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Info-Mail Schach Nr. 1900


Gerhard Dyballa und Axel Eichstädt gewannen die Telefonturniere 2020 des DBSB
(von Gerhard Dyballa, Meschede)

Der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten- Schachbund (DBSB) führte während der Corona-Pandemie 2020 zwei Telefonturniere durch. Die Turniere waren für alle Blinden und Sehbehinderten offen. Eine Mitgliedschaft im DBSB war dafür nicht erforderlich.

Es fanden zwei Rundenturniere statt. Jeder spielte gegen jeden. Bei punktgleichen Spielern entscheidet als zweite Wertung die Sonneborn-Berger-Wertung. Sie wird auch die SB-Zahl genannt. Der Spieler mit der höheren SB-Zahl erhält den besseren Tabellenplatz. Die Sonneborn-Berger-Zahl bzw. SB-Zahl eines Spielers ist die Summe der vollen Punktzahl der Gegner, gegen die er gewonnen hat, und der halben Punktzahl der Gegner, gegen die er unentschieden gespielt hat. Die Sonneborn-Berger-Wertung wurde für Rundenturniere der Form äJeder gegen jedenô entwickelt.

1. Telefonturnier des DBSB
Das erste Telefonturnier fand vom 01.06. bis 23.06.20 statt. Die Teilnehmerzahl von 7 Spielern war ausbaufähig, aber wie mir nicht nur der Turnierleiter Axel Eichstädt versicherte, konnte man von einem gelungenen ersten Versuch sprechen. Es wurden 3 Partien in der Woche ohne Zeitkontrolle gespielt.

DWZ-Favorit war der Kaderspieler des DBSB Gerhard Dyballa vom Schachverein Meschede. Matthias Steinhart vom SF Freiberg räumte man Außenseiterchancen ein. Er nimmt seit vielen Jahren an den Turnieren des DBSB regelmäßig und erfolgreich teil.
6 Teilnehmer sind beim DBSB organisiert und der siebte Spieler Reiner Delgado aus Berlin, der Referent für Soziales (Bildung, Frauen, Jugend, Sport, Kultur, Taubblinde) beim Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) ist, spielte bis 1990 erfolgreich Schach im Verein.

In der ersten Runde hatte Dyballa spielfrei und die anderen spielstärkeren  Teilnehmer setzten sich durch.
In der zweiten Runde gewann Matthias Steinhart gegen Björn Beilfuß vom Hamburger SK und übernahm damit die Führung nach 2 Runden. Er verlor in der dritten Runde gegen Delgado, der in dieser Partie zeigte, dass er die ihm gebotene Chance nutzt und noch immer viel vom Schach versteht.
In den anderen Runden setzten sich weiter die besseren Spieler durch. Nur in der 7. Runde musste sich Steinhart gegen Matthias Brell aus Essen überraschend mit einer Punkteteilung zufrieden geben.

Der Pressewart des DBSB Gerhard Dyballa gewann souverän alle seine 6 Partien und wurde Sieger des 1. Telefonturniers des DBSB.
Den zweiten Platz belegte Björn Beilfuß mit 4 Punkten vor Matthias Steinhart mit 3,5 Punkten. Bemerkenswert ist der 4. Rang von Reiner Delgado, der nach einer sehr langen Pause wieder Schach gespielt hatte und am Ende 3 Punkte erzielte. Martin Gadow vom SF Varel belegte den 5. Platz vor punktgleichem Norbert Raestrup aus Gelsenkirchen. Beide erspielten 2 Punkte. Über den besseren Tabellenplatz von Gadow entschied die Sonneborn-Berger-Wertung. Matthias Brell aus Essen kam auf den letzten 7. Rang. Er spielte einige interessante Partien und war sehr froh über den gewonnenen halben Punkt gegen Steinhart.

2. Telefonturnier des DBSB
Das zweite Telefonturnier begann am 10.08. und endete mit mehreren Nachholspielen am 17.09.20. Es war mit 10 Spielern größer als das Erste. Es wurden 2 Partien in der Woche ohne Zeitkontrolle gespielt.
Der bekannteste Teilnehmer war Dieter Riegler aus Heidelberg. Als Vertreter des DBSB nahm er an zahlreichen Meisterschaften teil. Zur Bronzemedaille der deutschen Mannschaft 1988 hinter den Mannschaften der UdSSR und Jugoslawiens trug er ungeschlagen mit 6,5 Punkten aus 8 Partien bei. Er war zudem Mitglied der Olympiamannschaften der International Braille Chess Association (IBCA), für die er bei den Schacholympiaden 1996 in Jerewan und 1998 in Elista spielte.

