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Info-Mail Schach Nr. 58


Hallo Schachfreunde,
die Technik macht es möglich - bei fast jedem Open gibt es am Abend des 
Spieltages die aktuellen Einzelergebnisse im Internet. Bei der IBCA-
Veranstaltung im spanischen Benasque (noch bis Freitag, 14.07.) sind die 
Teilnehmer froh, wenn die kompletten Ergebnislisten ohne größere Verspätung
ausgehändigt werden. Diese wurden/werden mit dann von Ludwig bzw. Christine
Beutelhoff zugefaxt. Einige Resultate (bis Sonntag - 4.Runde) gibt es im
anschließenden Ergebnisblock zusammen mit Zwischenständen von anderen 
Turnieren. Ganz am Ende habe ich noch Lesestoff angefügt - ein Stimmungs-
bericht von Großmeister Stefan Kindermann von einer besonderen Schachver-
anstaltung.
Aus Leimen grüßt
herbert lang

BLINDENSCHACH in Benasque
a) Einladungsturnier der 10 "besten" Spieler - Iljumschinow-Cup -
   Nach 4 von 9 Runden führt Dukazewski (Polen) 4,0 vor Vassim (Ukraine) 3,5
b) Open mit 64 Teilnehmern - 9 Runden Schweizer System
   Nach 4 Runden führt Olaf Dobierzin (Leipzig) 4,0 allein u.a. vor
   Dieter Bischoff (Heidelberg) 3,5 Punkte.
   Schachfreund Hartmut Kautzky aus Österreich hat 2,5 Punkte - ungeschlagen.
   Die übrigen 13 Teilnehmer aus Deutschland haben wie folgt gepunktet:
   3,0 - Anton Lindenmair
   2,5 - Manfred Heinich, Heinz Engl, Jürgen Pohlers 
   2,0 - Manfred Müller, André Schlierf, Werner Fries, Frank Gärtner,
         Peter Staubach
   1,5 - Elisabeth Fries, Frank Schellmann
   1,0 - Kurt Milotzki
   0,5 - Stephan Carqueville 

SUPERTURNIER IN DORTMUND
10 Teilnehmer - Rundenturnier - Zwischenstand nach 3 Runden
1.    Anand 2,5 Punkte
2.-5. Adams, Kramnik, Leko, Junior 6 (Computerprogramm) je 2,0
6.    Bareev 1,5 
7.-9. Akopian, Khalifman, Piket je 1,0 
10.   Dr. Hübner 0,5 

EUROPAMEISTERSCHAFT in Italien
Nach 6 von 11 Runden liegen die deutschen Spieler Hertneck (1.-3. mit 5 
Punkten) und Lutz (4.-12. mit 4,5 Punkten) aussichtsreich im Rennen.

SCHUHPLATTLER-Turnier 2000
Ladies - Veterans vom 04. bis 15. Juli 2000 in München

Gespielt wird vom 4. bis 15. Juli 2000 jeweils Nachmittags (außer an den
Ruhetagen 8. und 12. Juli) im Hotel Bayerischer Hof, Promenadeplatz 2-6, in
München. Austragungsmodus ist das sogenannte Scheveninger System.
J.J. van Oosterom ist Sponsor dieses Ereignisses, das von der
"Association Max Euwe" in Monaco organisiert wird.
Das Turnier "Ladies - Veterans" wird jährlich seit 1992 durchgeführt und
jeweils nach einem Tanz des Austragungsortes benannt. Deshalb der Name
Schuhplatter- Turnier für den Ort München.
Damen - Senioren 238,0 - 250,0 (nach 8 Wettkämpfen)
Hauptschiedsrichter ist Geurt Gijssen aus den Niederlanden, assistiert
von Christian Krause (Deutschland).
(Jede Dame spielt gegen jeden Senior (bzw. jeder Senior gegen jede Dame)
zwei Partien) 

