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Info-Mail Schach Nr. 1272


Endrunde DPEM des DSB
(von Anton Lindenmair, Augsburg)

Mit der Abkürzung "DPEM" werden wohl nur diejenigen etwas anfangen können, 
die sich ein wenig intensiver mit den Ereignissen im Schachterminkalender 
beschäftigen. Für die anderen sei erklärt, dass es sich hierbei um die 
"Deutsche Pokal-Einzelmeisterschaft" des DSB handelt. Wem das noch immer 
nicht viel sagt, der kann vielleicht mit dem Begriff "Dähne-Pokal" etwas 
mehr anfangen. So hieß dieser Wettbewerb nämlich früher und viele 
Schachfreunde sprechen auch heute noch vom Dähne-Pokal, um die etwas 
sperrige Bezeichnung DPEM zu umgehen.

Die Endrunde dieses Wettbewerbs, für die sich Vertreter der Landesverbände 
im DSB in ihren Verbänden qualifizieren mussten, fand vom 7. - 9. Juni in 
Halle/Saale statt. Der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund 
(DBSB), der einem Landesverband gleichgestellt ist, entsendet zu diesem 
Turnier jedes Jahr einen Vertreter. In der Regel ist dies der Vizemeister 
der DBSB-Einzelmeisterschaft. Nach meinem 2. Platz im vergangenen Jahr hatte 
also ich diesmal die Ehre in diesem sehr stark besetzten Turnier die Farben 
des DBSB zu vertreten.

Konzipiert ist die Endrunde dieses Wettbewerbs für 32 Teilnehmer. Durch 
kurzfristige Absagen startete man aber nur mit 30 Schachfreunden. Der Pokal 
wird im K.O.-System ausgespielt. Die Verlierer müssen aber nicht sofort nach 
Hause fahren, sondern spielen in einem Schweizer System Turnier über fünf 
Runden weiter. Dieses System wurde meines Wissens nach zum ersten Mal in den 
70er Jahren beim Silberpokal-Turnier in Bad Aibling angewandt.

Eine weitere Besonderheit des Turniers besteht darin, dass frei gelost und 
nicht gesetzt wird. Runde 1 bescherte mir einen Vertreter aus NRW zum 
Gegner. Gegen Heinz Georg vom Schachverein Kamen 1930 (Elo 2208) führte ich 
die schwarzen Steine und sah mich mit einem Königsgambit konfrontiert. Mein 
Gegner spielte die Eröffnung aber wenig ehrgeizig und so konnte ich 
Ausgleich erlangen. Im Mittelspiel verlor Georg durch eine Unachtsamkeit 
einen Bauern und nach einigen Abtauschmanövern fand ich mich auf einmal in 
einem Turmendspiel mit einem Mehrbauern wieder. Leider unterlief mir bei 
meinen Gewinnversuchen ein ganz dicker Fehler und am Ende stand ich mit 
leeren Händen da.

Nach einer kurzen Pause ging's dann gleich mit der 2. Runde weiter. Diesmal 
hatte ich Weiß und spielte gegen den bayerischen Vertreter Bernard Czap aus 
Unterhaching (Elo 2155). In einem königsindischen Vierbauernangriff gab ich 
einen Bauern für Spiel. Als dann mein Gegner eine etwas versteckte Drohung 
von mir übersah konnte ich eine Figur und gleich darauf die Partie gewinnen.

Am Freitag Morgen bekam ich es dann mit Michael Strache vom SV Sangerhausen 
(Sachsen-Anhalt) zu tun. Mit den schwarzen Steinen und gegen einen 
übermächtigen Gegner (Elo 2315) sprang nicht mehr heraus als ein verlorenes 
Turmendspiel.

Meine Hoffnung, in Runde 4 einen etwas leichteren Gegner zu bekommen, 
erfüllte sich nur zum Teil. Das Los bescherte mir Helmut Hassenrück von der 
Schachgesellschaft Gladbeck (Elo 2227) und das dritte verlorene Turmendspiel 
in vier Partien.

Die Schlussrunde am Samstag galt es gegen Achim Engelhart vom Post SV Ulm 
(Elo 2134) zu bestehen. Und wieder - man ahnt es schon - entstand ein 
Turmendspiel. Glücklicherweise diesmal kein Verlorenes und so einigte ich 
mich mit meinem Gegner nach 40 Zügen auf die Punkteteilung.

Am Ende standen also 1,5 Punkte zu Buche, was mir unter den 30 Startern Rang 
24 einbrachte. Dies hatte ich auch meiner ausgesprochen guten 
Buchholz-Wertung von 13,5 zu verdanken. Meine Gegner hatten also am Ende 
durchschnittlich 2,7 Punkte gemacht. Ein Resultat mit dem ich sehr zufrieden 
sein kann.

Dank sei an dieser Stelle unserem Bundestrainer Wilfried Bode gesagt, der 
mich nicht nur in der Vor- und Nachbereitung der Partien gut beriet, sondern 
mich auch sonst über die insgesamt vier Tage gut betreut hat.

Die Spielbedingungen waren hervorragend, wofür dem Veranstalter an dieser 
Stelle herzlich gedankt sei. Angenehm war auch, dass ich immer am selben 
Platz spielen durfte. Das Turnier wurde übrigens mit einer Bedenkzeit von 90 
Minuten für 40 Züge und einer Zeitgutschrift von 30 Sekunden für jeden Zug 
gespielt. Das bedeutete für mich, dass ich nicht mit der sonst gewohnten 
mechanischen Blindenschachuhr spielen konnte. Die elektronische Uhr mit 
Sprachausgabe machte aber keine Probleme und so war die Bedenkzeitregelung 
auch kein Nachteil für mich.

Den Pokal holte sich der Braunschweiger Vitali Braun. Nach einem Remis im 
Endspiel setzte er sich im Blitzentscheid durch.

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