Hallo Schachfreunde, die letzte Ausgabe liegt zwar erst 3 Tage zurück, aber ich habe zwei aktuelle Berichte erhalten, die ich möglichst bald an Euch weiterleiten möchte. Eine etwas seltsame Ausgabe von Info-Mail Schach findet Ihr heute in Eurem Briefkasten. Zuerst wird von einer Meisterschaft berichtet, bei der es keinen Meister gab, dann berichten wir von der Bundesliga ohne die 16. Mannschaft (Auftakt 6. und 7. Oktober), und zuletzt wird noch von schachlichen Aktivitäten an einem ungewöhnlichen Ort berichtet. Aber lest einfach selbst! Es grüßt Euch alle Toni aus Augsburg Mit einer Kuriosität ging die britische Meisterschaft im Blindenschach zu Ende. An der Spitze landeten zwei Spieler punktgleich, was an und für sich nichts besonderes ist. In einem solchen Fall wird entweder nach Wertung entschieden oder es finden - wenn die Sache wichtig genug ist - Stichkämpfe statt. Nicht so bei der britischen Meisterschaft. Wenn ich Chris Ross - dem ich an dieser Stelle für die Übermittlung des Ergebnisses danken möchte - richtig verstanden habe, wurde der Titel nicht vergeben. Ja, manche Dinge sind auf der "Insel" eben doch noch etwas anders. Das Turnier fand vom 15.09.2001 - 22.09.2001 in Grantham statt und wurde in 7 Runden nach Schweizer System ausgetragen. Der Endstand: Pl. Name Punkte 1. Chambers Colin 5,5 Burnell Stephen 5,5 3. Gallagher John 4,5 4. Armstrong William 4,0 Hodgkins David 4,0 Lovell Stan E. 4,0 Perham Brian 4,0 Wragg Steve 4,0 9. Cohn Hans 3,0 Gordon Philip 3,0 11. Spink Derik 1,0 12. Davey A. 0,0 USC Magdeburg zieht sich aus der Bundesliga zurück Wie wir von Jürgen Kohlstädt erfahren, hat der USC Magdeburg am 20. September seinen Rückzug aus der 1. Bundesliga erklärt. Damit ist der erwartete Eklat in der 1. Runde und der in unserem Bericht für möglich gehaltene Prozeß vermieden, aber die Bundesliga hat nach einer Saison Ruhe wieder ihren ersten Ausfall. Nach Ansicht des Turnierleiters sind finanzielle Gründe maßgeblich für den Rückzug: Die Stadtsparkasse, die das Team bisher gesponsert hatte, verstärke ihr Engagement bei den Fußballern des 1. FC Magdeburg und habe alle übrigen Sponsormaßnahmen, jedenfalls die für die Schachspieler, gestrichen. Die Bundesliga verliert eine sehr sympathische Mannschaft, einige sehr gute Spieler haben in der nächsten Saison kein Engagement - die Regeln schließen ja ihre verspätete Aufnahme in andere Teams aus. Der Rückzug eines Vereins ist bitter nicht nur für die Liga insgesamt, sondern vor allem auch für seine Spieler. Die 1. Doppelrunde in Magdeburg ist also gesprengt. Nach den Regeln müssten die beiden westdeutschen Teams aus Solingen und Heiligenhaus nach Berlin zu den SF Neukölln reisen, doch bemüht sich Herbert Scheidt, die Berliner - zur Zeit auf Kreta im Europa-Pokal engagiert - nach Solingen einzuladen. Fans werden den Spielort auf verschiedenen Internetseiten erfahren können. Christian Zickelbein Sprecher der Bundesliga-Vereine "Hängepartien" in der Wuppertaler Schwebebahn 20. September 2001 150 Jahre Elberfelder Schachgesellschaft (1851-2001) Schachmatt bei 60 Stundenkilometern: die Elberfelder Schachgesellschaft zelebriert das Königliche Spiel im historischen Kaiserwagen "J'adoube" - Martin Keller (35), Vorsitzender der Elberfelder Schachgesellschaft, rückt seine Dame zurecht, nachdem ein Schaukeln des 100jährigen Kaiserwagens die Monarchin unversehens zu Fall gebracht hat. Auf ungewohntem Terrain - in einer luftigen Höhe von 12 Metern über der Wupper, bei einer Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern und untermalt von quietschenden Motoren und ratternden Gleisen - hat Schach seine eigenen Gesetze ... Inspiriert durch den bekannten Werbeslogan "Wuppertal hängt an der Schwebebahn" inszenierte die Elberfelder Schachgesellschaft anlässlich des 150jährigen Vereinsjubiläums "Hängepartien in der Schwebebahn". Rund vierzig Enthusiasten des Königlichen Spiels trugen einen freundschaftlichen Wettkampf an zehn Brettern aus. Als Partner für diesen besonderen Event konnte die Wuppertaler Stadtwerke AG gewonnen werden, die den traditionsreichen "Kaiserwagen" zur Verfügung stellte. Der Name des 100jährigen "Industriedenkmals an Rädern" geht auf einen Besuch Wilhelms II. und seiner Gemahlin anno 1900 in den Wupperstädten Barmen und Elberfeld zurück. Gute Kontakte zwischen der Wuppertaler Stadtwerke AG und der ESG 1851 bestehen durch das Betriebsschach, wo viele ESG-Spieler seit Jahren engagiert sind. Der Turniermodus wurde bei dieser Veranstaltung durch die "Verkehrsbedingungen" bestimmt: Eine Fahrtstrecke zwischen den Endpunkten Vohwinkel und Oberbarmen nimmt mit dem musealen Vehikel eine gute halbe Stunde in Anspruch, so daß die Wahl auf Schnellschach fallen musste. Neben den mit grünem und rotem Samt bezogenen Polstermöbeln sorgten auch die Spieltische für ein ungewöhnliches Ambiente: Wo sonst "Bergische Spezialitäten" - z.B. Rosinenstuten mit Kaffee - serviert werden, fanden die hölzernen Turnierbretter nur zu zwei Dritteln Platz. Auf verpönte Steck-, Magnet- oder Reiseschachsets auszuweichen, wurde indes nie ernsthaft in Erwägung gezogen ... Vor diesem Hintergrund war auch eher der 13,3 Kilometer lange Weg über der Wupper als der Triumph auf den 64 Feldern das Ziel der gelungenen Veranstaltung, die nur am Endpunkt Oberbarmen kurz unterbrochen wurde: Da bei der Wende des Schwebebahnzugs keine Gäste an Bord zugelassen sind, mussten die Schächer kurzfristig die Uhren anhalten, Bretter und Figuren verlassen und per Pedes auf die andere Bahnhof-Seite "rochieren". Und als der Troß von Spielern und Kiebitzen nach einer Fahrt- und Spielzeit von einer Stunde in Vohwinkel den Kaiserwagen wieder verließ, konnte man bei so manchem den Eindruck gewinnen, er sei froh, wieder eine feste Grundreihe unter den Füßen zu wissen ...