Stimmungsbild von Stefan Kindermann
In einem ruhigen Saal des Münchner Nobelhotels "Bayerischer Hof" wird
der diesjährige originelle Wettkampf zwischen fünf der weltbesten Damen und
fünf der besten Senioren (über 60) ausgetragen. Dieser Wettbewerb findet von
Jahr zu Jahr in einer anderen europäischen Großstadt statt und ist nach
einem Traditionstanz des Gastgeberlandes benannt (z.b. Polka in Prag,
Flamenco in Madrid, Walzer in Wien...). Ich war neugierig welcher Tanz wohl
für Deutschland/München typisch wäre... Schuhplattler natürlich!- Ob das ein
Kompliment für deutsche Tanzkultur ist?!
Der holländische Mäzen Joop van Oosterom legt keinerlei Wert auf Publicity 
und Publikumsandrang und so fanden nur wenige lokale Schlachtenbummler den
Weg in die erste Etage des bayrischen Hofs. Im Pressezentrum diskutiert der 
Kapitän der Ladies Ljubomir Ljubojevic gewohnt lebhaft den Verlauf der 
Partien, wobei er allerdings nur wenige Zuhörer hat. In der spannenden 
Schlussphase sitzt er neben Van Oosterom in der ersten Reihe und teilt ihm 
teils flüsternd, teils in Zeichensprache seine Einschätzung der Lage mit.
Van Oosterom selbst ist übrigens nicht nur begeisterter Schachmäzen, sondern 
schlägt im Fernschach eine außerordentlich scharfe Klinge. In der aktuellen 
ELO-List des Weltfernschachbundes ICCF liegt er mit imposanten 2711 ELO-Punkten 
an zweiter Stelle!
Der Kampf von fünf jungen und attraktiven Damen gegen fünf kampferprobte
Veteranen hat tatsächlich ein ganz eigentümliches Flair:
Ganz links kämpft die vor nervöser Energie vibrierende 24-jährige
Chinesin Zhu Chen gegen den 74-jährigen Klaviervirtuosen Mark Taimanov, der
schon im Kandidatenturnier mit Bobby Fischer die Klingen gekreuzt hat. Das
Mädchen aus dem Reich der Mitte verwirrt durch unaufhörliches Augenzwinkern
sowie scharfe Blicke, die sie wie Pfeile regelmäßig auf den berühmten
Kontrahenten abschießt. Als Hilfsmittel verwendet sie einen mächtigen
Fächer, der offenbar für klares Denken sorgt, in einer Bogoindischen
Verteidigung wird Taimanov trotz zähen Widerstands völlig an die Wand
gespielt und vom weißen Zentrum zerquetscht.
Daneben spielt die Georgierin Nana Ioseliani gegen den großen und
unverwüstlichen Viktor Kortschnoi, der Rückgrat und Säule der
Veteranenmannschaft verkörpert. Ioseliani hält zumeist die Hände wie eine
Schale vor den Mund, als wolle sie verhindern, dass ihren Lippen ein
unbedachtes Wort entschlüpft, während Kortschnoi mit einem grimmigen
Ausdruck auf und ab geht, der mich an Marcel Reich Ranicki erinnert, wenn er
im "Literarischen Quartett" das Buch eines unglücklichen Autors zerreißt.
Nach zunächst für Kortschnoi verheißungsvoller Eröffnung muss er am Ende
zufrieden sein, auf der schwarzen Seite eines Nimzoinders das Remis zu
sichern.
Stoische Ruhe strahlen die Kontrahenten am Nebenbrett aus : Nach sehr
interessantem Eröffnungsverlauf in einem slawischen Damengambit scheint
Vizeweltmeisterin Alisa Galliamova gegen den 79-jährigen Turniernestor
Wassili Smyslow auf der Siegesstraße zu sein, doch die legendäre
Endspieltechnik des Exweltmeisters hält stand.
Mit Weltmeisterin Xie Jun eine weitere Chinesin unter den Ladies, auch
in der aktuellen Eloliste der Männer sind erstmalig mehrere Chinesen unter
den Top100 anzutreffen, droht den abendländischen Großmeistern die gelbe
Gefahr?
Xie Jun gerät mit Weiß gegen den holländischen Veteranen Bouwmeester,
der zuletzt 1967 bei einer holländischen Meisterschaft den ersten Platz
geteilt hatte, unter schweren Druck, nach eigener Aussage stand sie
zwischendurch wohl auf Verlust, schließlich endet das Duell friedlich.
Daneben energetisiert sich die mittlere der Polgarschwestern, die seit
mehreren Jahren in Israel lebt durch intensives Fußwippen, während Vlastimil
Hort bedächtig seinen Schnurrbart streicht. Hort ist offenbar etwas
indisponiert und geht in schwerer Zeitnot unter. 

3,5:1,5 für die Ladies am ersten von zehn Kampftagen und Mozartkugeln
von Kapitän Ljubojevic für die Siegerinnen!

Bei Halbzeit - also nach 5 Durchgängen führen die Damen 14,5:10,5

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