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Info-Mail Schach Nr. 398


Hallo Schachfreunde,

das Kalenderjahr ist nun schon wieder fast einen Monat alt und auch das Jahr
im Schachgeschehen hat mit dem ersten "Superturnier" begonnen. In Wijk aan
Zee trifft sich im Moment die Weltspitze. Unten findet Ihr den Zwischenstand
nach 7 von 13 Runden und einen ausführlichen Kommentar zu diesem Turnier.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Toni aus Augsburg

Corus-Turnier 2005  (15. bis 30. Januar)
Zwischenstand am 22.01.2005 - nach 7 von 13 Runden
1.-4. V. Topalov, P. Leko, M. Adams, V. Anand   4½
5.-7. A. Grischuk, L. Bruzon, V. Kramnik   4
8.-9. J. Polgar, R. Ponomariov  3½
10.-11. N. Short, L. van Wely  3
12.-13. I. Sokolov, P. Svidler  2½
14. A. Morozevich  1

Corus Wijk aan Zee 2005
Mit einer Kategorie 19 und einem Eloschnitt von 2721 ist die A-Gruppe des
Corus-Schachturniers besonders stark besetzt. Außer Kasparov nehmen alle
Topspieler der Weltrangliste teil, darunter auch Judit Polgar, die ihr
erstes
Turnier nach ihrer Babypause spielt.
Für viel Unterhaltung und spannende Partien sorgten in den
vergangenen Jahren auch die Spieler des B- und C-Turniers. Auch diesmal
haben die Organisatoren  hier wieder sehr interessante Teilnehmerfelder
zusammengestellt.

Vorbericht von André Schulz (ChessBase)
In diesem Jahr findet das Schachturnier in Wijk aan Zee zum 5. Mal unter der
Ägide des Sponsors Corus statt. Unter diesem Namen firmiert ein
Stahlkonzern, der sich aus englischen Produzenten und dem niederländischen
Hersteller Hoogoven zusammen gefunden hat. Hoogoven, dessen großes Stahlwerk
in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wijk am Zee liegt, vom Dorf nur durch eine
Düne getrennt, war seit Jahrzehnten der traditionelle Sponsor des
Schachturniers, das seit 1938 existiert, zunächst im benachbarten Beverwijk
ausgetragen wurde und 1968 in das Urlaubsdörfchen Wijk aan Zee umzog.
Wer nach Wijk will, nimmt den Weg über Amsterdam, per Flugzeug oder Bahn,
von dort fährt eine Regionalbahn nach Beverwijk und nun bringt einen der Bus
oder ein Taxi nach Wijk aan Zee.
Der kleine Ort liegt zwischen einem Dorfanger und dem Meer und besteht aus
nur wenigen Häusern und einigen Urlaubshotels. Im Winter wäre hier keine
Saison, wenn sich nicht seit bald 70 Jahren im Januar oder Februar die
besten Schachspieler der Welt und zahlreiche weitere Schachfreunde
versammeln würden.
Das Dorfzentrum De Moriaan mit einer großen Sporthalle ist der Ort des
Geschehens. Hier werden zahlreiche Offene Turnier für Schachamateure jeder
Spielstärke angeboten. Eine Absperrung trennt die Teilnehmer des A- und
B-Turniers. Das C-Turnier findet bereits inmitten des "Volkes" statt. Aber
auch die Top-Stars aus dem A-und B-Turnier laufen wie die anderen durch die
Flure oder kiebitzen schon mal in der Halle.
So verbindet sich in Wijk auf einzigartige Weise ein großes volkstümliches
Schachfestival mit dem internationalen Spitzenschach. Und es gibt noch
etwas, was das Turnier in Wijk von allen anderen Spitzen- und
Traditionsturnieren unterscheidet. Spieler können sich für eines der Offenen
Turniere anmelden oder eines der geschlossenen Turniere bewerben und haben
theoretisch die Möglichkeit, sich bis ins A-Turnier zu qualifizieren. Wer
eines der Turniere gewinnt, darf im nächsten Jahr im nächst höheren Turnier
mitspielen.
Auch für die die einheimische Spieler ist Wijk eines der wichtigsten Bühnen
für die weitere Entwicklung. Die Organisatoren achten bei der Besetzung
nicht nur auf ein internationales interessantes Feld, sondern auch auf die
Belange der eigenen Spitzenspieler und des Nachwuchses. In jedem der
Topturniere gibt es einen großen Anteil an einheimischen Spielern, die
natürlich von solchen Turnieren immens profitieren.
Im A-Turnier spielen die ersten neun der Weltrangliste. Kasparov hätte gerne
gespielt, musste sich aber den Termin für den geplanten, inzwischen aber
abgesagten (verschobenen) Wettkampf im Januar in Dubai gegen Kazimdzhanov
frei halten. Hinzu kommen mit Grischuk, Ponomariov und Short drei weitere
Top-Spieler, außerdem als nationale Vertreter Ivan Sokolov und Loek van
Wely. Der Kubaner Bruzon hat sich durch seinen Sieg im B-Turnier für die
A-Gruppe qualifiziert.
Topfavorit ist Rekordsieger Vishy Anand, der sich zur Zeit in Topform
präsentiert. Manche sehen in ihm den derzeit besten Schachspieler, um
Kasparov in der Eloliste zu überholen, müsste Anand allerdings diesmal mit
10 aus 13 gewinnen. Aber auch andere Spieler sind ehrgeizig. Nach einer
Pause sind Topalav und Judit Polgar wieder am Start. Kramnik und Leko
präsentieren sich erstmals wieder nach ihrem WM-Kampf.
In der B-Gruppe sind solche hoffnungsvollen Nachwuchsspieler wie Shakryar
Mamedyarov (19),  Jaan Smeets (19), Ivan Cheparinov (18), Daniel Stellwagen
(17),  Aljandro Ramirez (16), Sergey Karjakin (14) und Magnus Carlsen (14)
zu finden. Das weibliche Geschlecht ist durch Weltmeisterin Antoaneta
Stefanova und Europameisterin Alexandra Kosteniuk vertreten.
Auch im C-Turnier sind mit Natalia Zhukova, Tea Lanchava, Zeinab Mamedyarova
und Bianca Muhren mehrere Frauen am Start. Gäbe es eine Frauenbeauftragte im
Schach, könnte diese einigermaßen zufrieden sein, denn die Quote bei den
drei Turnieren ist höher als der allgemein Anteil der Frauen im
Turnierschach. Mit dem 11-jährigen Inder Parimarjan NegiI spielt im
C-Turnier der jüngste Spieler überhaupt mit.

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