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Info-Mail Schach Nr. 1861


Integration am Schachbrett
(von Kersten Linke, Langenfeld)

Entscheidung am Freitag, den 13.:

Sprechende Pinguine und Raben gegen Chris Ross 

CM Chris Ross muss ich ja den Lesern des Schachkomet nicht vorstellen. Aber was hat es mit " Pinguinen und Raben " auf sich? In meinem Heimatort Langenfeld werden den Grundschulklassen Tiere zugeordnet. Die Raben sind Mädchen und Jungen aus dem zweiten Schuljahr, die Pinguine sind aus dem dritten Schuljahr. Seit Februar habe ich die Schachgruppe der Ganztagsbetreuung an einer Grundschule übernommen und versuche nun, über das Medium Schach, den Kindern Einblicke in andere Welten zu ermöglichen. Bis Oktober konnten wir mal via E- Mail am Südpol vorbeischauen und dann führte der Zufall Regie. 

Nach längerer Pause , erhielt ich wieder eine kommentierte Partie von Chris Ross und habe die Gelegenheit genutzt, einfach mal zu fragen, wie denn die Chancen für ein E- Mail Match gegen ihn stehen. "Ziemlich gut", lautete die Antwort und so hat es Chris jetzt seit knapp drei Spielstunden in zweiá Partien mit sprechenden Raben und Pinguinen zu tun.á " Warum ist es so schwierig, gegen Chris zu spielen", fragten die Raben vor Partiebeginn, " weil er blind ist?" Nein, weil er einfach gut ist,á lautete meine Antwort. Die w- Fragen gingen weiter:" Was bedeutet gut?" Ich hab bisher erst einmal gegen ihn remis gespielt und sonst immer verloren". Denkpause : " Ok aber jetzt sind wir ja da". Entsprechend unbefangen gingen die Raben dann in die Partie und spielten doch tatsächlich ihre Lieblingseröffnung " Hippopotamus". Es wurde dann die Rabenvarianteá im Nilpferdsystem, aber die Raben fliegen auch nach drei Stunden Spielzeit mit zwei Unterbrechungen immer noch. 

Die sprechenden Pinguine spielen mit Weiß: 1. e4 c5. Sizilianisch kommt in der Spielpraxis der Kinder noch nicht vor und so taten sie dass, was wir wohl alle schon mal gemacht haben: wenn man nicht wirklich einen Plan hat, zieht man einen Randbauern. Sieá zogen zaghaft 2. b3 und hatten damit -unwissentlich natürlich- mehrere hundert Seiten Eröffnungstheorie aus dem Spiel genommen. Auch diese Partie läuft mit gleichen Materialverhältnissen immer noch. 

Beide Partien werden am Freitag den 13. Dezember weitergespielt und ich bin ein bisschen Stolz aufá meineá Schützlinge. Die Aufgabe bestand nämlich nicht nur darin, die Partien zu spielen, sondern auch Fragen zu stellen :" Wenn er blind ist, wieso kann er dann unsere E- Mail Fragen beantworten ?" Mein Computer liest mir eure Fragen vor, lautete die Antwort". Aber, wer oder was ist ein " Bovis", führte dann die Googlesuche an ihre Grenzen, denn die Antwort des Onlinelexikons lautete " Rind", was irgendwie gar zu Schach passte. Chris hatte eine Antwort "vorbereitet, die bei den Kindern für glänzende Augen sorgte, denn "Bovis", sein Blindenführhund stellte sich in einem Videoclip selbst vor. Der Name kommt von der Firma, die seinen ständigen Begleiter gesponsert hat. Nach der Art und Weise, wie Chris die " Bovis" Frage gelöst hat, bin ich jetzt gespannt wie er die noch fällige Frage: 

á" Ein sprechender Computer, ok, aber Schach, wie macht er das?" beantworten wird. 

Dieser erste kleine Einblick hatte schon erste folgen: "Du hast doch mal vom IBIS Tunier erzählt" ...

áWir sehen uns 

Kersten Linke 

P.S. Falls Chris Ross auch den Schachkomet liest: die Raben im Tower sind noch da! 

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