bei-bamberg-open-dabei;art154303,3386198

Verbandstrainer ist mit sechs blinden Spielern bei Bamberg Open dabei
(Quelle: InFranken.de vom 11.05.2018)

Wilfried Bode (47) ist Verbandstrainer des Blindenschachbundes. Er begleitet sechs blinde Spieler bis Turnierende am Sonntag beim Bamberg Open. Im Interview erläutert er, wie es möglich ist, dass ein blinder Spieler Schach spielen kann und was blind zu sein für diese bedeutet.

 Wie ist es einem blinden Menschen möglich, Schach zu spielen?

Wilfried Bode: Man könnte Schach im Kopf spielen. Das ist denkbar, aber extrem schwierig. Deshalb wird versucht, beim Spielgerät, das der blinde Schachspieler benutzt, einen Ausgleich zum Sehenden durch das Tasten herzustellen. Im Gegensatz zum Sehenden darf der Blinde die Figuren anfassen. Sie erkennt er an der Form. Die schwarzen Figuren haben oben einen kleinen Nagel eingeschlagen. Die schwarzen Felder des Brettes sind auch etwas erhöht. Damit beim Ertasten der Figuren nichts verrutscht, sind diese mit Stiften im Brett befestigt. Beim Ausführen des Zuges wird die Figur aus der Steckvorrichtung herausgehoben und auf das entsprechende Feld bewegt. Spielt ein Blinder mit einem Sehenden, so spielen diese auf unterschiedlichen Brettern und sagen sich die Züge gegenseitig an. Kommt beim Turnierschach noch die Uhr zum Einsatz, kann der Blinde die Zeiten über Kopfhörer erfragen.

Wie muss man sich das Training mit Blinden vorstellen?

Es gibt unterschiedliche Formen. Am interessantesten ist das Gruppentraining. Dies erfolgt jedoch nicht wie beim normalen Vereinsabend mit Demonstrationsbrett oder Beamer. Stattdessen werden die Züge angesagt, und die Spieler übertragen diese auf ihre Steckbretter. Lange Varianten können dabei nicht gezeigt werden. Ich muss stets überlegen, welche Züge ich ansage oder welche ich die Teilnehmer im Kopf vorstellen lasse. Eine andere Möglichkeit ist das Training über Telefon oder via Audio-Clips. Die Spieler können dann die Partie im Kopf nachstellen oder am Steckbrett nachspielen. 

Wie häufig kommen Sie zusammen, um zu trainieren?

 Wir kommen im Wesentlichen zusammen, um zu spielen. Es gibt viele internationale Blindenschachwettkämpfe. Diese dauern zehn bis elf Tage. Ansonsten machen wir gelegentlich auch Lehrgänge oder Fahrten zu Turnieren, bei denen Sehende spielen. Die Lehrgänge dauern im Schnitt drei bis vier Tage. Da treffen wir uns an einem Ort und trainieren 20 bis 30 Stunden miteinander.

Welche Techniken wenden blinde Schachspieler beim Spielen an?

Wir sind ein Verband von Blinden und Sehbehinderten. Wir haben Mitglieder, die können noch bis zu einem gewissen Grad sehen, zehn Prozent Sehkraft ist die Grenze. In der Regel können diese nicht am normalen Brett spielen. Sie brauchen die Möglichkeit, die Figuren anzufassen. Ein blinder Spieler aus unserer Gruppe macht alles über das Tasten. Ein anderer aus unserer Gruppe, der noch sehen kann, aber als blind gilt, schaut die Felder an und fasst die Figuren an. Jeder Spieler hat seine ganz eigene Technik, wie er Schach spielt.

 Wie schaut die Förderung der blinden Spieler aus? 

Wir werden vom Innenministerium gefördert und sind sehr dankbar dafür. Wir kennen die Diskussionen, die stets geführt werden, und wir haben Verständnis dafür, dass regelmäßig geschaut wird, ob es irgendwo einen "Wildwuchs" gibt. Im Prinzip sind wir mit der Förderung zufrieden. Wir schwimmen aber nicht im Geld.

 Wie kam die Turnierteilnahme in Bamberg zustande?

Wir hatten zunächst nach Turnieren gesucht, bei denen nur eine Partie am Tag stattfindet. Denn zwei Partien am Tag zu spielen, ist für Blinde besonders anstrengend, da sie stets konzentriert bleiben müssen, und sie ein kleiner Fehler bereits die Partie kosten kann. Dass die sieben Runden in Bamberg an fünf Tagen stattfinden und nicht wie üblich an vier, kommt unseren Spielern sehr entgegen. Zeitlich passt es auch ganz gut mit dem Feiertag für unsere Berufstätigen.

Welche Ziele haben ihre Spieler?

 Unsere Spieler sind in der zweiten Hälfte des Teilnehmerfeldes angesiedelt. Ich vermute, dass die meisten eine gute Performance erreichen wollen, was DWZ und Elo anbelangt. Es ist in jedem Fall ein gutes Training für die internationalen Turniere, die wir spielen wollen.

 Die Fragen stellte
 Jens Hermann

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