Auf gute Platzierung hofften der Turnierleiter Axel Eichstädt aus Hamburg, der zweitplatzierte im 1. Telefonturnier Björn Beilfuß und der dort drittplatzierte Matthias Steinhart. Auch Martin Gadow und Matthias Brell nahmen wieder teil.
Frank Eickhof und Jürgen Beer wurden durch die Newsblätter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) auf das Turnier aufmerksam.
Roland Theiss und Vladimir Schramm, zwei Mitglieder des DBSB vervollständigten das Teilnehmerfeld.

Nachdem sich die spielstärkeren Teilnehmer in der 1. Runde durchgesetzt hatten, gab es in der 2. Runde im direkten Duell zwischen Eichstädt und Riegler ein Unentschieden. Eichstädt spielte eine scharfe Variante. Er hatte mehr Raum für seine Figuren, sah aber nicht, wie er die bessere Stellung gewinnen kann.

In der dritten Runde gewann Eichstädt gegen Steinhart. Es war eine sehenswerte Partie. Steinhart spielte eine sehr scharfe Variante mit der er seinen Königsflügel schwächte. Eichstädt kannte die Variante und griff den ungeschützten König und gleichzeitig die vorgerückten Bauern seines Gegners an.
Die Führung nach der dritten Runde übernahmen Schramm und Gadow, die ihre dritten Partien hintereinander gegen Beilfuß und Brell gewonnen hatten.

In der 4. Runde waren Beilfuß gegen Gadow und Steinhart gegen Schramm siegreich. Eichstädt gewann seine Partie gegen Theiss und Riegler bezwang Eickhof. Eichstädt übernahm die Führung mit 3,5 Punkten vor punktgleichem Riegler.

Schramm spielte in der 5. Runde gegen Eichstädt sehr solide und er musste in einer sehr langen Partie niedergekämpft werden. Auch Riegler setzte sich gegen Brell durch und die beiden blieben in der Rangliste vorne.
Schramm gegen Gadow erspielten in der 6. Runde ein Remis. Sonst setzten sich die besseren Spieler durch.
In der 7. Runde entstand zwischen Gadow und Eichstädt ein remisliches Turmendspiel und die beiden einigten sich auf eine Punkteteilung. Im direkten Duell zwischen Riegler und Steinhart gab es nach einer interessanten Partie ebenfalls ein gerechtes Unentschieden.

Eichstädt gewann seine vorletzte Partie und übernahm mit 7 Punkten die alleinige Führung, da Riegler nicht über ein Unentschieden gegen Schramm hinauskam.

In der letzten 9. Runde bezwang Eichstädt mit Schwarz Beer und gewann verdient das 2. Telefonturnier mit 8 Punkten. Er siegte in 7 Partien und gab nur zweimal je einen halben Punkt ab.
Dieter Riegler und Matthias Steinhart gewannen auch ihre Partien. Riegler errang den 2.Platz mit 7,5 Punkten mit einem Sonnenberg-Berger Punkt Vorsprung in der zweiten Wertung vor punktgleichem Matthias Steinhart. Riegler probierte am Telefon neue Eröffnungen aus.
Den guten 4 Rang eroberte der 80-jährige Vladimir Schramm mit 6 Punkten, der ein sehr gutes Turnier gespielt hatte. Mit 5 erkämpften Punkten erreichte Martin Gadow den 6. Rang. Mit 3,5 Punkten folgte Frank Eickhof auf dem 7. Platz. 3 Punkte erzielte Björn Beilfuß. Die Plätze 8 und 9  belegten Jürgen Beer mit 2,5 und Matthias Brell mit 2 Punkten. Roland Theiss verlor zwar alle Partien, zeigte aber einige interessante Stellungen.

Gerhard Dyballa
Pressewart des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten Schachbundes (DBSB)

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